2024-04-25T14:35:39.956Z

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Du bist Torwart!

Tobias Radke steht beim VfB Leisnig zwischen den Pfosten. Das ist schon im Kinderbereich klar gewesen.

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Diplomingenieur Tobias Radke zieht beim A-Kreisligisten VfB Leisnig auch weiterhin die Torwarthandschuhe an. Foto: Dietmar Thomas

Steht eine Mannschaft in der Tabelle weit hinten, ist es vor allem für einen Spieler leichter zu glänzen: den Torhüter. Nach positivem Saisonauftakt wurden die Kicker des VfB Leisnig in der Kreisliga A bis in den unteren Tabellenregionen durchgereicht. Dass die Situation nicht eskalierte, es am Ende zum drittletzten Platz und mit 24 zu einer recht respektablen Punkteausbeute reichte, war vor allem einem zu verdanken, der im Leisniger Spiel immer wieder überdurchschnittliche Leistungen über die gesamte Saison gesehen ablieferte: Torhüter Tobias Radke. Aus diesem Grund ist der Schlussmann der Bergstädter beim Fußball-Spezial der 19. Sportlerwahl des Döbelner Anzeigers in der Kategorie „Fußballer/Fußballerin des Jahres 2015/16“ nominiert.

Nach einem riesigen Umbruch im Team wurde der erst 26-jährige Tobias Radke als einer der erfahreneren Akteure praktisch zurückgeholt, obwohl er sich schon ein Stück weit ins „Privatleben“ zurückgezogen hatte. „Ich hatte gesagt, die sollen sich melden, wenn es eng aussieht. Als der Anruf recht zeitnah kam, war ich schon verwundert“, erzählt der Diplomingenieur für Elektro- und Informationstechnik. Und die ersten Saisonspiele der Bergstädter in der Kreisliga A waren auch recht verheißungsvoll. Nach sechs Punkten allerdings fiel die Mannschaft in ein Loch. „Es gab einen Bruch, nach dem nichts mehr ging. Zuvor sah es aber endlich mal wieder nach Fußball aus“, sagt Radke und weiter: „Danach gab es viele personelle Probleme.“ Er selbst sorgte ebenfalls für diese, denn nach einer Fingerverletzung fehlte er mehrere Wochen vor der Winterpause.

Dass mit dem Döbelner Steffen Kaiser jetzt ein ehemaliger erfahrener Torwart seine Mannschaft trainiert, sieht er keineswegs als Nachteil. „Klar, ich war eine Weile raus, aber er hat mir mit Rat und Tat zur Seite gestanden. Aber Fußballspielen verlernt man ja auch nicht. Denn wenn jemand frei vorm Tor ist, kann man sich eh nur davor schmeißen“ sagt er, wobei er eben mit einem Trainer, der selbst einmal Torwart war, ganz anders reden könne.

Begonnen hat Tobias Radke mit sechs Jahren in Stötteritz. „Der damalige Chef meiner Mutter hat eine Mannschaft trainiert und da bin ich hingegangen“, sagt er. Er hätte beim ersten Training draußen gespielt und stand dann im Tor. Und da sie wohl keinen Besseren hatten, sagte der Trainer: „Du bist Torwart!“ Und dabei blieb es, auch als er in bei den E-Junioren nach Leisnig wechselte. „Ich habe nie etwas anderes gespielt, da reicht es fußballerisch nicht bei mir“, erklärt der Keeper und sagt schmunzelnd: „Diese Saison sollte ich dann wegen Personalmangels doch mal draußen spielen, am Ende haben sich aber doch genügend Leute gefunden, sodass ich zwischen den Pfosten bleiben konnte.“

Dass in der Mannschaft die mit der „Eins“ und mit der „Elf“, also der Torwart und der Linksaußen, den berühmten „Treffer“ haben müssen, will der Diplomingenieur so übrigens auch nicht stehenlassen. „Man muss doch das Geschehen lesen können, da kann etwas Spielintelligenz nicht schaden“ sagt er.

Sicher allerdings ist er sich in einem Punkt: Auch wenn die Leisniger am Ende der Saison mit 24 eine recht ordentliche Punktzahl hatten, so kann es beim Drittletzten der Vorsaison in der neuen Spielserie nur besser werden. „Wir wollten sportlich über dem Strich stehen, das haben wir geschafft. Und wenn wir nicht das Loch gehabt hätten, wäre wohl mehr drin gewesen. Dennoch kann es so nicht weitergehen! Und ich denke, mit der einen oder anderen Verstärkung geht es etwas in Richtung Mittelfeld“, sagt Tobias Radke selbstbewusst und weiter: „Es sollte unser Anspruch sein, nicht gegen den Abstieg zu spielen, denn da waren wir in Leisnig schon einmal ein ganzes Stück weiter.“

Aber die Erfahrung der jungen Mannschaft würde von Spiel zu Spiel kommen, wozu Tobias Radke beitragen will. Denn der macht auf alle Fälle weiter und will helfen, dass beim VfB Leisnig auch auf seiner Position Nachwuchs heranwächst, damit auch er dann irgendwann doch ruhigen Gewissens in den fußballerischen Ruhestand gehen kann.

Aufrufe: 05.7.2016, 13:39 Uhr
Dirk WestphalAutor