2024-05-14T11:23:26.213Z

Ligavorschau

Neureiche und Sparfüchse

Vie­le Ver­ei­ne wol­len schnell raus aus der teu­ren, aber nicht pro­fi­ta­blen Re­gio­nal­li­ga und hoch in den be­zahl­ten Fuß­ball - wie Auf­stei­ger Uer­din­gen oder Vik­to­ria Köln. Für den BSC ist die vier­te Li­ga das höch­ste der Ge­füh­le

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Of­fi­ziell heißt es Fuß­ball-Re­gio­nal­li­ga West. Aber für die Ab­tei­lung West der vier­ten Li­ga gibt es ei­ne Rei­he wei­te­rer Be­zeich­nun­gen – meist mit ge­wis­sem Ne­ga­tiv­touch. „Schwei­ne­li­ga“ oder „Fla­schen­hals zum Pro­fi­fuß­ball“ nen­nen vor al­lem ge­stress­te und ge­nerv­te Fans die Li­ga, für die es gu­te und meist teu­re Spie­ler braucht, um auf­zu­stei­gen. Für die es aber we­der TV-Gel­der noch lu­kra­ti­ve Spon­so­ren­gel­der gibt – meis­tens je­den­falls. Aus­nah­men be­stä­ti­gen auch hier die Re­gel.

Für ei­ni­ge Clubs heißt es, so schnell wie mög­lich hoch in den rich­ti­gen Pro­fi­fuß­ball. Für den Bon­ner SC da­ge­gen, der am Sams­tag mit dem schwe­ren Aus­wärts­spiel beim Wup­per­ta­ler SV in die be­kannt­lich „ver­flix­te“ zwei­te Sai­son nach dem Auf­stieg star­tet, ist die Re­gio­nal­li­ga das höch­ste der Ge­füh­le – noch je­den­falls. „Wir wol­len drin blei­ben, uns eta­blie­ren“, sa­gen al­le Of­fi­ziel­len beim BSC auf An­fra­ge. Wer von 3. Li­ga re­det, wird uni­so­no als Fan­tast ab­ge­stem­pelt – zu Recht. Denn die Li­ga hat es in sich. Selbst für ge­fühl­te Zweit­li­gis­ten wie Rot-Weiss Es­sen, des­sen am­bi­tio­nier­ter Flucht­plan aus der Li­ga be­reits in der zwei­ten Sai­son in Fol­ge kläg­lich ge­schei­tert ist. Und auch Über­mann­schaf­ten wie Vik­to­ria Köln, de­ren Mil­lio­ne­ne­tat den des BSC um ein viel­fa­ches über­schrei­tet, hän­gen in der vier­ten Li­ga fest. Die Köl­ner schei­ter­ten trotz ho­her In­ves­ti­tio­nen be­reits im fünf­ten Jahr in Fol­ge an der ver­hass­ten Re­le­ga­ti­on – des­halb Fla­schen­hals.

Ähn­lich wie die Bun­des­li­ga ist auch die Ha­ckord­nung in der Re­gio­nal­li­ga West recht ein­fach struk­tu­riert. Da gibt es die Rei­chen und Am­bi­tio­nier­ten wie Vik­to­ria Köln, Rot-Weiss Es­sen und mitt­ler­wei­le auch Rot-Weiss Ober­hau­sen, die auch BSC-Trai­ner Da­ni­el Zill­ken zum ab­so­lu­ten Fa­vor­iten­kreis rech­net. Für die dick­sten Schlag­zei­len sorgt al­ler­dings im Vor­feld der neu­en Sai­son ein Em­por­kömm­ling: Der KFC Uer­din­gen wirft mit Mil­lio­nen um sich und kauft die hal­be Li­ga leer.

