2024-05-10T08:19:16.237Z

Allgemeines
Die Arminen wissen, was sie an Andreas Voglsammer (3. v. l) haben. Manuel Prietl, Marcel Hartel, Cebio Soukou und Anderson Lucoqui (v. l.) gratulieren ihm nach seinem Tor gegen Dresden.  Imago/Dünhölter
Die Arminen wissen, was sie an Andreas Voglsammer (3. v. l) haben. Manuel Prietl, Marcel Hartel, Cebio Soukou und Anderson Lucoqui (v. l.) gratulieren ihm nach seinem Tor gegen Dresden.  Imago/Dünhölter

Aufstiegsheld Voglsammer: „Du kriegst Gänsehaut am ganzen Körper“

Ein Dorfener in der Bundesliga

Der Bundesliga-Aufstieg nimmt den Dorfener Andreas Voglsammer besonders in den stillen Momenten mit. Ja, sein Traum ist erfüllt.

Bielefeld/Dorfen – Sein elfter Saisontreffer war ganz typisch für Bundesliga-Profi Andreas Voglsammer – und doch ein ganz besonderer: Es war der erste nach seiner viermonatigen Verletzungspause. Blenden wir nochmal zurück:

Der Dorfener spielt gerade die beste Saison seines Lebens und hat zusammen mit seinem kongenialen Sturmpartner Fabian Klos Arminia Bielefeld überraschend an die Spitze der 2. Bundesliga geschossen. In 20 Partien steuert er zehn Tore und fünf Assists bei. Das Fachmagazin Kicker rechnet seinen Lesern vor, dass Voglsammer mit einem Schnitt von 2,82 zu den notenbesten Arminen gehört. Dann der Schock: Im Spiel gegen Erzgebirge Aue – es ist der 31. Januar – erleidet der 29-Jährige einen Mittelfußbruch.

Saisonaus? Voglsammer lässt sich sofort operieren und arbeitet, sobald es geht, an seinem Comeback. Tatsächlich steht er schon im ersten Spiel nach der Corona-Pause wieder im Kader. Er kommt zu Kurzeinsätzen. Erstmals ist er am 15. Juni wieder in der Startelf. Und das zahlt sich für den Spitzenreiter aus. Gegen Dynamo Dresden führt die Arminia bereits 1:0, als Voglsammer in der 62. Minute einen hohen Ball annimmt. Er wird hart bedrängt, setzt sich aber kraftvoll durch, nimmt die Kugel mit, zieht an einem zweiten Gegenspieler vorbei und trifft mit einem harten Flachschuss – ein Tor der Marke Voglsammer eben.

Am Ende steht es 4:0. Bielefeld ist zum achten Mal in die Bundesliga aufgestiegen. Und für Voglsammer, der einst beim TSV Dorfen in der D- und C-Jugend kickte, ehe er über 1860 Rosenheim, der Bayern- und KSC-Jugend sowie Unterhaching und dem 1. FC Heidenheim nach Bielefeld kam, erfüllt sich ein Traum. Wir sprachen mit ihm.

Herr Voglsammer, wie haben Sie die letzten Minuten gegen Dynamo Dresden erlebt, als der Aufstieg endgültig feststand?

Da habe ich das noch gar nicht so richtig realisiert. Das kam erst in den Tagen danach. Ich hatte dann Situationen, da denkst du über das Ganze nochmal nach und kriegst richtig Gänsehaut am ganzen Körper. Der Aufstieg – das ist schon ein geiles Erlebnis.

Wie war’s danach? Und wie kann man in Corona-Zeiten den Aufstieg überhaupt feiern?

Es kamen Glückwünsche von überall. Das hat mich wirklich mega gefreut. Leider kann man in Corona-Zeiten nicht so mit den Fans feiern wie sonst. Das geht halt nicht. Aber wir machen da jetzt einfach das Beste draus.

Bundesliga – was bedeutet das für Sie, und auf welche Gegner und Spiele freuen Sie sich ganz besonders?

Es war immer mein Traum, der jetzt in Erfüllung geht. Jedes Spiel wird besonders, deshalb sollte man sich auf jedes Match freuen. Aber natürlich, wenn du in der Heimat spielen kannst, also gegen die Bayern, dann hat das vielleicht noch einen anderen Stellenwert. Auch in Dortmund und auf Schalke wird es mega mega interessant. Aber die Kulisse zuhause in der SchücoArena – das wird dann das allergrößte Highlight – und da meine ich jetzt wirklich jedes einzelne Heimspiel.

