2024-05-10T08:19:16.237Z

Ligabericht
Kampfgeist war dem SC Waldgirmes nicht abzusprechen, wie hier Kian Golafra (links) im Duell mit Gießens Brian Mukasa beweist. Am Ende setzt sich aber die individuelle Klasse der Gäste durch.  	Foto: PeB
Kampfgeist war dem SC Waldgirmes nicht abzusprechen, wie hier Kian Golafra (links) im Duell mit Gießens Brian Mukasa beweist. Am Ende setzt sich aber die individuelle Klasse der Gäste durch. Foto: PeB

Gießen-Express nicht aufzuhalten

HESSENLIGA: +++ Waldgirmes kann nur bis zum 1:3 Gegenwehr leisten / FC zeigt einmal mehr große inviduelle Klasse +++

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WALDGIRMES. Eine glänzende Ausgangslage für den kommenden Samstag hat sich der FC Gießen geschaffen, der dann als Spitzenreiter in das Top-Spiel der Hessenliga gegen Regionalliga-Absteiger KSV Hessen Kassel gehen wird. Mit einem 5:1 (2:1)-Erfolg im Derby beim SC Waldgirmes bauten die Gießener ihre makellose Bilanz auf sechs Siege in sechs Partien aus und verdrängten den punktgleichen FC Bayern Alzenau (2:1 in Hadamar) dank des Torverhältnisses von Platz eins.

„In der ersten Halbzeit war es ein Spiel auf Augenhöhe, da waren wir die effektivere Mannschaft. Das 3:1 direkt nach der Pause war der Knackpunkt. Anschließend waren wir die klar bessere Mannschaft“, bilanzierte Gäste-Coach Daniyel Cimen. „Wir haben das 0:1 und 1:2 aus dem Nichts gekriegt. In der zweiten Halbzeit sind wir hinterhergelaufen und können uns am Ende über das 1:5 nicht beschweren“, meinte SC-Trainer Daniyel Bulut, der mit seinem Team die zweite Niederlage in Folge kassierte. Der Waldgirmeser Trainer sagte auch, Gießen gehöre nicht in diese Klasse.

Wer mit den Rot-Weißen mithalten kann, vor allem auf Dauer einer Saison, wer sie schlagen kann, das wird die spannende Frage der nächsten Wochen und Monate sein. Mannschaften wie der SCW, dazu braucht es es kein Fußball-Lehrer-Diplom, müssen dazu über die vollen 90 Minuten am oder sogar (falls das überhaupt möglich ist) über ihrem Limit agieren.

Das gilt wohl für (mindestens) ein Dutzend Gegner in der Hessenliga. Und die Gießener müssen ordentlich schwächeln, denn wenn sie sich auch nur in einer durchschnittlichen Verfassung oder in Normalform befinden, kann die Konkurrenz die Spiele zwar vielleicht phasenweise annähernd ausgeglichen gestalten, nicht jedoch über die gesamte Strecke – so auch am Samstagnachmittag in der Lahnaue.

Personal: Eine Hiobsbotschaft ereilte die Hausherren schon vor dem Anpfiff. Kapitän Dennis Lang, zentraler Faktor in der Innenverteidigung, musste angesichts von muskulären Problemen passen. Ihn ersetzte Lukas Fries, der zu seinem ersten Einsatz von Beginn an in Hessens höchster Spielklasse kam. Dazu muss im Angriff der langfristige Ausfall von Raoul D´Almeida (Kreuzbandriss) kaum aufgefangen werden.

Das sieht bei den Gießenern komplett anders aus, liegen Welten zwischen den Clubs. Das Fehlen von Innenverteidiger Christopher Spang (Bänderriss) konnte durch Christopher Schadeberg, der über die Erfahrung aus 99 Regionalliga-Matches verfügt, kompensiert werden. Und in vorderster Front ist Daniyel Cimen in der komfortablen Situation, über zwei Goalgetter erster Güte zu verfügen. Damjan Marceta, bislang erste Wahl und vierfacher Torschütze, blieb draußen. Für ihn stürmte Markus Müller, der einen Doppelpack schnüren sollte. Cimen hat auch die Aufgabe, seinen Kader bei Laune zu halten, jedem seiner talentierten und ambitionierten Kicker Matchpraxis zu geben.

„Diejenigen, die draußen sitzen, stellen sich das natürlich anders vor. Aber wenn sie gefordert sind, bringen sie die Leistung – chapeau“, erklärte der 33-Jährige nach dem Abpfiff. Der Ex-Profi ist überdies in der Lage, die Belastung zu steuern. In der abgelaufenen englischen Woche mit dem Hessenpokal am Mittwoch warf er die Rotationsmaschine an, was den Waldgirmesern fast nicht möglich war. „Die Belastung mit sieben Spielen in drei Wochen war sehr hoch, wir konnten nicht beispielsweise mal sieben Leute tauschen“, merkte Daniyel Bulut an.

Tore zum richtigen Zeitpunkt“ (Cimen) vs. „aus dem Nichts“ (Bulut): Trotz der ungleichen Voraussetzungen entwickelte sich Abschnitt eins nicht zum Selbstläufer für den Gast. Es habe in der Vorwärtsbewegung an Ideen, Kreativität und Bewegung gehapert, so Cimen, zudem im Rückwärtsgang am Zugriff im Zentrum.

Der SC schaltete nach Ballgewinn schnell um und kombinierte sich nach vorne, sodass er nicht allzu sehr unter Druck geriet. Das zwischenzeitliche 1:1 für die Lahnauer erzielte Jafer Azizi auf Zuspiel von Tolga Duran (22.). Zuvor hatte schon in der 6. Minute Kunstschütze Cem Kara für das 1:0 der Gießener verantwortlich gezeichnet. Sein Schuss von der Strafraumkante aus senkte sich ins untere Eck, Keeper Fabian Grutza, eigentlich günstig postiert, zeigte keine Reaktion.

„Da klären wir erst die Standardsituation und gehen danach nicht konsequent genug raus, da fehlte auch jemand wie Dennis Lang“, haderte Bulut mit der Szene, die im 2:1 für den FC mündete. Der 37-Jährige ärgerte sich umso mehr, weil „ich nicht das Gefühl hatte, wir könnten in Rückstand geraten.“ Michael Fink chippte das Leder aus dem Halbfeld Richtung Elfmeterpunkt zu Müller, der Grutza mit einem Lupfer überwand. Eine glückliche Figur gab der SC-Torhüter auch bei diesem Gegentor nicht ab.

Knackpunkt 3:1: Alle Überlegungen in der Waldgirmeser Kabine, das Spiel lange offen zu halten und die Gießener nervös zu machen, waren 40 Sekunden nach Wiederanpfiff hinfällig. Wiederum Müller auf Vorarbeit von Fink und Brian Mukasa stellte das Ergebnis auf 3:1. Wenngleich Tolga Duran und Marcel Siegel für Waldgirmes zwei Einschussmöglichkeiten besaßen und dabei von Lücken auf der linken Gießener Abwehrseite profitierten, bestimmte die Cimen-Truppe das Geschehen jetzt eindeutig und vergab einige Hochkaräter durch Müller (60. und 64.), Johannes Hofmann (62.), Alban Lekaj (64.) und Timo Cecen (67.).

Die Treffer zum 4:1 und 5:1 steuerten mit Tim Korzuschek (78., dritter Assist von Fink) und dem Ex-Waldgirmeser Barbaros Koyuncu (90.) zwei Einwechselspieler bei.



Aufrufe: 026.8.2018, 21:00 Uhr
Thomas Suer (Gießener Anzeiger)Autor