Die entscheidende Frage - auf der Suche nach Szenarien für die Fortsetzung des Spielbetriebs - wurde im Rahmen der Video-Konferenz von Verbandsspitze und Medienvertretern schnell zerstreut: niemand kann sagen, wann der Amateurfußball wieder loslegen darf. Gesundheitliche Prognosen zur Covid-19-Pandemie sind aktuell schlicht nicht möglich. Große Teile des öffentlichen Lebens bleiben nach den politischen Entscheidungen der letzten Tage weiterhin eingeschränkt. Einzig system-relevante Bereiche und erste Einzelhändler und Schulen dürfen unter Einhaltung strenger Hygiene-Regeln ihren Betrieb schrittweise wieder aufnehmen. Einleuchtend, dass der Sport und insbesondere Mannschaftssportarten wie Fußball sich in der aktuell angespannten Lage weit hinten einreihen müssen. Erst recht, weil jegliche Hygienekonzepte bei Zweikämpfen und Laufduellen auf dem Rasen ohnehin nicht umsetzbar wären.
Da "Geisterspiele" - also Spiele ohne Zuschauer - von Verband und Vereinen für den Amateurfußball frühzeitig ausgeschlossen wurden, heißt es nun weiter abwarten. Klar ist: vor dem 31. August wird der Spielbetrieb sämtlicher bayerischer Amateurligen nicht wieder aufgenommen. Welche Optionen sich danach auftun, ist sehr stark von politischen Entscheidungen einhergehend mit der aktuellen Risikolage abhängig - und damit vom genauen Zeitpunkt der Wiederaufnahme des Spielbetriebs. Grundsätzlich erstmal ausgeklammert ist der Jugendspielbetrieb. Und auch die Regionalliga Bayern ist von den Regelungen und der Umfrage nicht betroffen, da hier eine möglichst einheitliche Regelung aller fünf Regionalligen getroffen werden soll. Klar ist aber auch hier: die Regionalliga Bayern und die Juniorenligen werden nicht vor dem 01. September beginnen.
Sollte der Spielbetrieb "nur" bis zum 31. August ausgesetzt werden müssen, könnte die Saison 2019/20 beispielsweise in den Monaten September und Oktober beendet werden. Die Grundlage dafür wurde mit den Änderungen der DFB-Spielordnung gelegt. Eher unwahrscheinlich, dass danach noch eine Relegationsphase abgehalten werden könnte. Und eine Saison 2020/21, die dann ausschließlich im Frühjahr 2021 ausgetragen werden würde, könnte bei kleinerer Ligastärke in einem reduzierten Modus, womöglich inkl. eines Playoff-Modus gespielt und bis Ende Mai beendet werden. Aber von diesen Szenarien ist man beim BFV noch ein Stück entfernt. Denn: es ist aktuell nicht absehbar, wann's wieder losgehen kann. Und welcher Modus dann am sinnvollsten ist. Rein rechtlich würde ein Saisonabbruch ohnehin zahlreiche Unwägbarkeiten mit sich bringen. Denn ein solches Szenario ist in der BFV-Spielordnung schlicht nicht geregelt.
Eine Saison mit aktuellem Stand der Tabelle zu werten, wäre schlicht unfair, denn - nur ein Beispiel - in der Bezirksliga Oberpfalz Süd liegt der SC Luhe-Wildenau auf Rang 3, mit zwei Punkten Rückstand zu Tabellenführer FC Amberg, aber (!) einem absolvierten Spiel weniger. Genauso kritisch bzw. angreifbar wäre es die Saison zu annullieren, also sämtliche sportliche Leistungen der Saison für "nichtig" zu erklären. Denn die Leistungen wurden ja erbracht. Genauso wenig, wäre der "Halbzeitstand" eine "faire" Wertungsgrundlage, zudem fehlen in einzelnen Ligen auch noch abgesagte Partien der Hinrunde. Die fairste Methode - erklärt der Verband - wäre zweifelsfrei die sportliche Beendigung der Saison. Darüber soll in den nächsten Tagen die Mehrheit der Vereine mitentscheiden. Sollte der Vorschlag des BFV zur Fortsetzung der Spielzeit 2019/20 keine Mehrheit finden, sondern die Mehrheit der Vereine stattdessen für einen Nicht-Fortführung der Saison plädieren, müsse - so BFV-Präsident Rainer Koch - ein außerordentlicher Verbandstag angesetzt werden. Ein Rücktritt der Verbandsspitze - sollte sich die Mehrheit quasi für den Saisonabbruch entscheiden - stehe nicht zur Disposition. Allerdings wolle man aus Haftungserwägungen eine Abbruch-Entscheidung als Vorstand nicht selbst treffen.