München – Laura Benkarth glaubt nicht an Dauerbeschuss. Mehr als ein Drittel der Saison in der Bundesliga ist gespielt, die Fußball-Frauen des FC Bayern haben bisher alle Spiele gewonnen und noch kein Tor kassiert. Auch im DFB-Pokal hielt Torhüterin Laura Benkarth ihren Kasten sauber. Am Sonntag kommt nun der VfL Wolfsburg zum Spitzenspiel nach München (14.00 Uhr, live im BR Fernsehen). Im Interview spricht die 28-jährige Torfrau über ihre Serie, den Konkurrenten Wolfsburg und das Ziel Meisterschaft.
Laura Benkarth, Sie sind in dieser Saison noch ohne Gegentor, haben in neun Pflichtspielen nicht einmal den Ball aus dem Netz holen müssen. Haben Sie so etwas in Ihrer Karriere schon einmal erlebt?
Nein, so eine Serie hatte ich noch nicht. Das ist wahrscheinlich einzigartig.
Es waren einige Spiele dabei, in denen Sie fast gar nicht eingreifen mussten. Wie fühlt sich das als Torhüterin an?
Ich freue mich natürlich, wenn ich der Mannschaft helfen kann. Andererseits ist es aber auch gut, wenn ich nichts zu tun habe. Denn das heißt, dass die Mannschaft einen guten Job macht. Vor allem gemeinsam in der Defensive. Deshalb ist das kein Problem für mich.
Haben Sie das Gefühl, dass die Abwehr vor Ihnen diese Saison sicherer steht als in der letzten Spielzeit?
Es ist nicht nur die Abwehr, die ganze Mannschaft trägt dazu bei. Wir fangen vorne an, auch die Stürmerinnen arbeiten mit nach hinten. Wir haben ein gutes Gegenpressing. Wenn wir den Ball verlieren, wollen wir ihn am besten direkt an Ort und Stelle zurückhaben. Deshalb ist es für den Gegner schwierig, sich durchzuspielen und vor unser Tor zu kommen.
Wie bleibt man als Torhüterin in einem Spiel fokussiert, in dem man nur wenige Ballkontakte hat?
Ich versuche immer viel zu reden, die Mannschaft zu unterstützen. Das hilft mir, im Spiel zu bleiben. Als Torhüterin ist man es auch gewohnt, nicht so viel am Spiel teilzunehmen wie die Feldspielerinnen.
Am Sonntag steht das Spitzenspiel gegen den VfL Wolfsburg an. Da dürften Sie vermutlich mehr zu tun bekommen …
Das kann durchaus sein. Aber auch Wolfsburg muss es erst mal schaffen, unsere Abwehrreihen zu durchbrechen. Ich bin optimistisch, dass ich nicht unter Dauerbeschuss stehen werde. Wir werden dagegenhalten und versuchen, selbst Akzente nach vorne zu setzen.
Wie stark schätzen Sie den VfL Wolfsburg derzeit ein?
Sie hatten einige Abgänge und Verletzungspech. Aber auch wenn Pernille Harder oder Sara Björk Gunnarsdottir nicht mehr dabei sind, sind sie trotzdem noch top besetzt und es wird ein schweres Spiel. Die Spiele gegen Wolfsburg sind immer knapp, beide Spiele in der Bundesliga letzte Saison sind unentschieden ausgegangen. Das ist immer ein Duell auf Augenhöhe.
Aber Ihre Mannschaft scheint deutlich weiter zu sein als in der vergangenen Saison.
Auf jeden Fall. Wir haben als Mannschaft eine gute Entwicklung genommen, einen Schritt nach vorne gemacht. Ich habe das Gefühl, dass wir ein bisschen erwachsener spielen. Letztes Jahr haben wir Punkte liegen lassen, was uns im Nachhinein sehr geärgert hat. So eine Niederlage wie im vergangenen Herbst gegen Leverkusen ist uns nicht wieder passiert, wir haben eine gewisse Konstanz reinbekommen. Das tut uns unheimlich gut. Wir stehen hinten sicher, das gibt uns Selbstvertrauen. Wir haben eine gute Offensivabteilung und auch Abwehrspielerinnen, die sehr torgefährlich sind.
Mit einem Sieg am Sonntag könnten die Bayern-Frauen Wolfsburg und den Rest der Bundesliga auf fünf Punkte distanzieren. Ist das im Hinterkopf, dass das Spiel ein großer Schritt in Richtung Meisterschaft sein könnte?
Das hört sich abgedroschen an, aber wir denken wirklich immer nur von Spiel zu Spiel. Natürlich wollen wir das Spiel gewinnen und unsere Serie fortsetzen. Es wäre natürlich schön, einen Puffer von fünf Punkten zu haben, aber wir wissen, dass wir uns davon noch nichts kaufen könnten. Wenn man denkt, dass man auf der sicheren Seite ist, lässt man schnell mal Punkte liegen. Diesen Fehler wollen wir nicht machen.
Aber die Meisterschaft ist das klare Ziel?
Ja, auf jeden Fall! Es ist unser Ziel, dass es dieses Jahr einen anderen Meister gibt und Abwechslung in die Bundesliga kommt.
(Interview: Christian Stüwe)