2024-05-08T14:46:11.570Z

Ligabericht
Lucas Hartmann (links) vollendet die grandiose Waldgirmeser Aufholjagd mit seinem Treffer zur 3:2-Führung.  	Foto: Bayer
Lucas Hartmann (links) vollendet die grandiose Waldgirmeser Aufholjagd mit seinem Treffer zur 3:2-Führung. Foto: Bayer

"Das ist der pure Wahnsinn"

HESSENLIGA: +++ SC Waldgirmes trumpft im Topspiel nach 0:2-Rückstand groß auf +++

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WALDGIRMES - Wahnsinn, unglaublich, unfassbar – die Empfindungen bei Spielern. Trainern und heimischen Zuschauern ähnelten sich am Samstag kurz vor 16 Uhr. Gerade hatte der SC Waldgirmes im Topspiel der Hessenliga den FC Bayern Alzenau mit 4:2 (0:2) niedergerungen, und in der Lahnaue schwappten die Emotionen nach einer turbulenten Schluss-Viertelstunde und einer nicht mehr für möglich gehaltenen Aufholjagd regelrecht über. Mit diesem Sieg überholte der SC die Bayern in der Tabelle und rückte auf Platz drei vor.

„Das ist der pure Wahnsinn, solche Spiele müssen wir genießen“, war SC-Coach Daniyel Bulut nach den hoch spannenden 93 Minuten zunächst vor Begeisterung und Ungläubigkeit fast sprachlos, bevor er auf dem Platz von seinen Spielern zum gemeinsamen Kreis und ausgelassenen Freudentänzen vereinnahmt wurde.

Der Aufsteiger, bei dem Jafar Azizi für den erkrankten Volkan Öztürk in die Abwehrkette rückte, hatte in dieser Saison schon einige Male bewiesen, zu was er fähig ist, hatte schon Spitzenteams wie SC Watzenborn-Steinberg, Borussia Fulda und TSV Lehnerz gefordert und zum Teil bezwungen und nicht zuletzt eine Serie von nun elf Spielen ohne Niederlage hingelegt. Aber diese Partie wird nicht so schnell vergessen werden.

Nach einem 0:2-Rückstand zur Halbzeit schienen die Gastgeber einer scheinbar unvermeidbaren Niederlage nicht entgehen zu können. Nicht, weil der Rangvierte so schlecht gespielt hatte, sondern weil die ambitionierten Fußball-Hessen aus Bayern, die den Aufstieg anstreben, sich als bisher stärkste Mannschaft in der Lahnaue präsentierten und dem SC zunächst keine guten Aktionen gestattete.

Beide Fünfer-Abwehrketten beherrschten von Beginn an das Geschehen, flüssige Ballstafetten kamen, wenn es das frühe Attackieren überhaupt zuließ, nur bis in Strafraumnähe, und spätestens dann wurden die Pässe in die Spitze abgefangen. Aber vielleicht unterscheidet einen Aufsteiger von einem Aufstiegskandidaten, dass der fast aus dem Nichts zuschlagen kann. „Wir waren in der ersten Halbzeit nicht so schlecht, sind aber für zwei Fehler bestraft worden“, dachte Bulut zunächst an die 23. Minute, als Alzenaus agiler Angreifer Christopher Krause eine Flanke von Rico Kaiser per Kopf in den Torwinkel setzte. Der hatte sieben Minuten später erneut gegen Krause das Nachsehen, der einen präzisen Steilpass von Marcel Wilke zum 2:0 (30.) nutzte.

SC Waldgirmes – Bayern Alzenau 4:2

Die einzige Aktion, die den Gastgebern einen Hauch von Torgefahr einbrachte, war nach knapp einer halben Stunde der Schuss von Marcel Siegel Richtung leeres FC-Tor, nachdem Bayern-Torwart Ioannis Takidis außerhalb des Strafraums per Kopf geklärt hatte, Wilke aber noch den Ball vor der Torlinie erwischte.

„Wir wollten nach der Pause nicht alles ändern, sondern vor allem mehr Leidenschaft bringen“, wünschte sich Bulut für den zweiten Durchgang, der seine Erwartungen noch übertreffen sollte. Denn seine Spieler kämpften sich vom Wiederanpfiff in die Partie zurück, setzten die nun mehr auf Konter setzenden Gast unter Druck und wurden durch ein Bilderbuchtor von Tolga Duran, der aus dem Stand aus gut 20 Metern in den Torwinkel zum 1:2-Anschlusstreffer (66.) traf, belohnt.

Und als Jurij Gros einen von FC-Keeper Takidis aus kurzer Distanz abgewehrten Hartmann-Schuss endgültig über die Linie zum 2:2 (74.) drückte, war die Partie wieder offen. Während sich diese unverhoffte Punkteteilung für viele im Waldgirmeser Lager schon wie ein Dreier anfühlte, gaben sich die SC-Spieler nicht zufrieden und setzten noch einen drauf.

Lukas Hartmann verwertete eine Azizi-Flanke per Kopf zum 3:2 (79.) und sorgte für unverhoffte Glücksgefühle bei den SC-Fans. Und gerade war die Spannung und Enttäuschung gewichen, als Nicolas Strack (87.) bei einem Konter gegen die aufgerückte FC-Defensive ein uneigennütziges Zuspiel von Siegel nicht am FC-Keeper vorbeigebracht hatte, als Siegel (90+3) alle Zweifel am elften Saisonsieg beseitigte. Bei einem Alzenauer Eckball war auch der FC-Torwart in den SC-Strafraum aufgerückt, und als Gros die abgefangene Hereingabe zu Siegel weiterleitete, hatte der leichtes Spiel in Richtung leeres FC-Tor. Der Jubel darüber ging im allgemeinen Freudentaumel über den lange unerwarteten Dreier unter.

Und so nebenbei haben die Waldgirmeser das von Bulut vorgegebene Saisonziel von 40 Punkten und den damit sicheren Klassenerhalt schon jetzt bis auf einen Zähler erreicht. Aber das interessierte nach solch einem Spektakel erst einmal niemand.

*

SC Waldgirmes: Grutza - Siegel, Lang, Strack, Schmidt, Azizi - Schneider (87. Höhn), Golafra, Duran, Gros - Hartmann (90. Pektas).

FC Bayern Alzenau: Takidis - Kaiser, Calabrese, Jourdan, Wilke, Sawaneh - Krause (57. Niesigk), Wade, Hagley, Kalata (70. Demir) - Bejic (77. Sejdovic).

Tore: 0:1 (23.) Krause, 0:2 (30.) Krause, 1:2 (66.) Duran, 2:2 (74.) Gros, 3:2 (79.) Hartmann, 4:2 (90+3) Siegel - Schiedsrichter: Scotece (Mörfelden) - Gelbe Karten: Golafra, Schneider/Jourdan, Niesigk - Zuschauer: 320.

Aufrufe: 04.12.2017, 09:07 Uhr
Gießener AnzeigerAutor