2024-05-10T08:19:16.237Z

Testspiel
Archivfoto: Ben
Archivfoto: Ben

FC Gießen betreibt Werbung in eigener Sache

TESTSPIEL: +++ Starke Vorstellung beim 2:2 gegen Regionalligisten TSV Steinbach Haiger / Viel Qualität auf den Außenbahnen / „Sind auf einem guten Weg“ +++

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GIESSEN. Dieser Test hat definitiv Lust auf mehr gemacht. Auf halber Strecke der Vorbereitung zeigte der neue FC Gießen am Mittwochabend bei seinem ersten Spiel vor heimischem Publikum in Großen-Linden eine starke Vorstellung und trotzte dem TSV Steinbach Haiger, der in der Regionalliga Südwest eine klare Verbesserung des achten Tabellenplatzes aus der Vorsaison anstrebt, ein 2:2 (1:0)-Unentschieden ab. Erst kurz vor dem Abpfiff gelang es den Gästen aus Haiger, einen 0:2-Rückstand noch auszugleichen.

Vor rund 250 Zuschauern betrieben die Gießener Werbung in eigener Sache. Diese 90 Minuten lieferten den Fußballfreunde gewichtige Argumente, sich die Rot-Weißen ab dem 28. Juli regelmäßig bei ihren Hessenliga-Heimspielen im Waldstadion anzuschauen. Obwohl der heiße Anwärter auf den Aufstieg in die Regionalliga im Punktspielbetrieb wohl mit wenigen Ausnahmen auf Kontrahenten treffen wird, die anders als die Steinbacher Beton anrühren dürften. „Wir sind auf einem guten Weg“, meinten Trainer Daniyel Cimen und Innenverteidiger Christopher Schadeberg in der Nachschau unisono.

Was die Mannschaft auf dem grünen Rasen anbot, wirkte schon ziemlich eingespielt und strukturiert. Da griffen viele Rädchen bereits ineinander. „Wir haben sehr gut gegen den Ball gearbeitet, haben aus dem Spiel heraus nur wenig zugelassen und hatten gute Umschaltmomente. Außerdem waren wir ballsicher und hatten auch spielerisch gute Lösungen“, sagte Cimen, dem im Vergleich zur abgelaufenen Runde taktisch und personell viele Möglichkeiten offen stehen.

Vorbei sind die Zeiten, als das 4-4-2-System mit vier zentralen Mittelfeldspielern mangels Alternativen und Optionen auf den Außenbahnen wie in Stein gemeißelt waren. Vorbei auch die Zeiten ohne gelernte Außenverteidiger. Gegen Steinbach schickte der 33-Jährige im ersten Abschnitt eine Formation aufs Feld mit Neuzugang Noah Michel als einziger Spitze und einer Dreier-Reihe dahinter mit Brian Mukasa auf der Zehn. Ihn flankierten mit Barbaros Koyuncu und Cem Kara zwei echte Flügelspieler.

„Wir wollen flexibel sein“, erklärte Daniyel Cimen, der bei der Wahl der Neuzugänge im Offensivbereich viel Wert auf Geschwindigkeit gelegt hat. Wendig, quirlig, wuselig, technisch stark: Diese Adjektive beschreiben Michel (gekommen vom Verbandsligisten Nidda), der gegen Steinbach das 1:0 markierte, ebenso wie Mukasa (Fernwald), Cem Kara (FSV Frankfurt) und Mirkan Kara (RW Frankfurt). Sie bringen andere Qualitäten mit als beispielsweise die beiden Stürmer Damjan Marceta und Markus Müller.

Große Präsenz strahlte vor der Abwehr Ex-Profi Michael Fink aus. Der 36-Jährige, der neben Christopher Spang als einziger durchspielte, dirigierte, nahm sich Mitspieler zur Seite, fing Bälle ab und fungierte als Bindeglied zwischen Defensive und Offensive. In der Abwehr brannte lange kaum etwas an – auch ein Verdienst des ehemaligen Mannheimers Kevin Nennhuber: Der 30-Jährige verteidigte im ersten Abschnitt innen, auf der rechten Seite hinterließ der Ex-Koblenzer Ricardo Antonaci einen positiven Eindruck.

In der Schlussphase schien der Tank dann leer, wie Christopher Schadeberg einräumte: „Hinten raus hat die Konzentration gefehlt, wir haben auch anstrengende Wochen hinter uns.“ Zu einfache Tore habe man kassiert, monierte Daniyel Cimen. Etwa hätte Keeper Tolga Sahin besser daran getan, vor dem 1:2 durch Sascha Marquet nicht aus seinem Kasten herauszueilen. Doch der Coach hatte auch Verständnis für seine Schützlinge: „Die letzten Wochen waren intensiv, die Akkus bei den Jungs sind jetzt ein bisschen leer. Aber das wollten wir so. Wir wollten extrem gefordert sein.“

Die Anforderungen sind verständlicherweise hoch, zumal es gilt, eine Auswahl für den Meisterschaftsauftakt gegen den SC Waldgirmes zu treffen. Mit einem Augenzwinkern sprach Cimen von „Kopfzerbrechen“. Für ihn ist es selbstredend ideal, dass der Kader nahezu komplett fit und gesund bleibt, sodass ein Hauen und Stechen um die elf Startplätze im Gang ist. Gegen Steinbach fehlten lediglich Matthias Henn (Knieprobleme) und Damjan Marceta (Visum-Schwierigkeiten). Es bleibt in jedem Fall spannend beim neuen FC Gießen.



Aufrufe: 06.7.2018, 08:00 Uhr
Gießener AnzeigerAutor