Auch der BSC kann da­von ein Lied sin­gen. Con­nor Krem­pi­cki und vor Kur­zem auch noch BSC-Tor­jä­ger Lu­cas Mu­scu­lus folg­ten dem Lo­ckruf des Gel­des. Der Rus­se Mik­hail Po­no­ma­rev ist seit ei­nem Jahr Prä­si­dent beim ein­sti­gen Bun­des­li­gis­ten. Der rus­si­sche Un­ter­neh­mer stieg be­reits vor et­was mehr als zwei Jah­ren beim Eis­ho­ckey-Tra­di­ti­ons­club Düs­sel­dor­fer EG ein. Pro Sai­son soll Po­no­ma­rev ei­ne Sum­me im un­te­ren sechss­tel­li­gen Be­reich zum Etat bei­steu­ern. Das Geld soll aus den Kas­sen sei­nes Un­ter­neh­mens stam­men, ei­ner rus­si­schen IT- und Wirt­schafts­be­ra­tungs­ge­sell­schaft.

Po­no­ma­rev greift hart durch. Trotz des Auf­stiegs muss­te KFC-Trai­ner And­ré Paw­lak ge­hen. „And­ré ist ein su­per Mensch und wir ha­ben ihm viel zu ver­dan­ken. Aber in vie­len Ge­sprä­chen sind wir zu der Über­zeu­gung ge­kom­men, dass er nicht der Rich­ti­ge für die näch­sten Schrit­te ist“, sag­te der KFC-Prä­si­dent ge­gen­über „Mein­Kre­feld.de“. Jetzt hält Ex-Bun­des­li­ga­co­ach Mi­cha­el Wie­sin­ger das Zep­ter in der Hand. In sei­nem Ka­der: hoch­ka­rä­ti­ge Spie­ler mit reich­lich Pro­fier­fah­rung. „Die Re­gio­nal­li­ga ist sehr teu­er und nicht pro­fi­ta­bel. Wir müs­sen ver­su­chen, da so schnell wie mög­lich wie­der raus­zu­kom­men“, sag­te Po­no­ma­rev ge­gen­über „Mein­Kre­feld.de“.

Wäh­rend die meis­ten Trai­ner Auf­stei­ger Uer­din­gen als Auf­stiegs­mit­fa­vor­iten se­hen, ist Achim We­ber, Ex-Spie­ler beim FV Bad Hon­nef und Ex-Sport­di­rek­tor beim Wup­per­ta­ler SV, an­de­rer Mei­nung. „Das Mo­dell des KFC Uer­din­gen ist für mich ei­ne Tot­ge­burt. Hier ver­sucht je­mand, der viel Geld, aber we­nig Ah­nung von Fuß­ball hat, den Er­folg zu kau­fen. Die­ses Mo­dell kann nur schei­tern. Die Meis­ter­schaft wird de­fi­ni­tiv nicht über den KFC Uer­din­gen ge­hen“, sag­te We­ber dem „Re­vier­sport“. Der BSC trifft be­reits am zwei­ten Spiel­tag auf den Auf­stei­ger. Die Par­tie wur­de auf Frei­tag, 4. Au­gust (19.30 Uhr, Sport­park Nord) vor­ver­legt.

Für BSC-Trai­ner Zill­ken zäh­len hin­ter Vik­to­ria, Uer­din­gen, Es­sen und Ober­hau­sen noch die U-Mann­schaf­ten der Pro­fic­lubs zum er­wei­ter­ten Fa­vor­iten­kreis. „Der Rest spielt ge­gen den Ab­stieg.“ Auch Ale­man­nia Aa­chen, bei dem der In­sol­venz­ver­wal­ter das Sa­gen hat. „Aa­chen steht vor ei­nem bru­ta­len Um­bruch“, meint der BSC-Co­ach. Auch die Auf­stei­ger TuS Ernd­te­brück, FC Weg­berg-Be­eck und West­fa­lia Rhy­nern dürf­ten schwer mit dem Er­halt der Klas­se zu kämp­fen ha­ben.

