2024-04-25T14:35:39.956Z

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Michael Selbitschka steht seit dieser Saison an der Seitenlinie beim TSV Vilsbiburg. F: Schmideder
Michael Selbitschka steht seit dieser Saison an der Seitenlinie beim TSV Vilsbiburg. F: Schmideder

»Es zählt nur der schnellstmögliche Klassenerhalt«

TSV Vilsbiburg steckt nach Landesligaabstieg auch in der Bezirksliga im Keller fest +++ Coach Selbitschka: "Uns war die Situation von Anfang an bewusst"

Der TSV Vilsbiburg hat sich in den vergangenen Jahren zu einer der Top-Adressen im niederbayerischen Fußball gemausert. 2016 feierte der Klub unter der Regie von Christian Endler den erstmaligen Aufstieg in die Landesliga, die man jedoch nach nur einem Jahr wieder verlassen musste. Doch damit nicht genug: im Sommer musste man mit Daniel Räde, Marco Grüneis, Marcel Beischl, Daniel Rabanter, Andreas Eglseder und Niels Wagensonner ein halbes Dutzend Stammspieler ziehen lassen. Diese Verluste sollten größtenteils durch Akteure aus unteren Klassen aufgefangen werden, was sich schnell als schwieriges Unterfangen herausstellte. Zumal der TSV über die gesamte Herbstrunde hinweg auch noch mit vielen Verletzungen zu kämpfen hatte. Für Chefanweiser Michael Selbitschka (37), der vor der Saison das Zepter von Georg Sewald übernommen hatte, kommt die momentane Situation daher wenig überraschend. Im FuPa-Interview nimmt der ehemalige Landesligakicker der SpVgg GW Deggendorf zum bisherigen Saisonverlauf ausführlich Stellung.

FuPa: Mike, mit 22 Punkten nach 20 Spielen liegt der TSV Vilsbiburg nur zwei Punkte vor dem Abstiegsrelegationsrang. Muss sich der TSV Vilsbiburg heuer mit Abstiegskampf zufrieden geben?
Michael Selbitschka (37)
: Natürlich ist man als ambitionierter Verein und zugleich als ehrgeiziger Trainer mit dieser Tabellensituation nicht zufrieden. Wir hätten uns schon gewünscht, im Winter etwas mehr durchschnaufen zu können. In unserer Situation kann es daher natürlich nur eine Zielsetzung geben: der schnellstmögliche Klassenerhalt.

Worin liegen aus deiner Sicht die Gründe für das bisherige Abschneiden?
Der Verein hat vor dieser Saison aus verschiedenen Gründen unglaublich viele Stammspieler verloren. Ich habe dem Verein in dieser schwierigen Situation als Trainer zugesagt und wir wollten den negativen Trend auffangen und versuchen, ohne großen finanziellen Aufwand mit dem übrig gebliebenen Kern sowie mit jungen Talenten das Ganze aufzufangen und etwas aufzubauen. Was dann im Laufe der Saison passiert ist, ist eigentlich unglaublich. Wir haben Woche für Woche aufgrund von wirklich schweren Verletzungen zunehmend auf wichtige Führungsspieler verzichten müssen. Wir haben über viele Wochen mit vier A-Jugendspielern und ehemaligen Kreisklassenspielern in der Startelf gespielt. Trotzdem haben wir als Mannschaft versucht, die Situation bestmöglich zu bewältigen. Meine Jungs waren – soweit irgendwie möglich – immer im Training und haben alles gegeben und alles versucht. Ich kann ihnen nur ein Kompliment aussprechen, mit welchem Teamgeist sie aufgetreten sind. Schade finde ich dabei, dass unsere Situation nach außen hin immer so dargestellt wurde, als würden wir weit hinter den Erwartungen zurückbleiben. Den Vereinsverantwortlichen und mir war die Situation von Anfang an bewusst und wir hätten uns schon gewünscht, dass man unsere Entwicklung und das, was von unseren Jungs in dieser schwierigen Saison bisher geleistet wurde, in der Berichterstattung etwas mehr den Tatsachen entsprechend widergespiegelt hätte.

