2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
Fabian Adelmannn (li.) agierte in der abgelaufenen Saison als U21-Trainer des Clubs und assistierte zeitgleich in der Bundesliga.
Fabian Adelmannn (li.) agierte in der abgelaufenen Saison als U21-Trainer des Clubs und assistierte zeitgleich in der Bundesliga. – Foto: Zichy

»Es war schon eine extreme Zeit«

Mit 27 Co-Trainer in der Bundesliga und zeitgleich Chefcoach der U21: Nürnbergs Fabian Adelmann erzählt im FuPa-Interview von einer unglaublich aufregenden Saison 2018/19

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Fabian Adelmann zieht Bilanz über die abgelaufene Bundesliga-Saison mit dem Club und was er künftig vorhat. Ganz nebenbei hat er als Cheftrainer der U21 in der Regionalliga Bayern einen hervorragenden fünften Tabellenplatz erreicht. In der kommenden Saison will der 27-Jährige als Cheftrainer der U19 den Wiederaufstieg in die Bundesliga schaffen.

FuPa: Fabian, zum Klassenerhalt in der Bundesliga hat es leider nicht gereicht. Auch wenn sich dies schon etwas länger abgezeichnet hatte, wie groß ist die Enttäuschung?
Fabian Adelmann (27):
Wir wussten vor der Saison, dass es ein sehr schwieriges Unterfangen wird in der Liga zu bleiben. Wenn man am Ende dann natürlich sieht, wie wenige Punkte dieses Jahr zum Klassenerhalt gereicht hätten, ist die Enttäuschung im ersten Moment schon groß.

Woran lag es Ihrer Meinung nach, dass es letztlich nicht gereicht hat, wenngleich in dieser Spielzeit zumindest die Teilnahme an der Relegation möglich gewesen wäre.
Für so etwas gibt es keine pauschale Antwort. Wenn man so eine Saison betrachtet, sind es immer mehrere Faktoren die letztendlich dafür sorgen, dass man absteigt. Insgesamt denke ich, dass uns zwei, drei Spieler mit Bundesligaerfahrung gut getan hätten, um eine gewisse Stabilität in die Mannschaft zu bekommen. Natürlich gab es dann auch Spiele, in denen ungünstige Schiedsrichterentscheidungen oder verschossene Elfmeter hinzukamen. Aber wenn man erst einmal in so einer Negativspirale drin ist, kommt man auch ganz schwer wieder raus.

Was nehmen Sie persönlich aus der Bundesliga-Saison als Co-Trainer mit, die ihnen keiner mehr nehmen kann?
Für mich war das ganze Jahr eine unglaubliche Erfahrung. So nahe am Geschäft Bundesliga dran zu sein, hat meine Sicht auf den Fußball ein ganzes Stück weit verändert. Ich habe mich sowohl als Trainer als auch als Mensch weiterentwickeln können, was in meinem Alter eine große Bereicherung ist.

»Für diese Doppelfunktion habe ich ganz viel hinten anstellen müssen.«

Was war für Sie das Highlight, was ein nicht so schöner Moment?
Es gab kein bestimmtes Highlight. Es waren viele tolle Momente die diese Saison für mich persönlich einzigartig gemacht haben. Beispielsweise auf dem Rasen im Signal Iduna Park oder in der Allianz Arena zu stehen. Zudem habe ich mich unglaublich auf jedes Heimspiel gefreut. In dem Stadion, in dem ich früher selbst als Fan auf der Tribüne stand, jetzt als Trainer zu arbeiten, hat mich mit unglaublich viel Stolz erfüllt. Einer der traurigsten Momente war der Schlusspfiff im Heimspiel gegen Schalke 04. Wir haben dort wohl eines der besten Spiele der Saison gemacht, und mit einem Sieg wären wir auf zwei Punkte am Relegationsplatz dran gewesen. Leider haben wir in diesem Spiel einen Elfmeter verschossen und kurz vor Ende der Partie den Ausgleich kassiert.

