2024-04-25T14:35:39.956Z

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Macht heuer eine Achterbahn der Gefühle durch: Bayerns U23-Coach Tim Walter. F: Weih
Macht heuer eine Achterbahn der Gefühle durch: Bayerns U23-Coach Tim Walter. F: Weih

Walters "Mission impossible" mit den kleinen Bayern

"Habe nie von der 3. Liga gesprochen"

Angetreten war er im Sommer als frisch dekorierter U17- Meistertrainer. Seither aber befindet sich Tim Walter in einer steten Achterbahnfahrt der Gefühle. Als er im Juni die U23 des FC Bayern übernahm, zeigte er sich hoch motiviert und kannte keine Scheu vor der neuen Aufgabe im Herrenbereich.

Der Alltag der Regionalliga Bayern allerdings erweist sich als weit trister als es sich der 41-Jährige ausgemalt hatte. Nach 16 absolvierten Partien rangiert der Nachwuchs des Rekordmeisters auf Platz sechs. Die Spitze, an der zu allem Ungemach auch noch Lokalrivale TSV 1860 thront, ist bereits um zwölf Punkte enteilt. „Ich habe nie von der 3. Liga gesprochen“, betont der Bayern-Coach zwar vehement. Seine Vorgesetzten jedoch lassen immer mal wieder durchblicken, dass eine Rückkehr in die Drittklassigkeit, aus der man sich 2011 – unter Hermann Gerland im Übrigen – verabschieden hatte müssen, lieber früher als später erwünscht ist. An dieser schwierigen Mission aber scheiterten bereits Walters prominente Vorgänger Andries Jonker (2011/12), Mehmet Scholl (2012/13), Erik ten Hag (2013 bis 2015) und Heiko Vogel (2015 bis 2017).

Dabei hatte die Spielzeit ideal begonnen, nach dem 5:0-Auftakterfolg über den FC Ingolstadt II, der mittlerweile seit Wochen auf Platz zwei notiert ist, schien die Hoffnung durchaus angebracht, dem bis in die Regionalliga durchgereichten Stadtrivalen von der Grünwalder Straße dauerhaft Paroli bieten zu können. In den ersten fünf Partien blieb die Walter-Elf unbesiegt, eine peinliche 0:1-Heimpleite gegen den bescheidenen Liganeuling FC Pipinsried aber leitete Mitte August einen komplizierten Herbst ein. Seit fünf Heimspielen sind die kleinen Bayern ohne Sieg, umrahmt jedoch wurde diese Negativserie von teils aufsehenerregenden Auswärtstriumphen: 5:0 in Bayreuth und zuletzt, vor erst gut einer Woche, der 1:0-Erfolg im Derby gegen die Löwen.

Spätestens nach dem jüngsten Heimspiel am Freitag, einem 1:1 gegen Illertissen, aber wurde deutlich, dass selbst dieser Derbysieg keine Trendwende darstellte. Mit der Rückkehr des lange verletzten Abwehr-Routiniers Nicolas Feldhahn ging zwar eine erkennbare Stabilisierung der Defensive einher, vor allem die mangelnde Effektivität in der Offensive aber bereitet Walter unverändert Kopfzerbrechen. „Zu wenig Durchschlagskraft, zu wenig Bewegung“, bemängelte er auch am Freitag. In der Tat verlaufen die Begegnungen der „Bayern-Amateure“ zumeist im gleichen Muster: Weniger als 70 Prozent Ballbesitz hat die Walter-Elf selten, ebenso zuverlässig ist allerdings der Chancenwucher sowie die sich stetig wiederholenden Abwehrfehler. Schon nach dem Derbysieg hatte Walter, konfrontiert mit der Frage, ob diese Leistung nun als Maßstab herangezogen werden könne, Skepsis ausgestrahlt. Zu sehr manifestierten die Schwankungen seiner Elf die Zweifel auch beim Trainer.

Auf der Suche nach den Gründen kommt Walter immer wieder darauf zu sprechen, dass sein Team „nur ein Zulieferer“ für die Profis sei und er deshalb selten mit kompletter Formation trainieren geschweige denn auflaufen könne. Zuletzt etwa gelang mit Kwasi Okyere Wriedt, seinem besten Angreifer (neun Saisontore), der Sprung zu Heynckes’ Profis. So schön dies für alle Beteiligten ist, Walters ohnehin schon komplizierte Mission wird dadurch nicht einfacher.

Aufrufe: 029.10.2017, 20:16 Uhr
Matthias Horner - Münchner MerkurAutor