»Was im Laufe der Saison passiert ist, ist eigentlich unglaublich. Wir haben Woche für Woche aufgrund von wirklich schweren Verletzungen zunehmend auf wichtige Führungsspieler verzichten müssen. Trotzdem haben wir als Mannschaft versucht, die Situation bestmöglich zu bewältigen.«

Auffallend ist aber dennoch vor allem die eklatante Auswärtsschwäche: bisher gelang nur ein Sieg bei Schlusslicht Gangkofen und ein Remis in Altdorf...
Das stimmt, diese Statistik ist natürlich mehr als schlecht. Da müssen wir nach der Winterpause deutlich zulegen und wichtige Punkte einsammeln.

Zuhause könnt ihr dagegen auch gegen die Topmannschaften mithalten: gegen Straubing und Geiselhöring habt ihr unentschieden gespielt und gegen Simbach sogar gewonnen. Ist es nur der Kunstrasen, der euch daheim so stark macht?
Ich glaube nicht, dass das der einzige Grund ist. Aber der Kunstrasen ist schon ein nicht unbedeutender Faktor. Einerseits sind wir ihn gewohnt, zum anderen fühlen sich viele der gegnerischen Mannschaften beim Gedanken, in Vilsbiburg auf Kunstrasen spielen zu müssen, offensichtlich nicht besonders wohl.

Selbitschka über den Vorteil Kunstrasen und die damit verbundene Heimstärke: »Der Kunstrasen ist schon ein nicht unbedeutender Faktor. Viele der gegnerischen Mannschaften fühlen sich beim Gedanken, in Vilsbiburg auf Kunstrasen spielen zu müssen, offensichtlich nicht besonders wohl.«

Die Defensive ist sicher eine der größten Baustellen bei euch. Mit 39 Gegentreffern stellt ihr die zweitschwächste Abwehr der Liga - das bedeutet fast zwei Gegentore pro Spiel...
Ja, definitiv, aber es war auch nicht einfach. Wir haben bisher vom ersten bis zum letzten Spiel wöchentlich die Formation nicht nur auf einer sondern auf mehreren Positionen verändern müssen und haben uns bis heute nicht wirklich einspielen können. Trotzdem ist die Kritik gerechtfertigt und wir werden darauf in der bevorstehenden Vorbereitung sicher ein Hauptaugenmerk legen.

Wie verbringt ihr die Winterpause?
Natürlich geht es gerade in unserer Situation einerseits darum, den Kopf freizubekommen und sich zu erholen. Wir sind daher wohl auch nur bei zwei Hallenturnieren im Einsatz, unserem eigenen Turnier beim Ostermaier-Cup am 6. Januar sowie der Niederbayerischen Hallenmeisterschaft am 21. Januar, bei der wir als Gastgeber gesetzt sind. Andererseits arbeiten wir aber auch schon in der Winterpause sehr gezielt an der Fitness. Hier werden wir noch in diesem Jahr Laktattests mit den Spielern machen. Danach bekommt jeder einen individuellen Trainingsplan, damit wir schon vor Beginn der Vorbereitung am 10. Februar ein gewisses Level haben und dann topfit in die Frühjahrsrunde starten können.

Habt ihr schon Gespräche über eine weitere Zusammenarbeit geführt?

Die Verantwortlichen haben in den letzten Wochen mehrmals signalisiert, dass sie sich wünschen, dass ich auch zur Saison 2018/2019 Trainer beim TSV Vilsbiburg bleibe. Diesbezüglich haben wir vereinbart, dass die entsprechenden Gespräche in Ruhe in der Winterpause geführt werden.


Die TSV-Fieberkurve in dieser Saison:

Aufrufe: 023.11.2017, 11:00 Uhr
Tobias WittenzellnerAutor