2024-04-30T13:48:59.170Z

Allgemeines

Brandenburgs jüngster Stadionsprecher

Pascal Warnkes großer Traum ist es, später nicht bei einem Proficlub zu spielen, sondern deren Spiele zu moderieren.

Mit 14 Jahren hörte Pascal Warnke seine Stimme zum ersten Mal im Prenzlauer Uckerseestadion. Seitdem sitzt der Schüler dort regelmäßig in der Sprecherkabine. Wie er zu Brandenburgs jüngstem Stadionsprecher wurde, ist auch eine Zufallsgeschichte. Marc Schütz hat der 16-Jährige sie erzählt.

Pascal, erinnerst du dich noch an dein erstes Spiel am Mikrofon?
Ja. Ich bin mit meinem Vater ganz normal ins Stadion bei uns in Prenzlau gegangen und wollte mir ein Punktspiel der Ersten anschauen. Da hat mich Stadionsprecher Gunnar Haffer angesprochen, ob ich nicht auch mal will.

Wieso hat er sich ausgerechnet dich ausgesucht?
Er wollte ein paar junge Vereinsmitglieder testen, die ihn vielleicht später mal ersetzen oder aushelfen könnten. Und er wusste, dass ich die Arbeit am Mikrofon gern mal machen würde.

Also zumindest für dich eher ein Zufall?
Auf jeden Fall. An dem Tag hatte ich nicht damit gerechnet.

Hattest du Lampenfieber?
Ja, ich war richtig aufgeregt, das bin ich sogar heute noch. Aber ich glaube, das gehört dazu.

Das geht den Profis ja auch so. Kann man zumindest immer wieder lesen. Hast du da ein Vorbild in Sachen Fußball kommentieren?
Als Kommentator Bela Rety. Aber als Stadionsprecher Fabian von Wachsmann von Hertha BSC Berlin.

Aber nicht nur, weil du Hertha-Fan bist, oder doch?
Hertha ist zwar auch mein Club. Aber an von Wachsmann finde ich gut, wie er mit den Zuschauern spricht. Wie er die eigenen Fans animiert, bei jedem Hertha-Treffer mitzumachen und den Ton, mit dem er die gegnerischen Tore ansagt.

Wie trennst du das – eigener Treffer und Gegentor?
Bei den eigenen Toren jubele ich natürlich auch. Bei der gegnerischen Mannschaft bin ich trauriger.

Okay, dann jetzt mal auf Knopfdruck. Ein Tor für Prenzlau…
…das waaar die fünfundachzigste Spieeeeeeeelminute. Toooooooooooooor für Blau-Weiß Energie Prenzlau. Torschütze mit der Nummer 17, unser Kapitäääääääääään Stefaaaaan Bethke.

Und jetzt der größte Rivale: Templin. Letztes Saisonspiel, ihr könntet aufsteigen. Ein Treffer in der 89. vermasselt euch das.
89. Spielminute, Torschütze mit der Nummer… (Er bricht ab.) Na ja, du merkst schon: traurig eher.

Aber du würdest so ein Gegentor ansagen?
Ja klar, das gehört dazu.


Augen aufs Spielfeld: auch, wenn einem manchmal nicht gefällt, was man da sieht.

Die meisten Jungs beschäftigen sich mit 16 Jahren mit anderen Dingen. Du auch: Denn du spielst in Prenzlau selbst noch Fußball - im Tor der B-Junioren. Wieso setzt du dich in deiner Freizeit zusätzlich in die Sprecher-Kabine?
Es macht mir halt Spaß. Und es ist auch ein Hobby.

Würdest du aus dem Hobby gern einen Beruf machen?
Mein Traum ist, einmal im Olympiastadion bei Hertha sprechen zu können.

Nur einmal?
Das würde mir schon reichen. Aber das ist ein weiter Weg.

Auf dem viele langweilige Spiele liegen werden. Wie rettest du ein lahmen Kick?
Bei uns ist es nicht so einfach, weil ja nicht so viele Zuschauer da sind. Aber wir versuchen ein bisschen was zu bieten. Zum Beispiel haben wir in der vergangenen Saison ein Quiz angefangen, bei dem die Zuschauer in der Halbzeitpause Fragen beantworten sollten.

Das kann mitunter auch nach hinten losgehen. Waren die Leute dabei oder eher genervt?
Naja, wir haben das auf der Tartanbahn gemacht. Und wenn die Leute die Hand heben sollten, um zu zeigen, für welche Antwort sie sind, ist fast keine Hand nach oben gegangen. Gehört haben sie’s. Mitgemacht haben nicht viele.

Ärgert dich das?
Nein, das eigentlich nicht. Es wäre natürlich schöner, wenn die Zuschauer mitmachen würden. Aber wir haben das dann einfach so gelöst, dass wir zwei Kandidaten hatten.

Das heißt, ihr habt aufgegeben?
Nein, wir probieren natürlich weiterhin, die Leute zu unterhalten und zum Mitmachen zu bewegen. Zur kommenden Saison zum Beispiel mit einem neuen Torjubel und einem neuen Intro.

Auch wenn dich Gunnar Haffer als Ersatzmann geholt hat, bist du mittlerweile die Stimme in Prenzlau. Er sitzt aber trotzdem bei fast jedem Spiel neben dir in der Kabine. Warum?
Ich mache meist die Ansagen, er die Technik. Ich bin in diesem Bereich nicht so der schlaue Fuchs. Eigentlich habe ich in den vergangenen zwei Jahren erst einmal die Technik allein aufgebaut, weil Gunnar ein Hallenturnier hatte. Das ging auch. Mein Vater half mir damals. Aber so richtig sicher war ich da nicht.

"Ich bin in diesem Bereich nicht so der schlaue Fuchs", sagt Pascal über die Technik. Aber das gehört zum Job.

Du redest regelmäßig vor Publikum. Achtest du auch im Alltag auf Sprache? Zum Beispiel auf die deines Gegenüber?
Nicht direkt. Aber Dialekte fallen mir natürlich schon auf: Bayrisch, Sächsisch und natürlich der Berliner Dialekt.

Sprichst Du im Stadion auch manchmal Dialekt?
Nein, im Stadion ist’s schon Standardsprache. Privat rede ich aber Dialekt. Das ist eigentlich schon immer so gewesen.

Aufrufe: 015.8.2015, 07:00 Uhr
Marc SchützAutor