2024-05-10T08:19:16.237Z

Ligabericht
Maximilian Petzel wollte eigentlich im Feld spielen, musste dann überraschend ins Tor der Isnyer – und machte seine Sache sehr gut.
Maximilian Petzel wollte eigentlich im Feld spielen, musste dann überraschend ins Tor der Isnyer – und machte seine Sache sehr gut. – Foto: Foto: Florian Wolf

Wenn der Stürmer plötzlich ins Tor muss

FC Isny punktet nach großem Kampf in Lindenberg – Haslachs Amann schwer verletzt

Leutkirch / sz - Die Nachspielzeit ist im Fußball nicht selten die schönste Zeit. In ihr passieren oft die Dinge, die den Spieltag überdauern und über die noch lange diskutiert wird. So eine Plattform will die "Schwäbische Zeitung" mit diesem neuen Format in der Dienstagsausgabe etablieren. In der Nachspielzeit gibt es den zweiten Blick auf Ereignisse des zurückliegenden Wochenendes auf den Fußballplätzen im Allgäu. Los geht’s – unter anderem mit einer ganz besonderen Torwart-Geschichte beim Spiel des FC Isny in Lindenberg, mit einer sehr späten Wende in Beuren und Murmeltieren in Aich-stetten.

Bezirksliga

"Der historische Spruch von Sepp Herberger muss berichtigt werden, der da lautete: Der Ball ist rund und das Spiel dauert 90 Minuten. Nach dem Spiel Beuren gegen Argental ist der Ball zwar weiterhin rund, aber das Spiel dauert so lange, bis der Schiedsrichter abpfeift" – so fasste Remig Albrecht, Vorsitzender des SV Beuren das zusammen, was am Sonntag gegen die SG Argental passierte. In der 89. Minute schoss Argental nämlich den vermeintlichen 3:2-Siegtreffer, doch das sollte nicht das Ende sein. Erst glich Toptorjäger Chris Karrer mit seinem dritten Treffer des Tages in der 93. Minute aus, ehe Robin Ehrmann in der 95. Minute mit einem Kopfball ins Kreuzeck zum 4:3 für grenzenlosen Beurener Jubel sorgte. Argental setzte in der 97. Minute bei einem Eckball noch einmal alles ein, was es hatte – aber auch elf Mann inklusive Torhüter schafften das 4:4 nicht mehr. "Argental, das aufopferungsvoll gekämpft hatte, konnte einem schon fast leid tun", zollte Albrecht dem Gegner großen Respekt, gegen den in den letzten zehn Duellen im Schnitt fast sechs Tore fielen. Auf das nächste Aufeinandertreffen dürfen sich also alle Fans freuen.

Nichts zu holen gab es dagegen für den einstigen Tabellenführer TSV Ratzenried gegen den stark einzuschätzenden TSV Heimenkirch. Nach dem klaren 0:5 resümierte der TSV: "Am Ende steht eine verdiente, wenn auch zu hoch ausgefallene Niederlage." Etwas benachteiligt sahen sich die Ratzenrieder bei einem Elfmeterpfiff in Hälfte eins, dem eine Abseitsstellung vorausgegangen sein soll. Nach dem Wechsel hätten sie gerne selbst einen Strafstoß gehabt, bei einem vermeintlichen Foul im Strafraum blieb allerdings der Schiedsrichterpfiff aus.

Ein richtig schöner Fußballnachmittag war es für Stefan Zollikofer. Der vor eineinhalb Jahren vom FC Leutkirch zum SV Seibranz gewechselte Routinier hatte großen Anteil daran, dass Tabellenführer SV Fronhofen die erste Saisonniederlage einstecken musste. Ein Tor und zwei Vorlagen steuerte Zollikofer zum 4:2 seiner Mannschaft bei – prompt wurde er bei Fupa zum Spieler des Spiels gewählt. Ganz nebenbei durften sich die Seibranzer über den zweiten Saisonsieg freuen, der sie ins Mittelfeld der Tabelle spülte.

