2024-05-02T16:12:49.858Z

Vereinsnachrichten
Gelebter Teamspirit beim FC Deisenhofen. Der ganze Verein präsentiert sich wie eine große Familie. (Foto: Harald Hettich)
Gelebter Teamspirit beim FC Deisenhofen. Der ganze Verein präsentiert sich wie eine große Familie. (Foto: Harald Hettich)

FC Deisenhofen: Talente haben Vorfahrt

Die beeindruckende Jugendarbeit des FCD

Das Flutlicht brannte an diesem Trainingsabend spät in der Woche noch bis in die frühen Nachtstunden. Auf den Plätzen des FC Deisenhofen herrschte wieder einmal rege Betriebsamkeit. Auch bei der U23 des Vereins war spätes Schwitzen angesagt.

Ein eigens von Trainer Florian Lanz angesetztes Straftraining (wir berichteten) vor dem Heimspiel gegen den TSV Murnau nach zuletzt durchwachsenen Leistungen kann nicht darüber hinwegtäuschen: Die U23 des FC Deisenhofen ist ein echtes Erfolgsmodell eines insgesamt hoch effizienten und erfolgreichen Vereins. Als souveräner Aufsteiger in die Kreisliga hat sich die Zweite Mannschaft des etablierten Landesligisten auch eine Etage höher inzwischen bestens akklimatisiert.

Das ist das wahrlich kein Selbstläufer. „Die Jungs haben schon gemerkt, dass es etwas anderes ist, gegen gestandene Männer wie zuletzt in Ohlstadt anzutreten, als im Nachwuchsbereich“, sagt FCD-Manager Franz Perneker. „Die U23 hat als oberste Stufe der Ausbildung in Deisenhofen einen hohen Stellenwert. Jugend- und Herrenfußball sind zwei Paar Stiefel. Deshalb dauert die Eingewöhnung in den Herrenbereich erfahrungsgemäß auch einige Monate.“

Spieler aus der U23 sollen an Landesliga herangeführt werden

Auch vor dieser Saison wurden wieder viele Nachwuchsakteure in das Team an der sensiblen Schnittstelle zwischen Jugend- und Erwachsenen-Fußball integriert. Gegen Murnau stand wieder eine Truppe mit einem Altersdurschnitt unter 20 Jahren auf dem Platz. Aus der klaren Ausrichtung machen Perneker und der vor der Saison vom FC Stern zu den Blau-Weißen gewechselte, neue U23-Coach Lanz keinen Hehl. „Die kurzfristige Planung ist es, das Projekt U23 zu stabilisieren und den jungen Akteuren viel Spielzeit zu geben, damit sie möglichst bald in der Ersten Mannschaft zum Einsatz kommen können.“

Es hat Tradition, dass der FC Deisenhofen auf den Nachwuchs setzt und setzen muss. Mit den finanziellen Ressourcen mancher Landesliga-Konkurrenten kann und will man nicht mithalten. „Wir hätten sicher auch gegen den ein oder anderen erfahrenen Akteur nichts einzuwenden“, versichert Manager Perneker. „Aber in Deisenhofen sind erfahrene Spieler einfach Mangelware.“

Auch in der Landesliga stelle man Woche für Woche eines der jüngsten Teams. Doch der klare und gerade Weg über den Nachwuchs und dessen intensive Förderung mit einem engmaschigen Geflecht an Trainern und Betreuern ist laut Perneker „durchaus gewollt“ und wohl alternativlos.

Seit der Gründung des FC Deisenhofen 1920 setzt man beim bald 100 Jahre alten Traditionsclub mit seinen 700 Mitgliedern und rund 500 aktiven Fußballern vom Fußballkindergarten bis zur „Ersten“ auf die Förderung der Talente aus und in den eigenen Reihen. Neben den Herrenteams in Landesliga, Kreisliga und der A-Klasse und drei Seniorenteams stehen aktuell vor allem 25 Nachwuchsteams im Ligenbetrieb. Viele der U-Mannschaften spielen in hohen Klassen – so etwa die U19 als Aushängeschild in der Nachwuchs-Bayernliga. „Wir spielen mittlerweile mit jeder unserer Nachwuchsmannschaften auf einem Ligen-Niveau, von dem wir vor zehn Jahren nicht mal zu träumen wagten“, so der Manager.

Die Ausbildung steht klar im Vordergrund

Hoch ist auch die Durchlässigkeit auch auf der Trainerbank. Janosch Landsberger hatte die U23 in der vergangenen Spielzeit ohne Niederlage in 2017 souverän in die Kreisliga geführt. „Jetzt hat er sich aber ganz bewusst für die U19 entschieden“, verdeutlicht Pernek. Florian Lanz habe man ganz bewusst als Nachfolger für die U23 ins Boot geholt. „Beim FC Stern verfolgt man, wenn auch eine Nummer kleiner als in Deisenhofen, ein ganz ähnliches Konzept, die eigenen Herrenmannschaften vorrangig aus dem eigenen Nachwuchs zu bestücken“, erklären beide einmütig. Für Lanz war es auch ein Anreiz, bereits auf Kreisliga-Niveau mit einer „großen Anzahl an gut ausgebildeten Spielern arbeiten zu können“.

Der Erfolgskreislauf beim FCD ist unverkennbar. Dennoch bleiben die Verantwortlichen „demütig“ (Perneker). Nachwuchsarbeit bedeute „in allererster Linie Ausbildung“. Sollte sportlich einmal ein Abstieg anstehen, sei dies auch kein Weltuntergang. Davon scheint bei den Teams aus Deisenhofen derzeit aber keine Rede zu sein. „Platz zwei“ hat Perneker für die eigene Vorzeige-Truppe in der Landesliga als Ziel ausgerufen. „Aufgrund von Türk Gücü wird mehr nicht drin sein“, bleibt der Macher mit Blick auf den vor allem finanziell enorm aktiven Club aus München Realist. Dort gehe man eben einen anderen Weg.

Die U23 soll sich in der Kreisliga etablieren. Am Samstag tat sie wieder einen wichtigen Schritt in diese Richtung. Übrigens hatte das Straftraining gefruchtet. Murnau wurde nach überzeugender Leistung mit 4:1 (2:1) geschlagen. Das Konzept beim FC Deisenhofen hat etwas. Freude am Fußball gepaart mit nachhaltiger Ausbildung durch engagierte Trainer und Betreuer für die Talente aus der Region: Beim FC Deisenhofen hat man aus dem Mangel an Kapital immer eine Tugend gemacht. Im Fußball-Business unserer Zeit ist das längst eine ebenso angenehme wie beachtenswerte Ausnahme.

Aufrufe: 020.9.2017, 11:45 Uhr
Harald Hettich - Münchner Merkur (Süd)Autor