2024-05-02T16:12:49.858Z

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Er geht nach Denzlingen: Michele Borrozzino (links). Er will nach Hannover: Xaver Zembrod (Mitte). Er hört nach der Saison in Bahlingen auf: Alexander Hassenstein (rechts)   | Foto: Patrick Seeger
Er geht nach Denzlingen: Michele Borrozzino (links). Er will nach Hannover: Xaver Zembrod (Mitte). Er hört nach der Saison in Bahlingen auf: Alexander Hassenstein (rechts) | Foto: Patrick Seeger

Klein ist die Fußballwelt

Trainersuche bei Hannover 96 berührte auch Planungen des FC Denzlingen

Die Fußballwelt ist klein. So berührte die Trainersuche des Bundesligisten Hannover 96 urplötzlich auch die Personalplanungen des Verbandsligisten FC Denzlingen.
Vieles im Leben ist eine Frage des Timings. Zur richtigen Zeit am richtigen Ort handlungsfähig zu sein, kann gerade für Fußballtrainer existenzielle Bedeutung erhalten. Dass der optimale Zeitpunkt dabei nicht immer erwischt wird, zeigen jene Gespräche, bei denen Vereinsverantwortliche und Trainer derzeit neue Engagements vereinbaren. Rund um Freiburg wird gerade deutlich: Nicht jeder Traum lässt sich sofort erfüllen. Ein Vertrag kann der eigenen Karriere bisweilen im Weg stehen. Und die Nachfrage nach guten Trainern ist größer als das Angebot.

Der Fall Zembrod: Zum Jahreswechsel brach beim Sportclub Freiburg wie aus heiterem Himmel eine Trainerdebatte in der zweiten Mannschaft los. Auslöser waren Umwälzungen im fernen Niedersachsen: Bei Hannover 96 wurde Tayfun Korkut als Nachfolger von Trainer Mirko Slomka vorgestellt. Und jener Korkut machte schnell deutlich, dass er seinen Freund Xaver Zembrod als Assistent an seiner Seite haben möchte. Blöd nur: Zembrod war beim SC als Verantwortlicher des Regionalliga-Teams und sportlicher Leiter der Freiburger Fußballschule mit einem langfristigen Vertrag gebunden. Dennoch pochte Zembrod auf eine mündliche Ausstiegsklausel, die er vom früheren SC-Sportdirektor Dirk Dufner erhalten haben wollte. Wie der Zufall es will, verrichtet Dufner nun seinen Job in Hannover.

So wurde zum Jahresbeginn eifrig diskutiert an der Schwarzwaldstraße. Der Sportclub wollte Zembrod zunächst erst im Sommer gehen lassen. Doch jeder weiß: Die Bundesliga ist ein Tagesgeschäft. Niemand kann seine Hand dafür ins Feuer legen, dass Korkut über den Sommer hinaus den Ton bei den 96ern angibt. So begann ein leidliches Gezerre, an dessen Ende die Freiburger ihren wechselwilligen Trainer freistellten. "Wir wollten uns im Guten trennen", sagt Pressesprecher Rudi Raschke. Dass die Niedersachsen zwischenzeitlich ihren Trainerstab anderweitig aufstockten und Zembrod bis Dienstag noch nicht eingestellt haben, lässt Insider kalt. Offensichtlich will man das Trainerteam vor dem Rückrundenstart am Samstag beim VfL Wolfsburg nicht erneut ummodeln. Und Dufner hat an der Leine mehrfach Zembrods Vorzüge hervorgehoben.

Der Fall Borrozzino: Weil der Posten von Zembrod durch Iraklis Metaxas aus dem Trainerstab von Christian Streich intern besetzt wurde, hielten die SC-Verantwortlichen wieder verstärkt Ausschau nach neuen Übungsleitern in der Region. Und siehe da: In der eigenen Abteilung für Fanartikelverkauf arbeitet seit Jahren ein Kandidat, den Sportdirektor Jochen Saier nun für "perspektivisch interessant" hält: Michele Borrozzino (37). Der frühere SC-Spieler, kurzzeitig Profi und lange Zeit Leistungsträger der zweiten Mannschaft, hatte nach der Vizemeisterschaft beim Verbandsligisten VfR Hausen seine Trainertätigkeit im vergangenen Sommer ruhen lassen. Anfang Januar aber, als der Fall Zembrod noch nicht geklärt war, gab Borrozzino dem FC Denzlingen für das kommende Jahr als Nachfolger von Maximilian Heidenreich sein Ja-Wort. "Wir besitzen eine vertragliche Vereinbarung mit Herrn Borrozzino", stellt der Denzlinger Vorsitzende Michael Kuwert klar. "Und wir gehen davon aus, dass er diese Bindung einhält."

Das wird er auch. "Michele ist ein total klarer Typ und freut sich auf die Aufgabe in Denzlingen", sagt Saier. Zwar habe es mit den Denzlingern ein kurzes Gespräch gegeben, mehr aber nicht. "Wir haben jetzt die optimale Lösung gefunden", so Saier, der nicht ausschließen will, dass der Umworbene irgendwann einmal im Trainerteam der Fußballschule arbeitet. Borrozzino selbst war am Dienstag telefonisch nicht erreichbar.

Der Fall Hassenstein: Am Montagabend gab der Oberligist Bahlinger SC bekannt, dass Trainer Alexander Hassenstein seinen Posten im Sommer räumen wird. Auf den ersten Blick scheint diese Personalie nichts mit den Rochaden beim Sportclub zu tun zu haben. Als Gymnasiallehrer und zweifacher Familienvater will Hassenstein den großen Aufwand von seiner Wohnung in Gaggenau bis ins 100 Kilometer entfernte Bahlingen nur noch bis zum Ende der laufenden Saison leisten. Und doch stehen die Kaiserstühler vor einem ähnlichen Problem wie der Sportclub: Die Suche nach geeigneten und qualifizierten Trainern in der Region für die anspruchsvolle Arbeit in der Oberliga oder einem Nachwuchsleistungszentrum fällt zunehmend schwer. Schon Hassenstein ist eine externe Lösung. Beide Klubs haben nun aber genügend Zeit, ihre Lücke zu schließen. Wobei die Bahlinger bereits signalisiert haben, noch in diesem Monat die Nachfolge zu regeln.

Merke: Klein ist die Fußballwelt, die alles zusammenhält. Und manchmal reicht der Faden von der Hochebene der Bundesliga bis in die Amateuretage der Verbandsliga.
Aufrufe: 021.1.2014, 22:00 Uhr
Matthias Kaufhold (BZ)Autor