2024-04-25T14:35:39.956Z

Interview
Freut sich auf die große Herausforderung am Sonntag in Forstern: Julia Ruckdeschel (22) aus Baldham gehört zum Kader des Regionalligisten. privat
Freut sich auf die große Herausforderung am Sonntag in Forstern: Julia Ruckdeschel (22) aus Baldham gehört zum Kader des Regionalligisten. privat

Interview: Julia Ruckdeschel hat keine Angst vor den Wölfen

Forstern fiebert DFB-Pokal- entgegen

Der FC Forstern ist im Pokalfieber und freut sich auf das Duell mit dem VfL Wolfsburg am Sonntag. Im Interview spricht die Baldhamerin Julia Ruckdeschel über das Spiel ihres Lebens.

Es ist das Spiel des Jahres – ja wenn nicht sogar der Vereinsgeschichte. Der FC Forstern, der Fußballfrauen-Regionalligist an der nördlichen Ebersberger Landkreisgrenze, empfängt am kommenden Sonntag, 18. November (14 Uhr), im Achtelfinale des DFB-Pokals das derzeitige deutsche Aushängeschild, den zweimaligen Champions-League-Gewinner VfL Wolfsburg.

In den Reihen des gastgebenden Außenseiters, der binnen zwei Tagen alle 2000 verfügbaren Karten verkauft hat, stehen alleine sechs Spielerinnen, die im Kreis Ebersberg beheimatet sind. Neben Johanna Stadler, Verena Krumay aus Steinhöring, Veronika Haun aus Forstinning sowie Corinna Grimm und Lina Fortmann aus Poing ist auch die Baldhamerin Julia Ruckdeschel ein Bestandteil der FCF-Erfolgsgeschichte. Warum das Spiel so besonders ist, erklärt die 22-jährige im Interview.

Herzlichen Glückwunsch, Frau Ruckdeschel, zu einem unglaublich erfolgreichen Jahr. Ist das Duell gegen Wolfsburg nach dem Regionalliga-Aufstieg und dem Sieg im Bayernpokal jetzt die Krönung – das Spiel ihres Lebens?

Ja, so könnte man es sehen. Das ist eigentlich nur pure Vorfreude. So etwas wird mir wohl in meiner Fußball-Karriere nicht mehr so oft passieren. (lacht)

Angst vor den großen Namen einer großen Mannschaft? Es kommt schließlich der amtierende Meister, aktuelle Bundesliga-Tabellenführer und Pokalsieger nach Forstern.

Nein, Angst nicht, aber viel Respekt ist schon dabei. Es sind ja doch einige bekanntere Namen in deren Kader.

Aber die Aufregung steigt schon an, oder?

Im Augenblick nicht, aber wenn es am Sonntag soweit ist, ganz bestimmt. Es ist ja nicht irgendein Punktspiel.

Kommen die „Wölfe“ überhaupt mit der ersten Mannschaft?

Ich glaube schon, dass sie uns ernst nehmen werden. In der Pokalrunde davor gegen einen unterklassigen Gegner sind sie auch mit fast kompletten Kader angetreten. Die werden uns nicht auf die leichte Schulter nehmen.

Und Sie sind gesund und können spielen?

(lacht) Ja, natürlich, das Spiel kann ich mir ja nicht entgehen lassen.

Als Innenverteidigerin könnte ja Ihnen ausgerechnet Nationalstürmerin Alexandra Popp vor die Nase gesetzt werden.

(lacht) Wahrscheinlich schon. Aber da sind ja auch noch andere große Namen, die herausragen. Wie zum Beispiel die Deutsche Nationaltorhüterin Almuth Schult, die Schwedin Nilla Fischer oder die Dänin Pernille Harder, die ja die aktuelle Bundesliga-Torschützenkönig ist und zu Europas Fußballerin des Jahres gewählt wurde.

Bereiten Sie und ihre Mannschaft sich speziell darauf vor?