Der Auf­ga­be in Wup­per­tal sieht Zill­ken mit Span­nung, aber auch mit der nö­ti­gen Ge­las­sen­heit ent­ge­gen. „Vor al­lem in den er­sten 20 bis 25 Mi­nu­ten wird es für uns si­cher­lich eng. Das müs­sen wir erst ein­mal über­ste­hen“, meint der 49-Jäh­ri­ge. Rund 8000 Zu­schau­er wol­len den Sai­son­auf­takt im Sta­di­on am Zoo se­hen. Die Mann­schaft von Trai­ner und Zill­ken-In­ti­mus Ste­fan Voll­mer­hau­sen, die im Ge­gen­satz zum BSC die Ge­ne­ral­pro­be mit dem 0:3 beim Süd­west-Re­gio­nal­li­gis­ten 1. FC Saar­brü­cken ver­geig­te, will sich die un­ein­ge­schränk­ten Sym­pa­thien der Fans zu­rück­er­obern.

Nach tol­ler Vor­run­de und Platz vier über­quer­te der WSV in der ab­ge­lau­fe­nen Sai­son nach lau­si­ger Rück­run­de hin­ter dem BSC als Elf­ter die Ziel­li­nie. Das 3:0 im Sport­park Nord ge­gen den WSV zählt der BSC-Trai­ner noch heu­te zu den be­sten Auf­trit­ten sei­ner Elf in der ab­ge­lau­fe­nen Sai­son. Mit Alek­san­dar Pran­jes ver­fügt Zill­ken über ei­ne Al­ter­na­ti­ve mehr in der Of­fen­si­ve. Der 26-Jäh­ri­ge hat­te am Mitt­woch ei­nen Ein­jah­res­ver­trag un­ter­schrie­ben. Kein Wun­der, dass sich Voll­mer­hau­sen ei­nen ganz an­de­ren Geg­ner zum Sai­son­auf­takt ge­wünscht hat. „Je­den, nur nicht den BSC.“ Die Spiel­plan­ma­cher ha­ben of­fen­bar nicht zu­ge­hört.

DIE NEU­EN BEIM BSC

Ale­xan­der Mo­nath: Der Tor­hü­ter, der in der ab­ge­lau­fe­nen Sai­son ein Pflicht­spiel für Meis­ter Vik­to­ria Köln ab­sol­vier­te, wur­de nicht als Num­mer drei ver­pflich­tet. In den Test­spie­len ge­gen Bay­er Le­ver­ku­sen (2:2) und die Stutt­gar­ter Ki­ckers (3:1) zeig­te der ehe­ma­li­ge Ju­gend­spie­ler des BSC gu­te Re­ak­tio­nen, war aber auch nicht ganz feh­ler­frei. Mo­nath lie­fert sich ein Kopf-an-Kopf-Ren­nen mit Mar­tin Mi­chel. Un­ser Tipp: Mo­nath hü­tet in Wup­per­tal das BSC-Tor.

Se­bas­ti­an Spin­rath: Der Links­fuß (25) kam vom SC Wie­den­brück und soll in der In­nen­ver­tei­di­gung spie­len, ist aber auch ei­ne Al­ter­na­ti­ve auf der lin­ken Ab­wehr­sei­te. „Se­bas­ti­an ver­fügt trotz sei­ner Ju­gend über ei­ne sehr gro­ße Er­fah­rung“, sagt BSC-Trai­ner Da­ni­el Zill­ken. Un­ser Tipp: Start­elf­de­büt beim WSV.

Ni­co Per­rey: Der 23-jäh­ri­ge In­nen­ver­tei­di­ger bringt die Er­fah­rung von 34 Ein­sät­zen in Nach­wuchs-Na­tio­nal­mann­schaf­ten mit. „Er ist ei­nen Tick ro­bus­ter als Spin­rath“, fin­det Zill­ken. „Und gut für vier, fünf Tref­fer auf­grund sei­nes gu­ten Kopf­ball­spiels.“ Un­ser Tipp: Der Neu­zu­gang vom 1. FC Köln II bil­det mit Spin­rath die In­nen­ver­tei­di­gung.

