2024-04-25T14:35:39.956Z

Ligabericht
Zuschauerinteresse fast wie zu den guten, alten Schwarzwald-Bodensee-Liga-Zeiten: Die Tribüne im Städtischen Stadion ist beim A2-Top-Spiel gut gefüllt. Foto: Christian Flemming
Zuschauerinteresse fast wie zu den guten, alten Schwarzwald-Bodensee-Liga-Zeiten: Die Tribüne im Städtischen Stadion ist beim A2-Top-Spiel gut gefüllt. Foto: Christian Flemming
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Ein Hauch von Schwarzwald-Bodensee-Liga

Fußball-Kreisliga A2: Die Spielvereinigung Lindau in der Rolle des Zuschauermagneten

Lindau / sz - In die guten, alten Zeiten mögen sich vor allem die Besucher der älteren Jahrgänge am Sonntagnachmittag im Städtischen Stadion von Lindau versetzt haben. Immerhin haben es sich fast 500 Zuschauer nicht nehmen lassen, das Top-Spiel der Fußball-Kreisliga A2 zwischen der heimischen Spielvereinigung und dem Vorjahres-Vizemeister VfL Brochenzell zu verfolgen. Das reicht zwar noch nicht ganz an die überlieferten Zahlen aus den 1960er- und 1970er-Jahren heran, als die Inselstädter in der legendären Schwarzwald-Bodensee-Liga ihre Schuhe schnürten und in der damals höchsten Amateurspielklasse erfolgreich kickten. Doch dürfte diese Zuschauerzahl als Rekordwert der vergangenen Jahre in die Vereinschronik bei Heimspielen der Lindauer eingehen.

"Ich verspüre ein gewisses Prickeln und Jucken im Nacken", gestand Erwin Dewald kurz vor Spielbeginn im Angesicht der imposanten Kulisse. Der Ex-Schwarzwald-Bodensee-Liga-Spieler muss es wissen, hat er die glorreichen Zeiten des Lindauer Fußballsports hautnah miterlebt. Einher mit dem starken Besucherinteresse gingen erste Duftmarken bei der Außendarstellung des Traditionsvereins, der 2019 sein hundertjähriges Bestehen feiern möchte. Zwei Autos eines Sponsors der Grün-Weißen, im Verkaufswert des mittleren fünfstelligen Bereichs rangierend, standen unübersehbar auf der Tartanbahn des Stadionrunds. Und beim Einlauf der beiden Mannschaften um Punkt 15 Uhr hielten die Spieler E- und F-Jugendliche der SpVgg an den Händen – eine schöne Geste gegenüber dem Nachwuchskickern, die bei anderen Anlässen gerne wiedergesehen ist. Da mag man gerne auch die defekte Beschallungsanlage verschmerzen, weswegen die laufenden Informationen über die Mannschaftsaufstellungen, den Spielverlauf oder der Pausenunterhaltung gänzlich ins Wasser fielen.

Auch Werner Mang zeigte am Sonntag Flagge. Der frisch gewählte Präsident der Spielvereinigung war just in time aus München eingeflogen, wo er tags zuvor den 4:0-Heimsieg des FC Bayern live mitverfolgte und auch einen Abstecher zum Oktoberfest machte. Doch nicht nur reines Vergnügen trieb den "Professor", der vor Kurzem seinen 68. Geburtstag feierte, am vergangenen Wochenende in die bayrische Landeshauptstadt. Bei "Kalle" Rummenigge höchstpersönlich sondierte Mang die Konditionen für ein Gastspiel der Bayernprofis zum Vereinsjubiläum in zwei Jahren. "Landesliga ist schon mein Ziel", entfuhr es dem SpVgg-Präsident mit Blick auf die sportlichen Perspektiven der ersten Männermannschaft – um schnell hinzuzufügen, dass man "die Mannschaft und den Trainer nicht unter Druck setzen" werde, um den Aufstieg in die nächsthöhere Bezirksliga zu erreichen. "Wir müssen jetzt noch nicht aufsteigen."

Bis dahin ist es allerdings noch ein längerer Weg, wie sich Werner Mang und alle anderen Lindauer Fußballfans überzeugen konnten. Sahen sie doch eine Heimmannschaft, die im Vergleich zur Vorsaison zwar defensiv sehr gut aufgestellt, im Spiel nach vorne jedoch noch viel Luft nach oben hat. "Wir brauchen bald Verstärkung in der Offensive", analysierte Mang zutreffend. In der Tag kann man gegen einen VfL Brochenzell, der sich seit Jahren im oberen Tabellendrittel der Kreisliga A2 mitspielt und in der Vergangenheit auch schon in die Bezirksliga aufstieg, nur mit Druck im Angriff Tore erzielen. Das ließ Lindau an diesem Tag leider fast durchwegs vermissen, die Gästeabwehr hatte die SpVgg-Offensive gut im Griff. Somit war der 1:0-Sieg des VfL mehr als verdient.

Bleibt zu hoffen, dass SpVgg-Fußballlehrer Srdan Gemaljevic den eingeschlagenen Weg weitergeht, die Trainingsbeteiligung der Spieler dauerhaft gut bleibt und auch bei der eigenen Fußballjugend fleißig gearbeitet wird. Vielleicht gelingen während der Winterpause, spätestens jedoch im Sommer kommenden Jahres, womöglich noch der eine oder andere Transfercoup im Angriff der Inselstädter. Es wäre jammerschade, wenn man auf das nächste Spitzenspiel der SpVgg Lindau in der Fußball-Kreisliga A2 mit einem derart großen Zuschauerzuspruch jetzt länger warten müsste.

Aufrufe: 018.9.2017, 22:48 Uhr
Schwäbische Zeitung / Von Peter SchlefskyAutor