2024-05-10T08:19:16.237Z

Ligabericht

Der Niedergang des FC Amberg

Einst in der Regionalliga sollte der FCA zum Werbeträger für Stadt und Umgebung werden. Es folgte eine sportliche Talfahrt.

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Grabesstimmung beim letzten Heimspiel am Freitag, keine Fahnen mehr, der Fanblock geschmolzen, nur mehr die Eingefleischten im Stadion – der FC Amberg wird das Datum 18. Mai 2018 als Tiefpunkt ansehen müssen, wenngleich der Abstieg nicht automatisch das Ende bedeuet: In der Saison 2010/11 waren die Amberger von der Landesliga Mitte (16. Platz) in die Bezirksoberliga abgestiegen, 2015/16 aus der Regionalliga, danach ging es zumindest in der Bayernliga weiter – bis zum letzten Freitag.

Kurioserweise hat der FCA beim jetzigen Abstieg in die Bezirksliga gleich eine Klasse (Landesliga) übersprungen und – beim Aufstieg 2012 ebenfalls. Damals waren die Amberger Ende Mai in der dritten Saison der unbesiegbare Meister der damaligen Bezirksoberliga mit Trainer Alberto Mendez. Mit jenem Coach spielte Amberg 2012/13 in der Bayernliga. Benjamin Werner und Sebastian Müller waren damals die Tor-Garanten, Spieler wie Friedrich Lieder, Benjamin Burger, Michael Plänitz, Bastian Stöckl und Andreas Graml zählten ebenfalls zum Team. Das Ziel Klassenerhalt war zunächst ausgegeben, das aber wurde bald revidiert: „Klassenerhalt glaubt uns keiner mehr.“ Durch den damaligen Präsidenten Helmut Schweiger und den sportlichen Leiter Hubert Kirsch war bereits vom Fernziel Regionalliga die Rede. Am Ende der Saison 2013 reichte es allerdings nicht zum Aufstieg. Mendez und sein Co-Trainer Steffen Ziegra wurden kurzerhand entlassen. Der FCA hatte damals einen Zuschauerschnitt von gut 850 und wurde mit 70 Punkten Tabellenvierter. Zwar schlug Amberg im letzten Heimspiel den TSV Kleinrinderfeld mit 3:0, weil aber zur gleichen Zeit Großbardorf mit 4:3 gegen den FC Sand gewann, entschied ein einziges Tor zugunsten des punktgleichen TSV Großbardorf.

Ein Jahr später landeten die Amberger wieder auf dem vierten Platz. Mit Matthias Götz, Oliver Gorgiev, Michael Plänitz, Benjamin Werner, Frank Lincke, Friedrich Lieder, Francis Kioyo und Lukas Dotzler zeigte der FCA gute Leistungen, selbst Trainer Timo Rost hatte 15 Spiele absolviert. Am grünen Tisch war zu dieser Zeit von einem „Fünfjahresplan“ die Rede. Der Aufstieg in die Regionalliga schien erneut nah. Doch nach einer peinlichen 2:3-Niederlage gegen Selbitz und dem Abrutschen ins Mittelfeld zeichnete sich schnell ab, dass es auch 2013/14 nichts mit dem Aufstieg werden würde.

Aufstieg über die Relegation

Der große Triumph aber folgte doch noch: In der Saison 2014/15 gelang dem FCA endlich der Aufstieg in die Regionalliga Bayern. Als Tabellenzweiter musste Amberg ins Stechen: In vier Spielen ging es gegen den SV Heimstetten und den VfR Garching – viermal blieb Amberg ohne Gegentor. Am 13. Juni 2015 war der FCA ganz offiziell Regionalligist. Es herrschte Jubel, Trubel und Heiterkeit. Auch die erste Begegnung gegen den FC Memmingen entschied Amberg mit 4:1 souverän für sich. Der Verein sollte fortan zu einem sympathischen Werbeträger für die Stadt avancieren.