Nein, eigentlich nicht. Nur am Samstag werden wir den Tag gemeinsam verbringen, noch einmal ein Abschlusstraining haben und eine Videoanalyse von Wolfsburg anschauen, das ist dann schon eher die Ausnahme, aber in der Woche davor wird das Training ganz normal verlaufen.

Und am Spieltag selber? Läuft die Vorbereitung da anders?

Nein, kann ich mir nicht vorstellen. Wir treffen uns nur schon etwas früher zur Besprechung und dem Aufwärmen.

Aber die Kulisse wird ein bisschen größer sein als sonst.

(lacht) Ein bisschen schon. Das ist schon Wahnsinn, was da abgeht. Der FCF hat sogar extra eine Stahltribüne besorgt, um die 2000 Zuschauer unterzubringen.

Nach 48 Stunden waren ja alle möglichen Tickets vergriffen.

Ausverkauft in Forstern: Wann gab es das schon mal? Das ist unfassbar, oder? Damit hat keiner bei uns im Verein gerechnet, dass das so schnell geht. Und es waren ja noch viel mehr Anfragen da. Da hätten wir bestimmt ganz andere Stadien füllen können.

Wo haben Sie denn überhaupt von dem Riesen-Los erfahren?

Ich saß in der S-Bahn nach der Arbeit und habe es auf dem Handy verfolgt. Zuerst konnte ich das gar nicht glauben, dass wir den VfL Wolfsburg zugelost bekommen haben. Dann habe ich gejubelt – und viel mit meinen Mitspielerinnen und Freunden geschrieben und telefoniert. (lacht)

Und selber haben Sie auch Karten vom Verein für die Familie bekommen?

Ja, aber nur zwei Stück. Den Rest für die Familie und Freunde haben sie selber zahlen müssen. Das ist aber schon in Ordnung, schließlich ist es für den Verein und für die Mannschaft das Spiel des Jahres, das sich auch finanziell lohnen soll.

Das Fernsehen kommt nicht vorbei?

Nein, so viel ich weiß. Aber der DFB schickt wohl ein eigenes Kamerateam, um den Unterschied zwischen dem kleinen Forstern und großen Wolfsburg zu filmen.

Und kommt der Mann, der das eigentlich mit seiner jahrelangen Arbeit alles mit verursacht hat, Ihr Ex-Trainer Hans-Jürgen „Luky“ Lukschanderl aus Baldham?

Auf jeden Fall! Zumindest habe ich nichts Gegenteiliges gehört. Er hat natürlich großen Anteil daran, dass wir das alles erreicht haben. Außerdem ist er immer noch im Verein aktiv und war auch an der Organisation mit beteiligt.

Was machen Sie denn am 1. Mai 2019?

(lacht) Wenn wir nicht in Köln im DFB-Pokalfinale auf dem Platz stehen, dann wahrscheinlich in der Umgebung irgendwo beim Maibaumaufstellen.

In Runde zwei haben Sie mit dem FCF den 1. FFC Niederkirchen, einen Zweitligaabsteiger, eliminiert. Träumen Sie jetzt von einem Sieg und der großen Sensation? Wolfsburg hat ja im DFB-Pokal zuletzt 2014 verloren ....

Auch wenn der Pokal bekanntlich seine eigenen Gesetze schreibt, sollte niemand einen Sieg von uns erwarten. Trotzdem werden wir alles geben und versuchen den großen VfL ein bisschen zu ärgern.

Was ist dann Ihr persönliches Ziel?

Das Spiel und vor allem die Atmosphäre zu genießen, steht natürlich an erster Stelle. Bei einem Torverhältnis von 36:1 Toren in der Bundesliga ist es aber unser Ziel, den Wölfinnen ein Tor einzuschenken.

Interview: Olaf Heid

Aufrufe: 016.11.2018, 10:35 Uhr
Erdinger Anzeiger / Olaf HeidAutor