2024-05-08T14:46:11.570Z

Ligavorschau
BSC-Trainer Daniel Zillken (rechts) mit seinem ehemaligen Schützling Kevin Kampl.F: Hempel
BSC-Trainer Daniel Zillken (rechts) mit seinem ehemaligen Schützling Kevin Kampl.F: Hempel

Der Bessermacher

BSC-Trai­ner Da­ni­el Zill­ken kennt kei­ne fer­ti­gen Fuß­bal­ler. Bei ihm ler­nen die Spie­ler nie aus

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Was ha­ben Bas­ti­an Oc­zip­ka, Gon­za­lo Cas­tro, Ke­vin Kampl, Mar­cel Ris­se oder Mar­co Hö­ger ge­mein­sam? Klar – al­le spie­len in der Fuß­ball-Bun­des­li­ga. Aber was vie­le nicht wis­sen: Al­le ge­nos­sen ei­ne ganz spe­ziel­le Aus­bil­dung, näm­lich die von Da­ni­el Zill­ken, heu­te Chef­trai­ner des Re­gio­nal­li­gis­ten Bon­ner SC, der von 2000 bis 2007 für die U 17 von Bay­er Le­ver­ku­sen tä­tig war.

Auch wenn der 49-Jäh­ri­ge heu­te längst kei­ne Ju­gend­mann­schaf­ten mehr trai­niert, sieht sich Zill­ken als „Bes­ser­ma­cher“ von jun­gen, aber durch­aus auch von ge­stand­enen Spiel­ern. Und so weist Zill­ken im letz­ten Test­spiel vor dem heu­ti­gen Li­gast­art in Wup­per­tal (14 Uhr) ge­gen die Stutt­gar­ter Ki­ckers sei­nen Gast­spie­ler Alek­san­dar Pran­jes lauts­tark da­rauf hin, „ge­fäl­ligst für die Mann­schaft Ab­wehr­auf­nah­men zu über­neh­men“. Zill­ken: „Ich will kei­ne In­di­vi­dua­li­sten, son­dern Spie­ler, die sich tak­tisch rich­tig ver­hal­ten und sich vor al­lem für das Te­am ein­set­zen.“ Auf wel­cher Po­si­ti­on der be­tref­fen­de Spie­ler zu Hau­se ist, sieht Zill­ken als zwei­tran­ging an. „Auch Stür­mer müs­sen ler­nen, nach hin­ten zu ar­bei­ten.“

Sai­son­start an die­sem Sams­tag beim Wup­per­ta­ler SV

Bul­li­ge Sta­tur, ker­ni­ge An­sa­gen – Zill­ken flößt Re­spekt ein. Man will bei ihm nicht zu spät zum Trai­ning kom­men. Zu­dem emp­fiehlt es sich, die An­wei­sun­gen des Trai­ners zu be­fol­gen. Wenn Zill­ken et­was sagt, sind das kei­ne Emp­feh­lun­gen. Aber er kann auch an­ders. Beim BSC-Trai­ner gibt's Zu­cker­brot und Peit­sche – und das mög­lichst in ver­träg­li­chen Do­sen. „Ich mo­ti­vie­re mit Kri­tik und Ap­plaus“, sagt er. Vie­le Spie­ler wis­sen das zu schät­zen. Mit­tel­feld­spie­ler Da­rio Schu­ma­cher et­wa, der durch­aus von der spa­ßi­gen Sei­te Zill­kens be­rich­ten kann und von ei­ner „gu­ten Mi­schung“ bei ihm spricht.

Der BSC glänz­te in der ab­ge­lau­fe­nen Sai­son meist durch mann­schaft­li­che Ge­schloss­en­heit. Na­tür­lich kann auch Zill­ken aus ei­nem Acker­gaul kein Renn­pferd ma­chen. „Ei­ne ge­wis­se fuß­bal­le­ri­sche Qua­li­tät muss vor­han­den sein“, sagt der BSC-Trai­ner. „Aber auch wäh­rend der Sai­son ver­su­che ich, Spiel­ern et­was bei­zu­brin­gen und sie da­durch wei­ter­zu­ent­wi­ckeln.“ Die ge­sun­de Mi­schung aus in­di­vi­du­el­ler Ent­fal­tung und be­din­gungs­lo­ser Tea­mo­rien­tie­rung ist das Mar­ken­zei­chen des BSC-Trai­ners.

