Die Oberliga startet zuerst

Kein Geheimnis dürfte es sein, dass sowohl in Sandhausen als auch in Walldorf der Klassenerhalt die vorrangige Zielsetzung ist. Je nach Verlauf droht es bis zu sieben Teams zu erwischen, die am Ende den Gang in ihre jeweilige Verbandsliga antreten müssen. Angesichts der Corona-Krise ist der vermehrte Abstieg im Jahr darauf die logische Konsequenz, derer sich alle bewusst sind und worauf sie sich eingestellt haben.

"Die Vorbereitung verlief mit Höhen und Tiefen und allem was dazu gehört, wie immer durchwachsen", sagt Sandhausens Trainer Frank Löning in seiner angenehm unaufgeregten Art. Ernst wird es erst am Samstag, wenn die Runde mit dem Auswärtsspiel beim FC 08 Villingen (Anpfiff, 15.30 Uhr) eingeläutet wird. Mit auf die Reise in den Süden macht sich ein beinahe runderneuerter Kader, wie es in U23-Mannschaften üblich ist. Von den 22 Akteuren fällt lediglich Abwehrmann Myeonghwan Lee aus, der sich in der Vorbereitung einen Kreuzbandriss zugezogen hat.

Eine völlig neue Herausforderung sind die 40 Spiele nicht nur für die Kicker, in Sachen Trainingsgestaltung und Intensität müssen die Übungsleiter ebenfalls neue Wege gehen. In Anbetracht zahlreicher englischer Wochen steht zwischen den Partien die Regeneration im Fokus und deutlich mehr Wechsel zwischen den Anfangsformationen sind zwangsläufig erforderlich. "Bei uns gehen die Spieler noch arbeiten, das ist der große Unterschied zum Profifußball", sieht Löning eine immense Belastung auf seine Schützlinge zukommen, "aber wir werden das annehmen und gerade über unsere vielen jungen Spieler versuchen das zu kompensieren."

Auf seiner Favoritenliste ganz oben steht derselbe Verein wie bei seinem Trainerkollegen aus Walldorf, Andreas Kocher. "Die Stuttgarter Kickers sind der Topfavorit", sagen beide unisono. Das soll es aber auch gewesen sein mit der Frage nach der erwarteten Situation an der Tabellenspitze. "Ich glaube, dass die Klubs ab Rang fünf darauf angewiesen sind, den Blick Richtung Abstiegsränge zu richten", sind für Kocher maximal eine Handvoll Vereine in der Lage sich nicht mit dem Thema Abstieg beschäftigen zu müssen.

In seiner Hochrechnung kommt er auf rund 55 Punkte, die vermutlich nötig sein werden, um die Oberliga zu halten. "Zuerst geht es aber darum sieben Mannschaften hinter sich zu lassen", präzisiert er die Zielsetzung und spricht dabei den vermehrten Abstieg an. Als Aufsteiger ist man ohnehin gut beraten, den Klassenerhalt als Ziel auszurufen. Sollte selbiger Mitte Juni schwarz auf weiß in der Tabelle hinterlegt sein, dürfte die Freude darüber noch größer als in einer "normalen" Saison ausfallen.

Als neuen Führungsspieler hat der FCA den 31-jährigen Patrick Wolf dazubekommen. Er kommt vom Regionalligisten Lokomotive Leipzig und soll zusammen mit Benjamin Hofmann (31) und Gianluca Mantel (27) die ansonsten sehr jungen Kicker mit seiner Erfahrung auf und neben dem Platz unterstützen.

Vier Tage länger Zeit haben Wolf und Co., um sich für den Start in Schuss zu bringen. Der Gegner des ersten Spieltags, der FC Nöttingen, absolviert am Samstag das badische Pokalfinale der Vorsaison gegen den SV Waldhof, weshalb die Partie Walldorf II gegen Nöttingen auf den kommenden Mittwoch verschoben wurde (Anpfiff, 19 Uhr).