Wie sind Sie mit der Doppelbelastung Co-Trainer Bundesliga und Cheftrainer U21, mit der sie einen ausgezeichneten fünften Tabellenplatz erreicht haben, klargekommen, was können sie daraus mitnehmen?
Es war schon eine extreme Zeit in den letzten Monaten. Für diese Doppelfunktion habe ich ganz viel hinten anstellen müssen. Letztendlich war es aber die bisher spannendste Saison für mich als Trainer. Ich konnte als Co-Trainer in der Bundesliga sehr viel lernen und hatte ab Oktober die Möglichkeit viele Dinge wieder selbst als Cheftrainer in der U21 umzusetzen. Ich bin sehr froh, dass alles so gekommen ist.

Das Tainer-Trio Köllner/Schommers/Adelmann bzw.-danach Mintal gibt es in dieser Konstellation nicht mehr. Wehmut, Enttäuschung oder wie analysieren Sie dies im heutigen Trainergeschäft, wo fast nur noch Erfolge und Fakten zählen?
Am Saisonende kommt immer Wehmut auf. Man verbringt mit den einzelnen Menschen über ein Jahr lang teilweise mehr Zeit, als mit seiner Familie. Da entstehen schon enge Bindungen. Man ist dann sicherlich auch mal ein, zwei Tage traurig und schaut wehmütig auf die Saison zurück, letztendlich holt einen dann aber schnell wieder das Tagesgeschäft ein und die Planungen für die neue Saison beginnen schon. Ich bin sehr dankbar, mit Michael, Boris und Marek zusammengearbeitet zu haben.

»Ich bin schon froh, das jetzt erstmal Urlaub ist.«

In der neuen Saison, dann in ihrem fünften Jahr beim Club, übernehmen Sie als Cheftrainer die U19, die wegen eines einzigen Punktes ebenfalls aus der Bundesliga abgestiegen ist. Wie kam es zu dem Engagement, was sind Ihre damit verbundenen Ziele?
Für mich war nach wenigen Wochen als U21-Cheftrainer schnell klar, dass ich in der kommenden Saison wieder als Cheftrainer arbeiten möchte. Für mich war dann ebenfalls schnell klar, dass ich die U19-Mannschaft trainieren möchte. Ich habe in den letzten drei Jahren als Chef- und Co-Trainer die U21 erlebt und kenne die Liga sehr gut. Deshalb war für mich klar, dass ich in die U19-Bundesliga will, um etwas Neues zu sehen. Natürlich schmerzt der Abstieg, aber die damit verbundene Aufgabe ist für mich ein großer Ansporn in der kommenden Saison.

Mit Robert Palikuca ist ein neuer Sportvorstand beim FCN am Ruder, der mit Florian Meier gleich einen Kaderplaner/Talenscouting für die Lizenzspielermannschaft installiert hat. Gibt es so etwas auch im Nachwuchsleistungszentrum des 1. FC Nürnberg?
Natürlich haben wir auch im NLZ ein breit aufgestelltes Scouting-Team.

Doppelbelastung als Co-Trainer und Cheftrainer der U21: Ist man nach einer langen Saison ausgelaugt und will vom Fußball erst mal nichts wissen, obwohl es ja bald gilt, die neue Saison der U19 zu planen. Wie verarbeiten sie das Ganze?
Ich bin schon froh, das jetzt erstmal Urlaub ist. Die ersten Planungen mit der U19 laufen natürlich im Hintergrund schon, aber das ist weniger zeitaufwendig. Ich werde mit meiner Freundin jetzt erstmal in den Urlaub fahren und ein bisschen abschalten. Ich bin mir aber relativ sicher, dass ich nach zwei, drei Wochen wieder nervös werde und auf den Platz zurück möchte. (lacht)

Welche Pläne haben sie für die Zukunft, wie nah sind Sie dem Ziel, die Fußball-Lehrer-Lizenz angehen zu wollen?
Mit dem Club ist abgesprochen, dass ich mich im kommenden Herbst/Winter für den nächsten Lehrgang bewerbe. Ob ich dann einer der 24 Teilnehmer des Lehrgangs werde, steht nochmal auf einem anderen Blatt Papier.

Aufrufe: 024.6.2019, 16:29 Uhr
Reinhard Zichy Autor