2024-05-02T16:12:49.858Z

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Zwei Kandidatinnen für die Nummer 1: Die noch verletzte Laura Benkarth (l.) und Manuela Zinsberger.  FC Bayern
Zwei Kandidatinnen für die Nummer 1: Die noch verletzte Laura Benkarth (l.) und Manuela Zinsberger.  FC Bayern

Benkarth greift trotz Kreuzbandriss an: Lange Narben, große Ziele

Bayerns neue Torfrau Benkarth

Laura Benkarth hat beim FC Bayern und mit der deutschen Nationalelf noch viel vor - aber erst einmal muss sie ihren Kreuzbandriss auskurieren

München – Laura Benkarth zieht ohne viel Federlesens ihre Shorts ein Stück hoch. Die Narben auf ihrem linken Bein sind durchaus imposant: sehr, sehr lang ziehen sie sich. Doch die Torfrau sieht die Sache gelassen. Routiniert rattert sie die Eckdaten zum Eingriff herunter: Operation am 10. April, nun seit dreieinhalb Monaten Reha, und die Folgen sind deshalb so deutlich in ihrer Muskulatur verewigt, weil die Ärzte erst den Quadrizeps nehmen wollten, um das Kreuz- und Innenband zu flicken, sich dann aber doch für die Patellasehne entschieden. Das hält bei der Belastung einer Leistungssportlerin einfach besser. Und Laura Benkarth, 25, hat trotz ihrer langen Narben große Ziele.

Nur ein paar Wochen vor der schweren Verletzung hatte sie sich zu einem Wechsel zum FC Bayern entschlossen. Es gibt nie einen guten Zeitpunkt für eine schwere Verletzung, aber unter den Umständen verflucht man das Schicksal dann doch noch etwas mehr – denn wer will schon mit so einem Handicap beim neuen Club einsteigen? „Es gibt Schöneres“, sagt Benkarth, „aber es muss halt. Es ist soweit alles gut, ich liege im Plan.“ Bald kann sie wieder joggen. Nach einem Kreuzbandriss geht es nur Schritt für Schritt. „Ich versuche, geduldig zu bleiben – auch wenn es schwerfällt.“

Benkarth macht auch nicht den Eindruck, als würde sie sich unterkriegen lassen. Mit den Physios sind die Ziele soweit möglich abgesteckt: Ende des Jahres will sie wieder im Mannschaftstraining sein, spätestens, in der Winterpause dem Körper noch mal eine Erholung gönnen, „und dann im neuen Jahr voll angreifen“. Am Ende der Saison steht die WM in Frankreich an, die deutsche Nummer 2 hat das Turnier im Visier: „Ich will bis zur WM wieder dabei sein, da bin ich positiv gestimmt. Es ist ja bis dahin noch Zeit, und wenn die Leistung stimmt, hoffe ich schon, dass ich wieder nominiert werde. Ich bin eine Leistungssportlerin, da muss ich mir solche Ziele setzen.“ Seit 2012 gehört sie zum DFB-Kader. 2013 wurde sie Europameisterin, 2016 holte sie in Rio Olympisches Gold.

Um sich für ein Comeback in der DFB-Auswahl zu empfehlen, muss sie allerdings in München zwischen die Pfosten. Und dieses Unterfangen wäre schon ohne die schwere Verletzung nicht so leicht. In Manuela Zinsberger, der österreichischen Nummer 1, hat sie eine starke Konkurrentin, der sie ihren Status erst einmal streitig machen muss. Sie sieht den Wettstreit aber als eine Extra-Motivation: „Wir müssen jeden Tag im Training 100 Prozent geben, dem werde ich mich stellen – Konkurrenzkampf tut immer gut.“

Zehn Jahre hielt sie für den SC Freiburg den Kasten sauber. Nachdem sie einst bei einem Hallenturnier ins Tor gestellt wurde (davor spielte sie im Sturm), hat sie bisher keinen anderen Club kennengelernt. „Es war Zeit, jetzt einmal etwas Neues zu probieren, und Bayern ist eine Top-Adresse“, meint sie. „Ich bin hierher gekommen, um Titel zu holen.“ Es wird nur einfach noch etwas dauern. Aber wenn wie in ihrem Fall die Ambitionen mit den Narbenlängen mithalten können, dürfte nicht viel schiefgehen.

Aufrufe: 031.7.2018, 14:38 Uhr
Münchner Merkur / Andreas WernerAutor