Kreisliga A1

Es kann ja nicht jede Woche ein 6:4-Erfolg nach 0:4-Rückstand (gegen Molpertshaus) sein. Die SG Dietmanns-Hauerz steht aber weiter für Spektakel, sowohl in positiver als auch in negativer Hinsicht. Diesmal lautete die Hypothek: 1:3 zur Halbzeit gegen den SV Wolpertswende. Und obwohl der SVW nach einer Stunde wegen einer Roten Karte nur noch zu zehnt war, schafften die Dietmannser es nicht mehr ganz: 2:3 in der 87. Minute, 2:4 in der 91. Minute, 3:4 in der 93. Minute. Schlusspfiff! "Fast wäre es am Ende nochmal für uns gut gegangen, doch die Aufholjagd kam zu spät und die Heimmannschaft hat noch großem Kampf verdient gewonnen", anerkannte der stellvertretende Vorsitzende Timo Schöllhorn die Leistung der Wolpertswender. Er freut sich jetzt schon aufs kommende Wochenende: "Nächsten Sonntag hoffen wir in Dietmanns wieder auf Spektakel, aber mit positivem Ausgang für uns."

Kreisliga A3

Zwar hatte sich der von einer schweren Knieverletzung genesene Maximilian Petzel innerlich schon längst drauf vorbereitet, nach zwei Jahren endlich mal wieder für den FC Isny aufzulaufen. Dass er nach einer halben Stunde Spielzeit plötzlich das Torwarttrikot überstreifen würde, kam dann aber doch völlig überraschend. Bis zur 30. Minute war für die Isnyer beim FC Lindenberg alles glatt gelaufen. Früh ging der FCI durch Ardit Mjekici in Führung. Der nach der Entlassung von Trainer Simon Stiller eingesprungene Interimscoach Tomislav Gace durfte zufrieden sein – dann aber gab es einen folgenschweren Zusammenprall zwischen FCI-Torwart Sascha Parmakovic und Lindenbergs Roman Liwinez. Parmakovic blieb benommen liegen, hielt sich den Kopf und musste ausgewechselt werden. Wer aber sollte ihn ersetzen? Auf der Bank schauten sich alle fragend an – bis die Wahl auf Petzel fiel, der sofort aufsprang und aufs Feld spurtete. "Er hat sich eigentlich riesig auf sein Comeback im Sturm gefreut", sagte der FCI-Vorsitzende und Abwehrspieler Stefan Huber. Daraus wurde zwar nichts, dafür glänzte Petzel zwischen den Pfosten. "Überragend" nannte Huber die Leistung Petzels, der gleich mehrere gute Lindenberger Aktionen entschärfte. Lob gab es vom FCI-Vorsitzenden aber für die ganze Mannschaft, die super gekämpft habe. Und das bis zur letzten Sekunde, die allerdings nur noch acht Feldspieler auf dem Platz erlebten. "Am Ende wurde es hitzig", sagte Huber. Fatjon Bajrami (für Ball weg schießen) und Dominik Pfanz (taktisches Foul) mussten mit Gelb-Rot in der Schlussphase runter, ebenso ein Lindenberger für ein Handspiel. Und Torwart Sascha Parmakovic? Der wusste laut Huber nichts mehr von dem Zusammenprall und den Minuten danach. Zur Vorsicht wurde er ins Krankenhaus gebracht, blieb dort eine Nacht und bekam die Diagnose Gehirnerschütterung. Der Trost für ihn war, dass die Mannschaftskameraden drei Punkte holten und die Tabellenführung eroberten. "Der Druck nach der Trainerentlassung war recht hoch. Dementsprechend gut war die Stimmung nach dem Sieg. Jetzt hoffen wir auf eine kleine Serie", freute sich Stefan Huber.

Beim hoch gehandelten SV Eglofs ist dagegen der Wurm drin. Das 1:2 gegen den FC Scheidegg war bereits die dritte Niederlage in Folge. "Das Glück ist zur Zeit nicht auf unserer Seite", klagte Spieler Daniel Neidhart. Einige hundertprozentige Chancen seien in der Schlussviertelstunde der ersten Hälfte vergeben worden. So ging es mit einem knappen Rückstand in die Kabine. Zwar glich Eglofs durch Stefan Reutlinger in der zweiten Hälfte aus, wenige Minuten später ging Scheidegg aber wieder in Führung. "Wir wollte den Sieg unbedingt, waren dann jedoch einmal in der Defensive unachtsam", sagte Neidhart. Nach vorne wollte danach nichts mehr gelingen. Somit geht die Pleitenserie für den SVE weiter.