Die Arminia in der Bundesliga – selbst bei den eher gelassenen Ostwestfalen dürfte die Euphorie derzeit groß sein. Wie macht sich das bemerkbar?

Verein und Fans sind mega dankbar, dass wir es wieder geschafft haben und dass wir ihnen den großen Traum Bundesliga wieder zurückgebracht haben. Das merkt man extrem. Egal, wo man ist – man wird immer und überall beglückwünscht. Alle sind mega happy, dass der Aufstieg wieder wahr geworden ist.

"Vitus Eicher hat mir bereits zum Aufstieg gratuliert."

Sie hatten heuer durch die Verletzung eine sehr schwere Zeit. Wie haben Sie das gemeistert? Sind Sie schon wieder bei 100 Prozent?

Das war natürlich schwer. Die lange Pause während der Corona-Zeit hat mir da in gewisser Weise in die Karten gespielt. Ich bin dann immer besser rein gekommen. Vor allem im Spiel gegen Dresden, als ich wieder von Anfang gespielt habe, hat man gesehen, dass ich schon wieder richtig weit bin und der Mannschaft extrem helfen kann. Das gilt dann natürlich auch für die nächste Saison. Da kann ich dem Team hoffentlich noch mehr helfen.

Wie wird sich ein Aufstieg auf Ihre persönliche Situation auswirken? Aufsteiger neigen ja dazu, den Kader aufzustocken.

Ich hoffe natürlich, dass ich weiter spielen werde. Ich werde mich wie bisher im Training zeigen. Der Trainer weiß, was er an mir hat. Es ist schon klar, dass Verstärkungen kommen werden. Das ist auch ganz normal und gehört zum Geschäft. Aber das war jedes Jahr so. Ich werde mein Bestes geben. Damit der Trainer nicht an mir vorbei kommt.

Am Sonntag geht’s ausgerechnet gegen Ihren Ex-Verein FC Heidenheim, der beste Chancen hat, die Relegationsspiele spielen zu dürfen. Freuen Sie sich auf das Spiel? Wie ernst nimmt die Arminia das Spiel?

Das wird ein ganz heißer Tanz. Heidenheim will unbedingt den Relegationsplatz festigen und nicht mehr hergeben. Die werden uns alles abverlangen, aber wir sind es der Liga schuldig, dass wir nicht ein Prozent nachlassen. Das haben wir auch gegen Karlsruhe so durchgezogen. Es war bitter, dass wir da in der letzten Sekunde noch den Ausgleich kassiert haben. Wir wollen ungeschlagen bleiben und uns mit einem Sieg in die Pause verabschieden. Wir wollen am Sonntag gewinnen, Punkt.

Schon mit Vitus Eicher gewhatsappt?

Er hat mir bereits zum Aufstieg gratuliert. Nach Heidenheims Sieg gegen Hamburg haben wir noch nicht geschrieben. Aber ich hatte Facetime mit Konstantin Kerschbaumer, der ja auch schon in Bielefeld war, und da haben wir schon rumgeflachst. Ich freue mich, meine alten Kollegen wieder zu sehen. Aber wie gesagt, wir werden unser Bestes geben.

Und mit Stefan Lex könnte ja noch ein Profispieler aus dem Landkreis richtig abräumen? Ihr Tipp: Schaffen es die Löwen noch?

Schon schwer, die 3. Liga und die Tabelle zu beurteilen. Da ist noch alles so eng. Ich habe ein paar Kumpels bei 1860. Würde mich freuen, wenn sie es schaffen, aber das wird nicht einfach. Sie müssen einfach alle Spiel gewinnen, dann schaffen sie das auch.

Lesen Sie morgen: Das sagen prominente Arminia-Fans wie Juso-Chef Kevin Kühnert und 11-Freunde Chefredakteur Philipp Köster sowie einstige Dorfener Weggefährten über Andreas Voglsammer.

Aufrufe: 025.6.2020, 10:00 Uhr
Erdinger Anzeiger / Dieter PriglmeirAutor