Hinter den Kulissen aber hatte sich Mäzen Helmut Schweiger ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt zurückgezogen. Sein Fünf-Jahres-Plan für den höherklassigen Fußball ging offenbar nicht auf. Im April 2015 durchsuchte die Staatsanwaltschaft die Räume des FCA, die Auflagen des BFV für Stadion und Umfeld waren hoch. Das sportliche Ziel des damaligen Coaches Rost war, vier Mannschaften hinter sich zu lassen. Nicht nur sportlich stiegen die Ansprüche: Für eine fünfstellige Summe kaufte sich der FCA eine neue elektronische Anzeigentafel – vom SSV Jahn Regensburg. In Betrieb war diese bis heute aber nur bei wenigen Partien. Die Maxime war, dass die Spieler, die den Aufstieg geschafft hatten, auch weiterhin spielen sollten. Die Neuzugänge hielten sich mit Jan Fischer (Ammerthal), Silas Göpfert (Eintracht Bamberg) und Thomas Schneider (Weiden) in Grenzen. Kevin Kühnlein kam schließlich im Januar 2016. Doch egal ob Götz, Gorgiev, Graml, Wiesner, Dietl, Seitz, Wiedmann, Plänitz, Hempel, Ceesay, Lincke, Schneider, Jobst oder Hauck – heute ist keinen von ihnen mehr in Amberg.

26 Punkte erreichte der FCA bis zur Winterpause – eine hervorragende Leistung. Dann aber wendete sich das Blatt. In den folgenden sieben Begegnungen erzielten die Amberger nicht ein einziges Tor und blieben punktlos. „Wir arbeiten in Ruhe weiter, dann stellt sich auch der Erfolg wieder ein“, sagte Schweiger damals. Doch die Amberger schätzten die Liga und ihr eigenes Können falsch ein. Es ging nichts mehr. Ein 0:0 gegen SSV Jahn und ein 3:4 im Juli 2015 vor 13 000 Zuschauern in Regensburg blieben die Höhepunkte der Saison. In Amberg lief nicht mehr viel zusammen, vor und hinter den Kulissen. 14 Spiele lang hatte der FCA nicht mehr gewonnen und es entstand immer mehr der Eindruck, dass nun niemand mehr etwas gegen den Abstieg hatte. Eine Sportpark GmbH wurde gegründet, Insider behaupten heute noch, dass diese der Anfang vom Ende war. Andere Vereine hätten in einer solchen Phase wohl zumindest in den letzten Partien den Trainerposten umbesetzt, um neue Impulse zu setzen. Amberg aber hielt an Rost fest – und ging mit ihm unter.

Schweiger kam schließlich zu der Erkenntnis, dass die Regionalliga und die dortigen Sicherheitsauflagen für den FCA finanziell nicht zu stemmen gewesen seien. Die Verantwortlichen zogen sich schließlich still und leise, nach und nach zurück. Am Ende stieg Amberg sang- und klanglos ab

Spieler aus Reserve und Jugend

Die folgende Saison 2016/17 gestaltete sich schon in der Vorbereitung schwierig: Acht Spieler verließen den Absteiger. Der FCA versuchte es mit Spielern aus der Reserve und der eigenen Jugend. Diese konnten ehemalige Leistungsträger aber nicht ersetzen. Auch die Ära von Timo Rost war beendet. Günter Brandl trat fortan das Erbe auf der Trainerbank an. „Die Mannschaft braucht einen neuen Geist. Meine Aufgabe ist es, sie wieder konkurrenzfähig zu machen“, verkündete Brandl bei seinem Antritt. Gepasst hat es zwischen dem Team und dem neuen Coach allerdings nie. Bereits im Dezember 2016 musste Brandl seinen Stuhl wieder räumen. Mit Lutz Ernemann folgte ein Amberger als Trainer. Ihm gelang schließlich der zehnte Tabellenplatz.

Mittlerweile passte es in Amberg auch hinter den Kulissen nicht mehr: Noch im Juli vergangenen Jahres versprach Schweiger neue Spieler. Mit dem Stamm des damaligen Teams und einigen erfahrenen Akteuren wollte man die Liga erneut halten. Die versprochenen Routiniers kamen nicht und Schweiger war zwei Wochen später weg. Werner Aichner, der eigentlich schon im Ruhestand war, musste den Verein nun am Laufen halten. Mit Götz, Wiedmann, Seitz, Knorr, Graml, Busch und Ceesay gingen schließlich weitere Säulen, so dass die Amberger immer mehr auf die Reserve zurückgreifen mussten. Der FCA wurde binnen drei Jahren bis in die Bezirksliga herabgewirtschaftet.

Aufrufe: 022.5.2018, 18:00 Uhr
Klaus HöglAutor