Das Ende von Arminias U23: Betroffenheit und Erleichterung

„Wir haben dem Verein sportlich wirklich keine Argumente geliefert, an der U 23 festzuhalten“, sagt Trainer Andre Kording, der seine Spieler bei der Bekanntgabe der Entscheidung genau beobachtete und „in vielen Gesichtern echte Betroffenheit“ sah. „Auch für mich selbst ist das wirklich hart“, erklärt Kording: Mehr als 200 Spiele für die U 23, darunter auch in der Regionalliga-Saison 2010/11 und sogar als Kapitän beim Gewinn des letzten Oberliga-Meistertitels in der Saison 2013/14, haben eine tiefe Verbundenheit zu den „Blue Boys“ bei ihm erzeugt: „Ich hänge an diesem Team, kann aber natürlich die Argumente der Klubführung nachvollziehen.“

Als sich die Nachricht von der bevorstehenden Auflösung der U 23 herumgesprochen hatte, meldeten sich im Übrigen viele langjährige Weggefährten bei Kording, um ihre Solidarität auszudrücken und nochmal über die alten Zeiten zu sprechen.

Für Max Danner, der im dritten Jahr die Fußballschuhe für Arminias U 23 schnürt, bedeutete das Öffentlichmachen der Entscheidung „eher eine Erleichterung, weil wir nun endlich Gewissheit haben“. Die vielen Gerüchte, die vorher die Runde machten, hätten viel mehr an seinen Nerven gezehrt, meint der 22-Jährige, der nun seine Zukunftsplanungen vorantreiben kann. „Ganz ehrlich: Ich hätte gerne bei Arminia weiter gemacht, aber ich sehe auch ein, dass die Situation insgesamt für den Verein sehr schwierig ist“, sagt Danner, der für das kommende Jahr eine neue Herausforderung sucht: „Ich will so hoch spielen, wie es möglich ist.“

Eine Devise, die wohl für die gesamte Mannschaft gilt, so dass Andre Kording für sein Angebot, „dass sich jeder bei mir in den letzten 13 Spielen mit guten Leistungen für andere Klubs empfehlen kann“ nur Zustimmung ernten wird. Laut Kapitän Almir Kasumovic „müssen wir den Spagat schaffen, als Mannschaft endlich wieder zu punkten, gleichzeitig aber auch die eigene Karriere zu befördern.“ Das sei vor allem für die gerade aus der U 19 gekommenen Akteure nicht einfach: „Für die Jüngsten ist es schon ein böse Sache.“

Daniel Scherning führte die U 23 als Trainer zum letzten Oberligatitel, durfte aber wegen des Abstiegs der Profis in die 3. Liga aber nicht in die Regionalliga hoch. Er habe mit der U 23 auch viele positive Erfahrungen gemacht, sagt der heutige Co-Trainer des Drittligisten SC Paderborn. „Die Oberliga ist für die Ausbildung potenzieller Jungprofis sicher nicht die optimale Klasse, trotzdem sammeln die Talente hier Wettkampfpraxis auf einem vernünftigen Niveau“, sagt Scherning. Arminias Verzicht auf die U 23 zu kommentieren, stünde ihm nicht mehr zu; es sei letztlich aber auch eine Frage der Fußball-Philosophie, ob man sich zu diesem Teamformat bekenne.

Mario Ermisch, Trainer des VfB Fichte mit jeder Menge Fußballwissen, ist sich nicht sicher, ob Arminia mit dem Verzicht auf die U 23 nicht das eine oder andere Talent durchschlüpfen lässt. „Ich glaube nicht, dass die fußballerische Entwicklung bei jedem Spieler schon mit 18 Jahren abgeschlossen ist“, sagt Ermisch. Zudem findet er es beinahe tragisch, dass der DSC nicht mehr in der Amateurszene vertreten ist. Eine Meinung, die das 2017 verstorbene Arminia-Urgestein Hannes Scholz, der ein Amateurteam als Einbettung des Vereins in lokale und regionale Strukturen für unverzichtbar hielt, wohl sicher sofort unterschrieben hätte.