2024-04-29T14:34:45.518Z

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FC Memmingen ist gegen Geisterspiele

Spiele ohne Zuschauer in der Fußball Regionalliga Bayern keine Option

Memmingen - Der bayerische Fußball-Regionalligist FC Memmingen hat in der Corona-Krise schon frühzeitig die Reißleine gezogen. Als einer der ersten Vereine überhaupt hatte der FCM den Trainingsbetrieb im Verein komplett gestoppt. Mit der Ankündigung, alle „veränderbaren Zahlungen“ sofort einzustellen, sorgten die Memminger für bundesweite Schlagzeilen. Ob es in der Regionalliga weitergehen kann, ist noch nicht klar. Geisterspiele kommen für den FCM-Vorsitzenden Armin Buchmann dabei laut Mitteilung nicht infrage.

Der FC Memmingen versichert, alle Zahlungen bis zum 15. März geleistet zu haben. Einige Spieler und auch Cheftrainer Esad Kahric haben sich solidarisch erklärt und wollen auf ihre Gelder verzichten. Nur bei wenigen Akteuren greift Kurzarbeitergeld – weil es meist nur Aufwandsentschädigungen oder Minijobs Fußball sind. Bei denjenigen, die nicht auf ihr Geld verzichten können oder wollen, „wird der FCM aktuell gültige Verträge vorerst erfüllen müssen“, heißt es in der Mitteilung. Laut Buchmann betrifft dies nur wenige Fälle.

Eine klare Meinung haben die Memminger, was eine mögliche Fortsetzung der Saison angeht. „Geisterspiele, wie sie in der ersten und zweiten Bundesliga angedacht sind, kommen für den Amateurfußball in Deutschland überhaupt nicht infrage“, sagte Buchmann nach mehreren, stundenlangen Videokonferenzen mit dem Bayerischen Fußballverband und den Vertretern aus der höchsten bayerischen Spielklasse. „Die Einigkeit war groß“, betonte Buchmann. Spiele ohne Zuschauer würden keinen Sinn machen, weil keinerlei Eintrittsgelder und Sponsorengelder für Spiel- und Trainingsbetrieb generiert werden können, Fernsehgelder wie bei den Profis gibt es in der Regionalliga Bayern nicht. „Und mal ehrlich: Es geht doch nicht darum, dass wir nur elf Leuten in einer Mannschaft ermöglichen sollten, weiter dem Ball hinterherzujagen“, sagte Buchmann. „In den Vereinen geht es um mehr.“

Nach den jüngsten Äußerungen von Rainer Koch, Vizepräsident des Deutschen Fußball Bundes und Präsident des Bayerischen Fußbal-Verbands soll die aktuelle Saison im Amateurbereich auf jeden Fall zu Ende gespielt werden. Es werden viele mögliche Szenarien durchgespielt, wie dies möglich sein könnte. Unter Umständen sogar mit der Folge, dass die Saison 2020/21 deutlich später beginnt oder im schlimmsten Fall sogar ganz ausfällt. Momentan ruht der Spielbetrieb bundesweit in sämtlichen Ligen, erst mit einer Vorlauffrist von 14 Tagen soll wieder begonnen werden.

Ein Saisonabbruch wie etwa in Belgien ist laut FCM-Mitteilung aus rechtlichen Gründen und den möglichen Folgen „keine Option“. Aber auch eine Saisonverlängerung über den eigentlichen Schluss am 30. Juni birgt Hürden. DFB und BFV sprechen daher gerade über die Änderung der Spielordnung sowie der Vertrags- und Wechselfristen. Buchmann lobt die derzeitige Solidarität zwischen den Vereinen.

Das Ziel sei klar: Möglichst viele Vereine sollen die angespannte Lage überleben. Wie zuletzt die baden-württembergische Sportministerin Susanne Eisenmann will auch der Freistaat Bayern Sportvereinen Hilfen zusichern. Wie genau das aussehen könnte, ist aber noch ungewiss. In Bayern gibt es allein rund 4600 Fußballclubs.

Der FCM-Präsident ist zuversichtlich, dass sein Verein „aufgrund des seriösen Wirtschaftens in den vergangenen Jahren, der gewachsenen Strukturen und dem sportlichen Unterbau“ die schwierige Zeit überstehen wird. Nachdem in der Corona-Krise aber weiterhin keine seriösen Aussagen gemacht werden können, wann und wie es weitergeht, gibt es auch bei den personellen Planungen der Memminger derzeit noch viele Fragezeichen. „Weil uns die Hände gebunden sind, ruhen Gespräche in diesem Bereich“, teilte der Sportliche Leiter Thomas Reinhardt mit. „Wir können in dieser ungewissen Zeit eigentlich keine definitiven Aussagen über Vertragsinhalte machen.“

Alle Spieler halten sich derzeit zu Hause fit und erhalten dafür Pläne von Candy Decker, Co-Trainer der ersten Mannschaft, und U21-Trainer Serdar Kul. Seit etwas mehr als einer Woche ist die häusliche Isolation für alle aus dem Umfeld des am Coronavirus erkrankten FCM-Spielers wieder aufgehoben. Die Infektion war am 13. März bekannt geworden. Dem betroffenen Akteur und allen anderen geht es laut Mitteilung des FC Memmingen gut.

Aufrufe: 011.4.2020, 19:38 Uhr
szAutor