Die Wahrheit liegt jetzt auf dem Platz

„Wir sind Teil der FC Gießen-Geschichte“, ist sich auch Daniyel Bulut der Bedeutung der Partie bewusst. Unabhängig vom Ausgang des Matches und der vorhandenen Konkurrenzlage wünscht sich der Trainer des SC Waldgirmes: „Ich bin Gießener, da wäre es natürlich toll, hier praktisch vor der Haustür irgendwann zur vierten oder dritten Liga gehen zu können.“

Der 37-Jährige ist Anhänger des Weges, den Geschäftsführer Jörg Fischer mit seinen Mannen eingeschlagen hat. Auf der anderen Seite ist er als Sportler selbstverständlich hochmotiviert und möchte mit dem SCW, die Außenseiterchance, die den Gästen eingeräumt wird, möglichst nutzen. „Sonst könnten wir uns auch ins Schwimmbad legen“, sagt er mit einem Augenzwinkern, „wir haben zwar einen riesigen Respekt, aber Angst zu haben ist doch Quatsch. Wir freuen uns darauf, die Jungs können befreit aufspielen.

Es ist übrigens das erste Trainerduell für Bulut mit seinem Gegenüber Daniyel Cimen. Beide sind seit einigen Jahren freundschaftlich verbunden, trafen aber bislang lediglich an der Seitenlinie in einem Punktspiel noch nie aufeinander. In der Vorsaison beispielsweise war Cimen noch nicht im Amt, als es das Derby im Juli und August zweimal gab.

Buluts Team ist eingespielt, bei der Generalprobe vor einer Woche gegen den Rheinlandligisten Eisbachtal (3:0) war mit Raoul D‘Almeida, der für Abschlüsse und Treffer sorgen soll, lediglich ein Neuzugang in der Startelf. Das Gros der Waldgirmeser wird sich daran erinnern, wie man vor knapp einem Jahr der Watzenborner Teutonia auswärts mit einem torlosen Remis einen Punkt abtrotzte.

Für Bulut hat das aber keinerlei Aussagekraft mehr: „Die Vorgeschichte war damals anders, nun ist es eine komplett andere Ausgangslage.“ Wie dann einen Coup landen und Zählbares einfahren? Bulut: „Bei der geballten Offensivkraft der Gießener müssen wir selbstredend kompakt stehen, denn es wäre ja fahrlässig, wenn wir da mit acht Mann vorne pressen würden. Wir müssen gemeinsam arbeiten, uns allerdings auch immer wieder befreien. 90 Minuten nur zu verteidigen, das wird schief gehen.“ Personell muss er einzig auf Dennis Hinz verzichten, der sich im Urlaub befindet.

Für die Rot-Weissen Hausherren stand derweil gestern Nachmittag auf dem Programm, im Abschlusstraining die Atmosphäre im Waldstadion zu schnuppern und sich an die neue Heimat zu gewöhnen. „Die Jungs sollen das Feeling im Stadion spüren, das ist doch etwas anderes als auf einem Sportplatz. Ich spüre bei den Spielern eine extreme Vorfreude, es kann losgehen“, fiebert Danyiel Cimen mit seiner Truppe auf den Anpfiff hin.

„Es ist Wahnsinn, was hier schon in nur zweieinhalb Wochen gezaubert worden ist“, äußert sich der 33-Jährige voll des Lobes für die Arbeit der fleißigen Helfer, die das marode Waldstadion in kürzester Zeit bestmöglich aufgehübscht haben. Da fehlt aus Sicht aller, die es mit den Rot-Weissen halten, nur noch der Auftakt-Dreier. „Die Waldgirmeser haben in der letzten Saison gezeigt, welches Potenzial in ihnen steckt. Sie haben sich einen Tick verstärkt mit Raoul D‘Almeida, der ein anderer Stürmertyp ist als es Jura Gros war. Im Umschaltspiel nach vorne, über die Schnelligkeit, hat der SC große Stärken. Wir sollten daher nicht voll ins Risiko gehen, der richtige Mix wird wichtig sein“, meint Cimen zum Gegner und zur eigenen Herangehensweise.

Der FCG kann auf eine rundum gelungene Vorbereitung mit überzeugenden Testspiel-Auftritten zurückblicken, die es nun in den Meisterschaftsbetrieb mitzunehmen gilt. Cimen setzt wohl (fast) auf die Startelf, die am vergangenen Samstag beim 1:1 gegen Regionalligist FSV Frankfurt überzeugte, wobei er verrät, dass sich für die Position im Sturmzentrum Damjan Marceta und Markus Müller ein enges Kopf-an-Kopf-Rennen liefern.

FC Gießen: Sahin, Jäckel - Antonaci, Spang, Nennhuber, Koutny, Henn, Schadeberg, Hofmann, Fink, Mukasa, Pancer, C. Kara, Koyuncu, Korzuschek, M. Kara, Michel, Marceta, Müller. - Es fehlen: Cecen (Rückenbeschwerden), Laux (Knöchelödeme), Lekaj (rotgesperrt)

SC Waldgirmes: Dühring, Grutza - Fries, Lang, Öztürk, Schmidt, Siegel, Strack, Azizi, Ciraci, Duran, Geller, Golafra, Schneider, D´Almeida, Hartmann, Helm, Schmitt. - Es fehlt: Hinz (im Urlaub).