2024-05-08T14:46:11.570Z

Interview
Die Zukunft im Blick hat Josef Geipl, Chef der Kohlgruber Kicker. FOTO: ANDREAS MAYR
Die Zukunft im Blick hat Josef Geipl, Chef der Kohlgruber Kicker. FOTO: ANDREAS MAYR

Geipl: "Oktoberfest ist teilweise wichtiger als Fußball!"

Bad Kohlgrubs Clubchef im Interview

FC-Chef Josef Geipl setzt in der Zukunft noch mehr auf engagierte Bad Kohlgruber – Notfalls auch eine Klasse tiefer

Bad Kohlgrub – Manche sprachen von einem Wunder. Und ja, es kam einem gleich, was im Juni in Eberfing passierte. Im Relegations-Rückspiel feierte der FC Bad Kohlgrub-Ammertal noch den Klassenerhalt in der Kreisliga. Mit Thomas Simmeth kam dann die Hoffnung auf ruhigere Zeiten. Nach der Hälfte der aktuellen Saison stehen die Ammertaler aber auf dem letzten Platz – akute Abstiegsgefahr. Im Interview spricht Clubchef Josef Geipl über die Gründe, den Coach, fehlenden Willen und die Zukunft des Teams.

Hat die Mannschaft nicht mehr das Zeug für die Kreisliga?

Das ganze Dilemma hat irgendwo auch eine Vorgeschichte. Die Personaldecke in Bad Kohlgrub ist einfach wahnsinnig dünn. Wenn dann noch zwei, drei Leistungsträger ausfallen, wird es einfach schwierig. Um ganz ehrlich zu sein, haben wir uns von den Abgängen vor ein paar Jahren – von Spielern, die jetzt Bezirks- oder Landesliga spielen – nicht erholt. Aus dem Jugendbereich kommt derzeit leider auch nicht wirklich etwas nach. Aber wenn man Spiele sieht wie in Bad Heilbrunn, in denen absolut nicht zu erkennen war, wer Tabellenerster und wer Letzter ist, ist die Kreisliga sicher nicht zu hochgegriffen.

Aber woran machen Sie die Talfahrt dann fest?

Wie schon gesagt: zum Großteil an der personellen Situation. Unser Trainer Thomas Simmeth hat doch so gut wie nie die Möglichkeit gehabt, mehrmals die gleiche Mannschaft aufs Feld zu schicken. Zum anderen liegt es auch an der Einstellung mancher Spieler zu ihrem Sport. Der Fußball steht nicht mehr wie zu meiner Zeit im Mittelpunkt. Mittlerweile sind andere Sachen wichtiger, ob das jetzt Urlaub, Oktoberfest oder sonst was ist.

Stichwort Trainer: Über Thomas Simmeth hört man nur lobende Worte. Sogar Spieler, die unter Karl Schmid und Torsten Kurz nicht mehr spielen wollten, sind wieder an Bord. Ist es sein kumpelhafter Umgang oder sein Training, das zum Umdenken geführt hat?

Ich wage zu behaupten, dass es ausschließlich sportliche Aspekte sind, die dazu geführt haben. Kumpelhaftes Verhalten hin oder her, der Trainer kann auch anders, er ist nicht immer nur Freund. Der funkt dazwischen, wenn es sein muss.

Trotzdem konnte die Mannschaft nur hin und wieder abrufen, zu was sie fähig ist. Warum? Ist der Ernst der Lage noch nicht allgegenwärtig oder der Anspruch, Kreisliga zu spielen, nicht mehr so ausgeprägt?

Vielleicht sowohl, als auch. Ich habe schon den Eindruck, dass bei dem einen oder anderen der absolute Wille fehlt, um die Vorgaben 100-prozentig umzusetzen und das Letzte aus sich rauszuholen. Ein Teil der Mannschaft ist scheinbar nicht gewillt, den Weg zu gehen. Doch wie gesagt, das trifft natürlich nicht auf alle zu. Deshalb ist es schwer, von der Mannschaft zu sprechen. Es gibt auch andere Beispiele wie Johannes Büchl, die sich voll reinhängen und aufdrängen. Aber wir funktionieren nur als Kollektiv. Wir haben nicht mehr diese einzelnen Spieler, die eine Partie entscheiden können. Wenn das nicht mehr funktioniert, sollte man sich wirklich überlegen, mit den Leuten weiterzumachen, die unbedingt wollen – auch wenn es eine Klasse tiefer ist.

Stellt sich auch die Trainer-Frage? Gerüchten zufolge wollte Simmeth ja schon das Handtuch werfen, konnte aber wohl doch noch umgestimmt werden…

Aus unserer Sicht gibt es in keiner Weise Anlass, sich vom Trainer zu trennen. Thomas Simmeth ist seit Langem das Beste, was uns auf dem Trainerposten passiert ist. Er ist enorm engagiert und top-motiviert – und das jede Woche aufs Neue. Zu den Gerüchten kann ich nur so viel sagen: Um ein Handtuch zu werfen, muss man zumindest schon mal eines in der Hand gehabt haben. Das war aber, glaube ich, noch nicht der Fall. Klar hat er sich selber hinterfragt und wollte auch von der Mannschaft wissen, ob es Sinn macht, gemeinsam weiterzumachen. Aber eines steht fest: Unser Trainer in der Rückrunde heißt Thomas Simmeth.

Die Winterpause nutzen Vereine ja gerne, um Spieler wieder fit zu bekommen. Wie stehen die Chancen oder gibt es auch einen Plan B, der Neuzugänge vorsieht?

Das ist das alte Leid. Wir liegen geografisch einfach wahnsinnig schlecht, da überlegt es sich ein Spieler zweimal, ob er sich die Fahrerei antut. Nach externen Verstärkungen sieht es derzeit nicht aus, das wäre ein Glücksfall, wenn sich etwas ergeben würde. Wir müssen es intern lösen, und da sind unsere Patienten selbst gefragt. Sie müssen sich regenerieren und die nötigen Maßnahmen treffen, um wieder fit zu werden.

Aufrufe: 023.11.2017, 08:50 Uhr
Andreas Kögl - Garmisch-Partenkirchener TagblattAutor