Aufsteiger SV Amtzell freut sich nach dem 2:2 gegen den SV Gebrazhofen über den bisherigen Saisonverlauf. Drei Siege, ein Unentschieden, nur eine Niederlage, Tabellenplatz vier lautet die beachtliche Zwischenbilanz. "Das kann sich sehen lassen, zumal wir immer wieder auf wichtige Spieler verzichten mussten", sagte ein mehr als zufriedener Amtzells Abteilungsleiter Gudio Milz.

Kreisliga B5

Die TSG Rohrdorf feiert einen Prestigeerfolg gegen den Kleinhaslacher SC. "Im Derby war mächtig Feuer im Spiel und es kam zu zahlreichen harten, jedoch meist fair geführten Zweikämpfen im Mittelfeld", berichtete TSG-Spielleiter Lukas Schmid. Bemerkenswert: Sechs der sieben Tore fielen in der ersten Hälfte. Der KSC glich zweimal eine Rohrdorfer Führung aus, die TSG legte aber schnell nach und ging mit einem 4:2 in die Kabine. Kleinhaslach drängte auf den Anschlusstreffer, wurde einmal durch einen umstrittenen Abseitspfiff des Schiedsrichters gestoppt – und musste schließlich das entscheidende 5:2 für Rohrdorf hinnehmen.

Richtig gute Laune hätte eigentlich der SV Haslach nach dem überzeugenden 7:1 die SGM Herlazhofen/Friesenhofen haben können. Doch der zweite Saisonsieg kam teuer. Nach einer halben Stunde blieb Haslachs Mario Amann, der das 1:0 und das 2:0 besorgt hatte, ohne Fremdeinwirkung im Rasen hängen und musste durch den herbeigerufenen Rettungsdienst ins Krankenhaus eingeliefert werden. Die harte Diagnose: Wadenbeinbruch. Schon am Dienstag soll Amann operiert werden. "Er wird uns nun lange Zeit fehlen. Wir wünschen ihm alles Gute und eine schnelle Genesung", sagt Amanns Mannschaftskollege Francesco Gravina, mit einem Gruß ins Krankenhaus: "Komm’ schnell und noch stärker zurück!" Neudeutsch heißt das: #comebackstronger!

Der SV Aichstetten hat sich beim TSV Schlachters III in letzter Minute den Sieg gesichert – und dafür vier Führungen gebraucht. Wer bei dem Spiel zuschaute, musste eigentlich erst nach der Pause da sein. Denn erst dann wurde es richtig spannend. Ab der 51. Minute ging es richtig rund. Dreimal glich Schlachters dritte Garnitur eine Aichstettener Führung aus, erst die vierte hielt dann für den SVA bis zum Schluss. "Eine verrückte Torfolge" nannte Aichstettens Abteilungsleiter Fußball, Walter Rölle, nicht nur diese Besonderheit, sondern auch die Abstände zwischen den Treffern. Vom 1:1 bis zum 2:2 vergingen nur sieben Minuten, vom 3:2 bis zum 4:3 (im letzten Angriff) gar nur sechs. Als Matchwinner adelte Rölle den von Türk SV Wangen gekommenen Neuzugang Adama Sannoh, der die letzten beiden Aichstettener Treffer beisteuerte. "Was für ein hartes Stück Arbeit", schnaufte Rölle tief durch, der sich anfangs an einen Film erinnert fühlte. "Und täglich grüßt das Murmeltier! Aichstetten hat es in den ersten 30 Minuten versäumt, das Spiel zu entscheiden. Drei hundertprozentige und drei sehr gute Chancen ließ die Mannschaft liegen. Vom Kopfschütteln bekamen die Spieler und Zuschauer fast Nackenschmerzen!", ärgerte sich Rölle, den aber der späte Sieg schnell alle verpassten Gelegenheiten vergessen ließ.

Aufrufe: 05.10.2020, 15:12 Uhr
Schwäbische ZeitungAutor