Weit oben auf Zill­kens Stun­den­plan: die Ar­beit ge­gen den Ball. Und das mög­lichst im Ver­bund. Sei­ne Spie­ler schau­en vie­le Vi­deos und ken­nen die Takt­ik­ta­fel aus dem Ef­feff. Wenn sei­ne Mann­schaft nicht gut ver­tei­digt, geht der 49-Jäh­ri­ge aus dem Sat­tel. Bei­spiel: die Par­tie ge­gen Stutt­gart. Fast noch häu­fi­ger und vor al­lem lauts­tär­ker als in Punkt­spie­len be­män­gelt Zill­ken die De­fen­si­var­beit ei­ni­ger Spie­ler. Ne­ben Pran­jes be­kam auch Ab­del­ka­der Ma­ouel sein Fett weg. „Rund 25 Mi­nu­ten ha­ben wir schlecht ver­tei­digt. Und die bei­den gin­gen mit schlech­tem Bei­spiel vo­ran.“

Wer bei Zill­ken ei­ne Chan­ce ha­ben will, durch­läuft zu­nächst ein stren­ges Cas­ting. Wich­tig sind die Ver­let­zungs­his­to­rie, die Cha­rak­ter­ei­gen­schaf­ten und vor al­lem die Te­am­fä­hig­keit. „Das al­les ver­su­che ich, im Ge­spräch her­aus­zu­hö­ren.“ Beim 21-jäh­ri­gen Lars Lo­kotsch lie­ßen die 25 To­re in der Lan­des­li­ga für den TuS Ober­pleis Zill­ken hell­hö­rig wer­den. Zwei­mal ließ der 49-Jäh­ri­ge den Stür­mer be­ob­ach­ten. Stimmt das Tem­po? Pas­sen die kör­per­li­chen Vor­aus­set­zun­gen? Im Fall von Lo­kotsch folg­te ein zwei­wö­chi­ges Pro­be­trai­ning. „Da klärt sich die Fra­ge, ob er in mein Sys­tem passt“, sagt Zill­ken. Lo­kotsch pass­te. Jetzt gilt es für den Nach­wuchs­mann zu ler­nen. „Er hat ei­ne schnel­le Auf­fas­sungs­ga­be“, sagt sein Trai­ner. Ei­ne gu­te Vor­aus­set­zung, um beim „Bes­ser­ma­cher“ Zill­ken auch tat­säch­lich bes­ser zu wer­den.

Nach den vier Trai­nings­ein­hei­ten pro Wo­che dreht sich bei Zill­ken ab dem Feie­ra­bend am Frei­tag­nach­mit­tag bis zur Rück­fahrt vom Spiel al­les um den BSC. An­sons­ten ist der BSC-Co­ach, der am 3. Au­gust sei­nen 50. Ge­burts­tag na­tür­lich auf dem Trai­nings­platz fei­ert, mit Leib und See­le Ein­käu­fer. Den Ar­beit­ge­ber, die Sport­ab­tei­lung der Ga­le­ria Kauf­hof in Köln, hat der ge­lern­te Kauf­mann nie ge­wech­selt. Seit 2004 ist der ge­bür­ti­ge Köl­ner mit sei­ner Frau Mo­ni­ka ver­hei­ra­tet. Für sie hält sich der BSC-Trai­ner den Sonn­tag frei. Der ei­ge­ne Gar­ten und Aus­flü­ge ste­hen dann auf dem Pro­gramm.

Mo­ni­ka Zill­ken ist auch im­mer da­bei, wenn ihr Mann die Auf­stel­lung für das näch­ste Spiel fest­legt. Die Na­men stellt er am Sams­tag­mor­gen beim Früh­stück zu­sam­men. „Ein Ri­tu­al“, sagt Zill­ken. Für die Par­tie beim WSV hat er die Start­elf im Kopf – bis auf zwei Aus­nah­men. Um wel­che Po­si­tio­nen es sich han­delt, ver­rät er nicht.

Aufrufe: 029.7.2017, 11:30 Uhr
General-Anzeiger / Thomas HeinenAutor