2024-05-08T14:46:11.570Z

Interview der Woche
Karim Tahiri und der FC Maroc stehen nach den Abgängen von Jerome Clemens, Salim Marzouki und André Rothenbächer vor schweren Zeiten. Archivfoto: Klein.
Karim Tahiri und der FC Maroc stehen nach den Abgängen von Jerome Clemens, Salim Marzouki und André Rothenbächer vor schweren Zeiten. Archivfoto: Klein.

"Das war charakterschwach - von allen dreien"

Neue Rubrik: Interview der Woche +++ Marocs Trainer Karim Tahiri über die drei Last-Minute-Abgänge beim FC +++ Wird Ninos Yoseph ein Thema?

WIESBADEN. Pünktlich zum 31. August hatte der heimische "Transfermarkt" noch ein paar echte Hammermeldungen parat: Mit sofortiger Wirkung kehrten mit Jerome Clemens, Salim Marzouki und André Rothenbächer gleich drei Spieler dem Gruppenligisten FC Maroc den Rücken und heuerten beim FC Wiesbaden 62 an, der gerade erst in die Kreisliga A aufgestiegen ist und momentan mit nur drei Punkten im Tabellenkeller steht. Karim Tahiri, Trainer der Marokkaner, macht seinem Unmut über den Last-Minute-Wechsel im Gespräch mit FuPa deutlich Luft:

FuPa: Hallo Karim, habt ihr den Weggang von gleich drei Spielern auf einen Schlag schon verkraftet?

Tahiri: Das kann man nach drei absolvierten Spielen (1:0-Sieg in Wildsachsen, 0:3-Niederlage gegen Niederhöchstadt, 1:7 gegen Hausen-Fussingen/Lahr, Anmerkung der Redaktion) ohne die Jungs noch gar nicht sagen. Erst über die Dauer der Runde wird sich zeigen, ob wir das verkraften können.

FuPa: Wieso sind die drei gewechselt?

Tahiri: Bei Jerome und Salim war es so, dass die beiden wegen der Arbeit nicht mehr regelmäßig trainieren konnten. Dann habe ich sie für das anstehende Wochenende nicht mehr nominiert, denn wer nicht ins Training kommt, spielt auch nicht. Die beiden haben sich für unverzichtbar gehalten und sind dann am letzten Tag gegangen. André hat eigentlich den größten Bock geschossen. Er war dauernd im Urlaub und hat mich trotzdem gedrängt, ihn freizuholen. Und eine Woche, nachdem er spielberechtigt war, ist er wieder gewechselt. Von allen drei war es äußerst charakterschwach, zumal Salim ja mein Neffe ist.

FuPa: Trauerst du den Jungs hinterher?

Tahiri: Klar, wir hatten zum Saisonstart eine richtig gute Truppe beisammen. Elf Spieler, die richtig gut aufeinander abgestimmt waren. André wäre sowieso die Nummer zwei gewesen, aber jetzt brechen uns mit Salim und Jerome natürlich zwei Spieler weg, die wir so ohne Weiteres nicht ersetzen können. Das wird ein langwieriger Prozess, jetzt müssen teilweise Spieler in die Bresche springen, die letztes Jahr noch in der A- oder sogar in der C-Klasse unterwegs waren. Die müssen sich erst mal an die Gruppenliga gewöhnen. Das wird natürlich seine Zeit brauchen. Gute Mannschaften zeichnet aus, dass sie auch auf der Bank viel Qualität haben. Das ist bei uns nicht der Fall.

FuPa: Viel Zeit habt ihr aber nicht, ihr seid mitten in der Saison und habt absolut richtungsweisende Wochen vor euch mit Spielen gegen Gegner auf Augenhöhe...

Tahiri: Ja das ist bitter. Zumal uns jetzt am Wochenende gegen Hausen-Fussingen nochmal wichtige Spieler ausgefallen sind. Auch Farid Salhi ist noch nicht wieder fit. Eigentlich könnten wir nochmal ein paar Wochen Vorbereitung vertragen. Wir müssen jetzt versuchen, die Punkte irgendwie zu holen, und auswärts auch immer wieder was mitzunehmen. Das wird ganz schwer.

FuPa: Werdet ihr personell noch irgendwie aktiv werden?

Tahiri: Es wird schwer, da noch irgendwie nachzurüsten. Die drei haben sich erst am 31. August abgemeldet, da blieb uns überhaupt keine Zeit mehr zu reagieren. Finanziell sind wir auch nicht auf Rosen gebettet. Manchmal spenden ein paar Zuschauer einen Fünfziger, aber da sind viele Vereine einfach in ganz anderen Dimensionen unterwegs. Ein Wunder, dass wir in dieser Liga überhaupt noch mithalten können.

FuPa: Wäre Ninos Yoseph (zuletzt Meso, Anm. der Redaktion) ein Thema für euch?

Tahiri: Ohne Frage - Ninos ist ein Top-Spieler, der uns sofort weiterhelfen könnte. Er ist abseits des Platzes ein super Kerl und auf dem Platz wird er ein anderer Mensch - das sind meistens die besten Spieler (lacht). Persönlich hatten wir allerdings noch keinen Kontakt. Er hat aber ein paar Freunde, die bei uns spielen. Mal sehen, was passiert.

FuPa: Die 62er haben ihre ersten fünf Spiele allesamt verloren und stehen trotz des Sieges am Wochenende gegen Bierstadt II im Tabellenkeller: Freut dich das?

Tahiri: Nein, ganz und gar nicht. Das bringt uns ja auch nichts, sich am Misserfolg anderer zu erfreuen.

Erklärung: Bereits seit über einem Jahr erscheint im Wiesbadener Nachbar-Gebiet Rheinhessen regelmäßig das "Interview der Woche" , in dem wir mit Spielern, Trainern und Funktionären sprechen, auf denen momentan der öffentliche Fokus liegt. Das soll nun auch in Wiesbaden passieren, ein Interview mit Karim Tahiri bildet dabei den Anfang der Serie.

Aufrufe: 017.9.2015, 11:30 Uhr
Philipp DurilloAutor