2024-05-10T08:19:16.237Z

FuPa Portrait
Sparkasse

Rolf Kuntschik: Fußballrente ist noch längst nicht in Sicht

Rolf Kuntschik vom Bezirksligisten BV Stift Quernheim steht auch nach 30 Trainerjahren noch immer mit Leidenschaft an der Linie.

Es gibt im heimischen Amateurfußballbereich wohl kaum einen Trainer, der über größere Bekanntheit und Reputation verfügt wie Rolf Kuntschik. Vor kurzem wurde Kuntschik, der seit gut zwei Jahren den Bezirksligisten BV 21 Stift Quernheim coacht, 60 Jahre alt. Die Hälfte davon ist er inzwischen an der Linie tätig. Eigentlich hatte der Mindener Realschullehrer immer durchblicken lassen, dass er mit 60 als Trainer aufhören wolle. Jetzt aber hat er in Stift Quernheim für eine weitere Saison zugesagt.

„Ich kann es mit im Moment nicht vorstellen, ganz ohne Fußball zu sein. Und ich arbeite auch viel zu gerne mit den jungen Leuten – das ist vielleicht auch berufsbedingt“, erklärt er lachend. In Stift Quernheim steht er in der nächsten Serie vor der spannenden Aufgabe, mehrere talentierte Kicker, mit denen der in dieser Serie doch recht kleine Kader erweitert wird, auf Bezirksliga-Niveau zu bringen. „Das ist eine tolle Aufgabe, auf die ich mich wahnsinnig freue. Ich bin überzeugt, dass wir hier eine sehr konkurrenzfähige Mannschaft haben werden, mit der einiges möglich ist“, sagt Kuntschik.

Die Spieler selbst können sich auf einen Trainer freuen, der auch aus Erfahrung weiß, wovon er spricht. Denn für den SC Herford spielte Rolf Kuntschik seinerzeit vier Jahre in der Oberliga Westfalen, damals die dritthöchste Spielklasse. „Der SCH war damals gerade aus der 2. Bundesliga abgestiegen. Zweitligaspieler war ich also nicht, obwohl ich das schon ein paar Mal über mich gelesen habe. Aber es war auch so eine großartige Sache, mit Leuten wie Manfred Wehmeier, Jürgen Heddinghaus, Karl-Friedrich Stremming oder Norbert Goscianiak zusammenzuspielen“, erinnert sich Kuntschik gern zurück – genau wie an den schon etwas kuriosen Zufall, durch den er überhaupt erst in Herford landete.

„Ich habe damals in Dützen in der Bezirksliga gespielt. Bei uns auf den Dörfern im Mindener Raum gab es damals noch sogenannte Sprudelfahrer, die Getränke lieferten. Und unserer war nun ausgerechnet der damalige Herforder Co-Trainer Jan Pienta. Der hat mich dann einfach mal zum Probetraining mitgenommen.“ Pienta wurde später übrigens Jugendtrainer und Scout beim FC Bayern München. Und er gilt auch als Entdecker von Spielern wie Thomas Müller, Bastian Schweinsteiger und Philipp Lahm.

Nach seiner Zeit beim SCH wechselte Kuntschik dann zu dem Verein, den er wohl am nachhaltigsten prägte und zu dem er bis heute eine besondere Beziehung hat – dem FC Bad Oeynhausen. „Da war ich ja insgesamt gesehen fast 20 Jahre, es ist doch klar, dass man dann ein besonderes Verhältnis entwickelt“, gibt Kuntschik unumwunden zu. Seine Zeit als Spieler beim FCO endete dabei nicht glücklich. Mit 30 zog er sich einen Kreuzbandriss zu, der zunächst nicht erkannt wurde. „Ich war nach einem Kopfball unglücklich aufgekommen“, erinnert er sich. „Damals war die Medizin längst nicht so weit wie heute. Ich habe noch ein paar Mal versucht zu spielen, aber das Knie wurde immer wieder dick. Und weil es nicht mehr ging, bin ich dann relativ früh als Trainer tätig gewesen.“ Nach einem Jahr beim SC Minden, einem Vorgängerverein von Union Minden, ging es zurück zum FCO, wo der Erfolg nicht lange auf sich warten ließ. Kuntschik führte die Kurstädter zur Meisterschaft in der Landesliga, was damals den Viertliga-Aufstieg bedeutete.

Als Aufstiegstrainer ging Kuntschik dann nach seiner Zeit in Bad Oeynhausen auch in die Annalen des Bünder SV ein, hier ging es 2003 von der Bezirks- in die Landesliga. „Das war eine fantastische Zeit mit einem tollen Haufen. Es gab keinen einzigen Tag, an dem ich nicht mit Freude zum Training gefahren bin“, denkt Kuntschik noch heute mit der ihm eigenen Begeisterung an diese Zeit zurück. „Wir haben auch in den kommenden Jahren oben mitgespielt. Hätten wir nicht damalige Übermannschaften wie den SC Wiedenbrück 2000 oder den TuS Dornberg in der Liga gehabt, wären wir wohl noch einmal aufgestiegen.“

F: Kenter
F: Kenter

Das große Engagement und die Leidenschaft, die Kuntschik auch im Sport stets auszeichnete, forderten in dieser Zeit aber auch ihren Preis. Krankheitsbedingt musste sich der Trainer von der Bank zurückziehen. Erst nach einiger Zeit stieg er – quasi vor seiner Haustür – im Nachwuchsbereich bei den FT Dützen wieder ein. „Dann kam die Anfrage vom FC Bad Oeynhausen, und ich konnte nicht nein sagen.“ Wieder wurden es fünfeinhalb Jahre in der Kur-stadt, wieder gab es einen Verbandsliga-Aufstieg (2011). „Aber auch das Halbfinale im Westfalenpokal vor 8.000 Zuschauern gegen Arminia Bielefeld war ein echter Höhepunkt“, so Kuntschik.

Nach einem Intermezzo beim SV Kutenhausen-Todtenhausen („für mich die einzige Station, bei der es nicht so gut lief“) kehrte Rolf Kuntschik dann Anfang 2017 zurück in den Kreis Herford, zum Traditionsverein BV 21 Stift Quernheim. „Es wird hier meine letzte Trainerstation sein“, sagt Kuntschik. Eine Festlegung auf einen Zeitpunkt gibt es aber nicht. „Dazu macht es hier im Moment viel zu viel Spaß, und ich möchte dem Fußball auch so lange wie möglich verbunden bleiben.“

Worte, die man beim BV Stift Quernheim gerne hört. Das bestätigt Gunter Schwengel, stellvertretender Geschäftsführer des BV 21: „Rolf ist ein Menschenfänger. Alles was er sagt, das passt auch. Und damit passt er sehr gut zu unserem Verein.“

Aufrufe: 012.4.2019, 09:45 Uhr
Thomas Vogelsang / FuPaAutor