2024-05-08T14:46:11.570Z

Allgemeines
Der Eglofser Anhang feiert das 2:1 über Lindau ausgiebig. Florian Wolf
Der Eglofser Anhang feiert das 2:1 über Lindau ausgiebig. Florian Wolf

Wie die Relegation zu einem Volksfest werden kann

Ein paar gute Zutaten für einen gelungenen Fußballevent am Beispiel des TSV Schlachters

Sigmarszell-Schlachters / - Alljährlich stehen die beiden Wochen nach Ende des Spielbetriebs in den Amateurfußballligen ganz im Zeichen der Duelle um den Auf- und Abstieg, kurz auch als Relegation bezeichnet. Hier hat die Spielvereinigung Lindau als A2-Ligist am Freitagabend gleich in der ersten Runde gegen den SV Eglofs die Segel streichen müssen, sie unterlag den Allgäuern mit 1:2. Bei der Partie auf dem Gelände des TSV Schlachters kam vor, während und nach den 90 Spielminuten so etwas wie Volksfeststimmung auf. Dafür gibt es Gründe, wie sich der Berichterstatter vor Ort überzeugen konnte.

1. Relegation - (nicht nur) ein Szenetreff:
Relegationsspiele werden nicht nur von den Anhängern der beiden beteiligten Klubs, sondern auch anderer Fußballinteressierter gerne wahrgenommen. Ob Trainer, Betreuer, Spieler oder Abteilungsleiter: In Schlachters konnte man mühelos eine Vielzahl von Vereinsvertreter aus nah und fern ausmachen. Da werden zwischendurch oder in der Pause Zu- und Abgänge besprochen und verhandelt, über den Spielverlauf gefachsimpelt oder einfach nur Nettigkeiten ausgetauscht. Doch nicht nur das: Da nicht wenige Familien haben, werden Kind und Kegel gleich mit zur Relegation mitgebracht.

2. Relegation - Essen und Trinken zuhauf:
Wer bis Freitagabend noch nichts Richtiges zum Essen im Bauch hatte oder noch nicht satt war, konnte beim TSV Schlachters so richtig zuschlagen. Von roten und weißen Würstchen über Kässpatzen bis hin zum (in der A2-Vereinswelt einmaligen und geschätzten) Steakvariante "Zack Zack" mit feuriger Soße gab es eine reiche Auswahl. Und für die Versorgung der Zuschauer, die sich nicht zu den Ständen oder ins Vereinsheim bequemen wollen, mit "Flüssigem" sorgten die fleißigen Helfer, die im Fünf- bis Zehn-Minuten-Takt den Leiterwagen mit Getränken entlang der Spielfeldbegrenzungslinien zogen.

3. Relegation - Der Kitt fürs Vereinsleben:
Ganz viele Helfer des TSV Schlachters tummelten sich am Freitagabend im und rund ums "Waldstadion", den Austragungsort der Partie zwischen Lindau und Eglofs. Ob Dienst bei der Parkplatzeinweisung und Verkehrsregelung, am Einlass, der Bewirtung oder als Stadionsprecher: So stärken Relegationsspiele den Vereinszusammenhalt und spülen zudem wichtiges Geld in die eigene Kasse.

4. Relegation - Endlich mal Linienrichter am Start:
Bei so manchen strittigen Abseitsentscheidungen auf Kreisliga-Fußballplätzen wünscht man sich Unparteiische, die die Linie entlang flitzen und die Fahne heben, sobald regelwidrige Tore auf dem Rasengrün fallen. Die gibt es gewöhnlich erst ab der Landesliga aufwärts. Kein Problem hingegen bei der Relegation: Hier bietet der Fußballverband bei den Aktiven stets ein Schiedsrichter-Dreiergespann auf – schließlich muss es absolut korrekt zugehen.

5. Relegation - Fankultur ausleben:
In Schlachters zeigten die Lager beider Kontrahenten Flagge im wahrsten Sinne des Worte. Auf der einen Seite schwenkten Lindauer ihr Grün-Weiß, gegenüber dominierte ein gelbgrünes Fahnenmeer. Hier die Anfeuerungsrufe "Lindau, Lindau" – dort das sich wiederholende "S-S-SVE". Auch akustisch ist bei Relegationsspielen so einiges geboten. Die Fans gehen mit und nehmen lautstark am Spielgeschehen teil.

6. Relegation: Live umschalten zur WM:
Und weil seit ein paar Tagen auch noch der Ball bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Russland rollt, ging es nach dem 2:1-Sieg des SV Eglofs über die Lindauer Spielvereinigung gleich weiter mit Public Viewing. Mehr als 100 Besucher sahen sechs Tore beim 3:3 zwischen Spanien und Portugal. Was will das Fußballherz mehr...

Aufrufe: 017.6.2018, 19:24 Uhr
Schwäbische ZeitungAutor