Se­bas­ti­an Hirsch: Der 27-Jäh­ri­ge, in der ab­ge­lau­fe­nen Sai­son Pu­bli­kums­lie­bling beim KFC Uer­din­gen, ist zwar auf der rech­ten Au­ßen­ver­tei­di­ger­po­si­ti­on zu Hau­se, gilt aber auch als All­roun­der. „Bis auf In­nen­ver­tei­di­ger kann er al­les spie­len“, sagt der BSC-Trai­ner. Der Neu­zu­gang wird sich mit Adis Omer­ba­sic ei­nen har­ten Kampf um die Start­elf­po­si­ti­on lie­fern. Un­ser Tipp: Hirsch sitzt in Wup­per­tal zu­nächst auf der Bank.

Alek­san­dar Pran­jes: Wie schon in der ab­ge­lau­fe­nen Sai­son mit Con­nor Krem­pi­cki an­gel­te sich der BSC auch dies­mal in letz­ter Mi­nu­te mit Pran­jes ei­nen Of­fen­siv­spie­ler. Beim Test ge­gen die Stutt­gar­ter Ki­ckers über­zeug­te der Ex-Uer­din­ger in der Of­fen­si­ve. Ein Tor und ei­ne Vor­la­ge kön­nen sich se­hen las­sen. In punk­to De­fen­si­ve muss­te sich Pran­jes die lauts­tar­ke Kri­tik von Zill­ken an­hö­ren. Un­ser Tipp: Soll­te Da­ni­el So­mu­ah aus­fal­len, be­ginnt Pran­jes in Wup­per­tal.

Lars Lo­kotsch: 25 To­re in der Lan­des­li­ga über­zeug­ten den Trai­ners­tab. Der 21-Jäh­ri­ge ehe­ma­li­ge Spie­ler des TuS Ober­pleis darf sich als Stür­mer beim BSC ver­su­chen. „Er ist kör­per­lich ro­bust und bringt trotz sei­ner Grö­ße viel Tem­po mit“, sagt Zill­ken. Un­ser Tipp: Lo­kotsch wird schon beim WSV Ein­satz­mi­nu­ten sam­meln.

Jan­nik Stoff­els: Der 20-jäh­ri­ge de­fen­si­ve Mit­tel­feld­spie­ler schnup­per­te bei Fort­una Köln be­reits Dritt­li­ga­luft. „Ein gro­ßes Ta­lent, dem aber noch die kör­per­li­che Ro­bus­theit fehlt“, ur­teilt Zill­ken. Un­ser Tipp: Der 20-Jäh­ri­ge muss sich noch ge­dul­den.

Voj­no Je­sic: „Ein über­ra­gen­der Tech­ni­ker“, schwärmt Zill­ken. Auch die Stan­dards des 23-Jäh­ri­gen könn­ten sich se­hen las­sen. Je­sic hat al­les, was in der Mit­tel­feld-Schalt­zen­tra­le be­nö­tigt wird, fiel aber in den Tests nicht son­der­lich auf. Un­ser Tipp: Auch Je­sic sitzt zu­nächst auf der Bank.

Da­vid Bors: Wer tritt in die Fuß­stap­fen von Lu­cas Mu­scu­lus? Rück­keh­rer Bors könn­te der Mann sein. Weil er an Mu­scu­lus nicht vor­bei­kam, ging der 22-Jäh­ri­ge in der Win­ter­pau­se zum TuS Ernd­te­brück und sucht jetzt er­neut sei­ne Chan­ce. „Er kann uns so­fort wei­ter­hel­fen“, meint der BSC-Co­ach. Un­ser Tipp: Bors be­ginnt in Wup­per­tal im Sturm­zen­trum.


Aufrufe: 028.7.2017, 11:15 Uhr
General-Anzeiger / Thomas HeinenAutor