2024-04-25T14:35:39.956Z

Spielbericht
Fußball vor gut gefüllten Rängen: Alemannia-Kicker Konstantin Gänz (rechts) spielt den Ball, Bingens Baris Yakut kommt in dieser Szene zu spät.	Foto: Edgar Daudistel
Fußball vor gut gefüllten Rängen: Alemannia-Kicker Konstantin Gänz (rechts) spielt den Ball, Bingens Baris Yakut kommt in dieser Szene zu spät. Foto: Edgar Daudistel

Johannes Jost liegt goldrichtig

Derby-Nachlese +++ Hassia-Vize tippt korrekten Ausgang +++ Stimmen zum Spiel

BINGEN. Das erste wahre Derby dieser Saison in der Fußball-Verbandsliga am Rhein-Nahe-Eck ist vorüber. Selten war der Sieger so verdient wie am Freitagabend am Hessenhaus. Das aufgrund der letzten halben Stunde klare 3:0 der Binger Hassia gegen Nachbar Alemannia Waldalgesheim ließ diesbezüglich keine Fragen aufkommen. Im Mittelpunkt standen diesmal, anders als bei vielen Duellen zuvor, fast ausschließlich Akteure auf Binger Seite.

Fabien Spreitzer war einer von ihnen. Der 19-Jährige erzielte sein erstes Tor im Aktivenbereich, nach einem beherzten Sprint in der Schlussminute über 60 Meter hinweg. „Ich hatte das Ziel, mich durchzusetzen, auch wenn am Ende gegen Daniel Braun ein bisschen Glück dazukam“, strahlte der Youngster und ergänzte: „Wenn eine Mannschaft zu 80 Prozent das Spiel macht, ist das Ergebnis verdient. Vor allem, weil die Alemannia nur hinten dringestanden hat.“

War die Begegnung ein „Fußballfest“, wie es Hassia-Präsident Oliver Wimmers über das Stadionmikrofon kundtat? „Ich hätte mir von Waldalgesheim mehr erwartet“, sagte Spreitzer. Dennoch lag Wimmers gar nicht so falsch. Die Begegnung war über die komplette Spielzeit hinweg äußerst fair und insofern Werbung für den Sport. Böse Fouls gab es nicht, und am Ende siegte die an diesem Tag bessere und deutlich routiniertere Mannschaft. Dass sich Hassia-Linksverteidiger Espen Lautermann (19) erneut den bereits im Vorjahr lädierten Arm brach, war sportliches Pech.

Da war allerdings die lange Leerlaufphase bis in die zweite Halbzeit hinein, in der viele Zuschauer bereits auf einen „Nichtangriffspakt“ wetten wollten. „Da machen wir vieles richtig, lassen keinen Abschluss zu, vergeben allerdings auch unsere Umschaltmöglichkeiten kläglich“, war SVA-Coach Patrick Joerg mit der zunehmenden Unruhe aufseiten der Binger und der Zuschauer nicht unzufrieden. Auf der Gegenseite wusste Nelson Rodrigues, dass die Alemannia über die Außenpositionen und bei zunehmendem Druck anfällig sein würde. Dies habe sein Team mit vertikalen Pässen im zweiten Abschnitt toll ausgespielt.

Die Tipps zum Spielbeginn waren unterschiedlich. Ein 3:1 prognostizierte Wimmers, auf mindestens einen Punkt für sein Team hoffte Alemannia-Vize Klaus Mohr, sah ein 0:1 voraus. Konstantin Fring, an der Schulter verletzter Spieler von Regionalligist Schott Mainz, der im letzten Jahr noch für die Binger die Stiefel schnürte, hoffte im Vorfeld auf ein „richtiges Derby mit einem glücklichen Ende für die Hassia.“ Und Thomas Wunderlich, im Vorjahr Trainer bei Eintracht Bad Kreuznach, hatte als neutraler Beobachter die Hassia mit mindestens zwei Toren Unterschied auf seiner Rechnung. Pascal Rück, lange Jahre in beiden Vereinen aktiv, wollte sich nicht festlegen, fand vor dem Anpfiff einfach die Show mit Einlaufkindern „brutal gut“, wollte sich auf den Ausgang nicht festlegen. Einer lag dagegen goldrichtig. Hassia-Vize Johannes Jost tippte vor der Begegnung spontan 3:0.

Kay Schotte, Torwart der Hassia mit SVA-Vergangenheit, hatte auch im dritten Heimspielauftritt nacheinander kaum etwas zu tun, entsprechend konnte er das Geschehen vor seinem Kasten beurteilen. „Das haben wir uns auf jeden Fall verdient“, war sein Fazit, auch wenn er bedauerte, dass sich Gegenüber Pasquale Patria einige Male beweisen konnte – und er eben nicht. „Dass erste Tor und der Antritt von Schrimb sahen aber richtig gut aus“, so Schotte. Der Gelobte war bescheiden: „Ich hatte viel Platz, habe Tempo aufgenommen, die Lücke für den Mitspieler gesucht, bin einfach durch und habe den Ball auf Fabian Liesenfeld gelegt“, bewertete er sein unwiderstehliches Solo, das der Goalgetter zur Führung veredelte.

Und der SVA? Die Innenverteidiger Daniel Braun und Marcel Fennel waren von den Mitspielern im zweiten Abschnitt immer wieder allein gelassen. „Da hat die Entlastung gefehlt“, kritisierten beide unisono. Fennel wusste, „dass du nicht jedes Spiel hinten 90 Minuten unter Vollstrom stehen kannst.“ Insgesamt sei die Leistung zu schwach gewesen, um der Hassia Paroli bieten zu können. Sein langjähriger Partner Christian Klöckner, seit dem Vorjahr bei der Hassia aktiv, wollte als halber Insider nicht die prekäre personelle Lage der Alemannia mit den zahlreichen verletzten und nicht zu ersetzenden Spielern vergessen. Natürlich drücke er dem SVA die Daumen, außer in zwei Saisonspielen, so der Routinier. Eines davon gewann er mit seinem Team am Freitag in am Ende überzeugender Manier.



Aufrufe: 029.10.2017, 18:00 Uhr
Jochen WernerAutor