2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligabericht
Es war eine unverdiente „Ohrfeige“ für einen unglücklich agierenden FC Amberg, der alles getan hatte, um die Wende zu schaffen. Foto: Thomas Rothe
Es war eine unverdiente „Ohrfeige“ für einen unglücklich agierenden FC Amberg, der alles getan hatte, um die Wende zu schaffen. Foto: Thomas Rothe

Großbardorf froh, hier gewonnen zu haben

Bayernligist FC Amberg stemmte sich mit aller Macht dagegen, doch am Ende stand eine weitere Niederlage – mit 1:2 zu Hause.

Verlinkte Inhalte

Es stimmt schon: Der FC Amberg steht auch nach dem fünften Spiel ohne Zähler da, ist mittlerweile auf dem 18. und letzten Platz angekommen. Aber der Großbardorfer Anspruch – „unser Ziel muss ein Dreier sein“ – der war doch ziemlich kühn. Tatsächlich waren die „Grabfelder“ nach 90 Minuten Herzrasen für Trainer Schönhöfer an der Seitenlinie doch heilfroh, hier überhaupt gewonnen zu haben.


Diese Niederlage hat der FC Amberg im Grunde nicht verdient und der TSV Großbardorf nicht den Sieg. In der recht flotten Begegnung, mit Möglichkeiten hüben und drüben, zeigte der FCA eine recht gute Gesamtleistung, aber das Dilemma ist auch mal wieder klar zum Vorschein gekommen: Es fehlt der herausragende Torschütze, es fehlt der jungen Mannschaft halt noch an Erfahrung, es gibt zu viele individuelle Fehler, und zwar immer noch. So gab es, besonders in der ersten halben Stunde, bemerkenswert viele leichtfertige Ballverluste und Abspielfehler zwischen FC-Abwehr und Angriff, in der Tat aber gab es keinen Grund für die rund 200 Fans, in Schwermut zu versinken. Der TSV ging in Führung, weil er einfach präsenter war, zweikampfstärker, weil der FC Amberg sich viel zu oft in die eigene Hälfte zurückzog, dem Gegner quasi das Mittelfeld kampflos überließ. So war Ambergs Deckung vielbeschäftigt, andrerseits konnte Großbardorf in Ruhe das Spiel von hinten aufbauen.

Chancen hatte der Gast durch einen Lattenheber von Andre Rieß (5.), einen Freistoß vom selben Spieler (13.) neben den rechten Pfosten – aber der FC Amberg mit seinen Kontern schon auch. Sebastian Schulik (6.) konnte von der linken Seite gerade noch von Seufert abgeblockt werden, nach Foul an Michael Dietl knallte Schulik den Freistoß in die „Mauer“ (16.), Pascal Tischler (15.) konnte die Amberger Führung erzielen nach einem Heber über die gesamte TSV-Abwehr. Tischler ist halt ein Abwehrspieler, ein Angreifer von Format hätte das gemacht. Eine tolle Möglichkeit hatte Florian Fruth (24.), alleine vor dem Tor stehend, „stundenlang“ hatte er Zeit – eine Großchance, die man zumindest per Schuss aufs Tor vollenden muss, und nicht einen Meter drüber. Tischler, Kojic auf der linken Amberger Abwehrseite waren gute Defensiv-Akteure, Kevin Kühnlein die Schaltzentrale in der Mitte schlechthin, das Flügelspiel der Großbardorfer über die rechte Seite, vor allem durch den schnellen Andre Rieß konnte auf der rechten Angriffsseite nicht zum Tragen kommen.

Schwachstelle bei den Ambergern, das haben die Gäste alsbald erkannt, das war die rechte Defensivabteilung beim FC Amberg, die mit dem Jungen Yannick Haller unzureichend besetzt war. Der war einfach überfordert, Haller musste schon in der 34. Minute Manuel Leicht „spielend leicht“ an sich vorbeiziehen lassen, und ein Schuss über die Latte kam raus. Drei Minunten später dann eine Doublette: Wieder zog Leicht an Haller vorbei, und seine Hereingabe erreicht ideal Dominik Zehe, der mit einer Direktannahme das 1:0 für die Gäste erzielte. Keeper Bleisteiner, mit einer starken Partie aufwartend, hatte null Chance. FC-Trainer Lutz Ernemann reagierte sofort, hat Haller ausgewechselt, Daniel Gömmel ins Spiel gebracht. Wenn man so will, zeigte der FC Amberg dann nach dem Rückstand, vielleicht gerade deshalb, ungeheure Moral. Das Tor hat die Mannschaft eher angestachelt denn gehemmt, denn fortan beherrschte Amberg Ball und Gegner.

Daraus resultierte in der 39. Minute über Gömmel und Dietl ein schneller Angriff, endend in den Armen von Marcel Wehr. Eine Minute später wurde die TSV-Deckung sozusagen aufgeschnitten: Über Florian Fruth, Ermin Kojic ging es zur Strafraumgrenze, Michael Dietl setzte den präzisen Flachschuss an den rechten Pfosten, den Abpraller setzte der am schnellsten schaltende Sebastian Schulik per Kopf zum 1:1 ins Netz. Amberg zur Halbzeit nahe am zweiten Treffer, viele Hände regten sich zum Beifall zur Halbzeit – also Amberg machte nicht den Eindruck, als sollte das Spiel verloren werden.

Ein Patt zur Halbzeit, mit einem Patt zum Ende hätten gewiss alle leben können, es wäre wohl auch gerecht gewesen. Der FC hatte in der offensiv geführten Begegnung seine Möglichkeiten, der TSV Großbardorf auch, beide Torhüter konnten sich auszeichnen. Das Unheil für Amberg kam in der 62. Minute nach der 6. Ecke für Großbardorf. Der Ball segelte von rechts in den Fünfmeterraum, dort hielten sich „gefühlt“ 15 Spieler vor Bleisteiner auf, Schönwiesner schaltete am schnellsten und spitzelte den Ball zum 2:1 für Großbardorf ins Netz. Der FC Amberg, man wird es ihm hoch anrechnen können, Trainer Lutz Ernemann tat’s dann auch, setzte bis zum Schluss nach, Kühnlein hatte allein zwei Tormöglichkeiten zum Ausgleich. Mindestens der wäre ja verdient gewesen, und jetzt steht der FC Amberg am kommenden 6. Spieltag in Bamberg schon unter psychischen Zugzwang.

FC Amberg – TSV Großbardorf 1:2 (1:1).

FC Amberg: Bleisteiner – Kojic, Tischler, Kühnlein, Haller (38. Gömmel) – Fischer, Keilholz, Dietl (65. Herrndobler) Popp, Fruth – Schulik.

TSV Großbardorf: Wehr – Seufert, Hölderle, Orf, Zang – Illig, Zehe, Schönwiesner (86. Dinkel), Seufert, Rieß, Floth (75. Müller) – Leicht (81. Breunig).

Tore: 0:1 (37.) Leicht, 1:1 (40.) Schulik, 1:2 (62.) Schönwiesner; SR: Markus Huber, SSV Wurmannsquick; Zuschauer: 179. (aog)

Aufrufe: 06.8.2017, 15:40 Uhr
Klaus HöglAutor