2024-05-02T16:12:49.858Z

FuPa Portrait

Die neue Abwehrchefin des DSC Arminia Bielefeld

Frauenfußball: Sandra Hausberger kann einen Palatschinken-Teig und Abwehr-Beton anrühren. Arminias Neuzugang fühlt sich pudelwohl und hofft auf Skitage im Sauerland

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Eigentlich hätte sie Skifahrerin werden müssen. Denn wer in Alpbach in Tirol geboren wird und dort seine Kindheit und Jugend verbringt, kann, wenn er nur ein bisschen sportliches Talent besitzt, im Grunde nicht anders, als sich die Bretter unterzuschnallen. „Das habe ich auch gemacht“, sagt Sandra Hausberger, die „Ski fährt, seitdem ich laufen kann“ und schon als kleiner Knirps die Pisten am Schatzberg und am Gmahkopf unsicher machte.

Irgendwann kam für Arminia Bielefelds Neuzugang, die als Jugendliche einige Rennerfolge im Slalom feierte und sogar die berühmte Planai in Schladming bei einer Meisterschaft herunterraste, eine neue Leidenschaft hinzu: „Der Fußball hat mich schon als Kind so gepackt, dass ich mich schließlich, als beide Sportarten auszuüben zu zeitintensiv wurde, für den Ball statt für die Ski entschieden habe“, erzählt Hausberger. Schon bald stellte sich heraus, dass die kleine Sandra auch beste Anlagen für eine Fußballkarriere mitbrachte: Schon mit 14 Jahren bestritt sie für Wacker Innsbruck ihr erstes Bundesligaspiel und kam bald zu Einsätzen in der österreichischen U-17- und U-19-Nationalmannschaft. Mit 19 Jahren wagte sie dann gemeinsam mit ihrer besten Freundin, der Nationalspielerin Kathi Schiechtl, den Schritt in die deutsche 2. Bundesliga, zu Werder Bremen.

„Wir hatten dort vier Jahre lang eine perfekt funktionierende Ösi-WG“, sagt Sandra Hausberger, die sich in Bremen pudelwohl fühlte und mit den Hanseatinnen 2015 in die Bundesliga aufstieg. Sportlich und gesundheitlich lief’s anschließend dann nicht mehr so gut: Dem sofortigen Abstieg folgte eine lange persönliche Leidenszeit. „Wegen eines Knochenödems im Sprunggelenk habe ich fast die komplette letzte Saison verpasst“, berichtet sie. Doch als sie sich frustriert schon fast zur Heimkehr nach Österreich entschlossen hatte, flatterte ihr das Angebot von Trainer Markus Wuckel ins Haus, zu Arminia Bielefeld zu wechseln. „Da ist mir klar geworden, dass eine Rückkehr nach Österreich ein bisschen nach Aufgeben ausgesehen hätte. Und ich habe gemerkt, dass ich es eigentlich nochmal wissen und zeigen will, was ich kann“, beschreibt Hausberger ihre Motivation für den Wechsel, den sie bislang noch keine Sekunde bereut hat.

„Mannschaft, Trainer, Umfeld – alles top! Ich habe es wirklich gut getroffen“, sagt sie. Das Team sei ein „homogener Haufen“, in dem die Chemie stimme. „Normalerweise gibt’s ja so eine Phase des Anschnupperns, bei Arminia war ich aber gleich mittendrin“, berichtet Hausberger, die von der Intensität des Trainings, die sie als „erstligareif“ beschreibt, ein wenig überrascht war. „Markus gibt im Ausdauerbereich echt Vollgas“, lacht sie, „aber das kommt uns zugute, weil wir gegen Spielende noch Reserven abrufen können.“ Auch mit der mitunter unkonventionellen Art ihres neuen Trainers hat die mit 23 Jahren schon erfahrene Spielerin keine Probleme. „Er ist ein besonderer Typ und manchmal – ich geb’s zu – muss ich schon ein wenig schmunzeln. Aber da er sich immer voll für das Team engagiert, ist das in Ordnung.“

Außerhalb von Training und Spiel ist Arminias neue Abwehrchefin, die in Bremen ganz nebenbei einen Bachelor in Betriebswirtschaft, Schwerpunkt Sportmanagement, erwarb, in Teilzeit in der DSC-Geschäftsstelle beschäftigt und fungiert als Cotrainer der U 11. „Mehr geht sich im Moment nicht aus“, sagt sie in schönstem Alpen-Deutsch – schließlich ist sie ja hauptsächlich gekommen, um Arminias Defensive zu organisieren und die Qualifikation für die eingleisige 2. Bundesliga zu schaffen. „Natürlich wird das bei der Ausgeglichenheit an der Spitze schwer, aber ich bin fest überzeugt, dass wir das schaffen werden“, gibt sich Hausberger optimistisch. Bevor es in die heiße Phase der Saison geht, will die Neue in ihrer schmucken Wohnung im Ostmannturm-Viertel noch ihren Einstand für die Mannschaft geben – einen Kaiserschmarrn.

„Als Österreicherin musst du einfach einen ordentlichen Palatschinken hinbekommen“, sagt sie. Eine Sache schätzt sie an Bielefeld im Übrigen ganz besonders: die Nähe zu einem Skigebiet. „Wenn’s passt, werde ich im Winter mal versuchen, ins Sauerland zu kommen“, sagt sie. In ihrem Vertrag stehe zwar, dass sie Risikosportarten meiden solle: „Doch Skifahren ist für mich kein Risiko.“ Hört sich so an, als würde Sandra Hausberger sich eher beim Gehen als bei einer Abfahrt verletzen.

Steckbrief

Alter: 23 Jahre
Geburtsort: Alpbach (Tirol).
Position: zunächst Mittelfeldspielerin, aktuell Innenverteidigerin.
Bisherige Vereine: SPG Brixlegg/Rattenberg (bis 2008), Wacker Innsbruck (2008 – 2013), SV Werder Bremen (2013 – 2017).
Erstes Spiel in der Bundesliga: mit 14 Jahren.
Internationale Einsätze: 3 Spiele für Österreichs U-17- und 18 für die U-19-Nationalmannschaft.
Größter sportlicher Erfolg: Bundesligaaufstieg mit Werder Bremen 2015.
Aufrufe: 031.8.2017, 09:00 Uhr
Hans-Joachim KaspersAutor