2024-05-10T08:19:16.237Z

Allgemeines
Benjamin Schiller zählt seit Jahren zu den besten Verteidigern in Ostbayern.
Benjamin Schiller zählt seit Jahren zu den besten Verteidigern in Ostbayern. – Foto: Harry Rindler

Portrait-Serie (38): Bene Schillers Sieg über Jürgen Klopp

Der baumlange Defensivspezialist blickt bei FuPa auf seine Karriere und sein teilweise bitteres USA-Abenteuer zurück

Das Corona-Virus hat unseren Alltag momentan fest im Griff. Auf unabsehbare Zeit kann kein Fußball gespielt werden, deshalb möchten wir etwas in die Vergangenheit zurückblicken und uns den Typen widmen, die in den letzten Jahrzehnten herausragende Spielerpersönlichkeiten der regionalen Szene waren. Im 38. Teil der Portrait-Serie berichtet Benjamin Schiller (35) über seine Erfahrungen mit zwei ehemaligen Bundesligatrainern und warum er auf sein USA-Abenteuer mit gemischten Gefühlen zurückblickt.

Schönstes Erlebnis deiner Laufbahn....
Ich habe zum Glück viele Aufstiege, Siege und Klassenerhalte erleben dürfen. Ein Spiel, das mir aber besonders in Erinnerung geblieben ist, war der Sieg am drittletzten Spieltag der Saison 2004/2005 in Rotthalmünster mit der SpVgg GW Deggendorf und der anschließenden Meisterschaftsfeier. Mit einem Sieg wären wir Meister der Bezirksoberliga gewesen und die Feierlichkeiten danach waren schon in trockenen Tüchern. Allerdings lagen wir zur Halbzeit verdient 0:2 hinten und alle waren sprachlos. Nach dem Seitenwechsel haben wir uns aber gesteigert und konnten das Spiel noch mit 5:2 für uns entscheiden. Die Kabinenparty, die Heimfahrt und die anschließende Meisterschaftsfeier waren natürlich ein tolles Erlebnis.

Bester Kicker, mit dem du in einer Mannschaft zusammen gespielt hast....
Ehrlich gesagt würden mir hier sehr viele gute Spieler einfallen. Besonders beeindruckend waren für mich aber damals beim Jahn Regensburg Petr Stoilov und Dennis Grassow. Diese zwei Spieler waren absolute Maschinen und Leader am Platz. Aber auch in Deggendorf hat man schnell gemerkt was für ein Ausnahmetalent Markus Gallmaier war und ist. Einen Instinktfußballer wie ihn findet man sicherlich nicht überall.

Bei welchem Verein hattest du als Aktiver deine schönste Zeit...
Eigentlich hat es mir bei jedem Verein gut gefallen. Mein erstes Jahr beim Jahn in der U23 liegt aber kameradschaftlich und fußballerisch sehr weit vorne. Aber auch bei meinen anderen Stationen sind mir tolle Leute begegnet, mit denen ich heute noch Kontakt pflege.

Fußballerisches Vorbild deiner Jugendzeit...
Jürgen Kohler, Thomas Linke, Roberto Carlos waren alle sehr gute Verteidiger, aber so ein richtiges Vorbild hatte ich ehrlich gesagt nicht.

Was nervt dich am heutigen Fußballgeschäft....
In der heutigen Zeit sind sehr wenige Spieler selbstkritisch genug bzw. hadern oft, falls sie nicht gleich spielen, auch wenn sie gerade erst aus der Jugend gekommen sind. Ich habe es auch gehasst, wenn ich nicht gespielt habe, habe aber deshalb nicht gleich alles in Frage gestellt. Fußball ist immer noch ein Mannschaftssport.

Hast du irgendetwas in deiner Laufbahn bereut...
Ehrlich gesagt wenig. Ich habe Fußball immer mit sehr viel Freude gespielt und immer versucht, auch an schwierige Situationen positiv ran zu gehen. Im Nachhinein bin wahrscheinlich zu früh "runter" gegangen. Ein oder zwei Jahre Bayern- oder Landesliga wären schon noch drin gewesen und hätten mir sicherlich nicht geschadet. Generell sollte jeder - vor allem in jungen Jahren - versuchen so hoch wie möglich zu spielen.

Lieblings-Rückennummer...
4 oder 5

Gibt es ein Spiel, das du nie vergessen wirst....
Das war ein Freundschaftsspiel mit Jahn Regensburg gegen Mainz 05, bei dem damals Jürgen Klopp Trainer war. Wir haben sogar 1:0 gewonnen und obwohl es eigentlich um nichts ging, sind das schon Spiele, die man sich merkt.

Bester Trainer, den du hattest....
Ich habe eigentlich immer gute Sachen bei jedem Trainer gesehen. Ich persönlich habe aber Uli Karmann sehr viel zu verdanken. Er hat mich aus der Jugend in die Erste von Deggendorf geholt und mich stets unterstützt. Bei ihm habe ich sicher einen großen Sprung nach vorne gemacht. Aber auch Thomas Fuchs oder Thomas Prebeck waren tolle Trainer, die ganz anders an die Sache ran gegangen sind als Uli. Markus Weinzierl war beim Jahn noch Co-Trainer unter Günther Güttler, aber man hat schon gemerkt was er drauf hat. Seine Einheiten waren immer sehr strukturiert.

Sinnloseste Regel im Fußball....
Die gelbe Karte für den Trainer



Größte Enttäuschung deiner Karriere...
Das war das Conference Final an der University of the Cumberlands, als ich 2007/2008 in den USA war. Wir haben 1:0 geführt und hatten unseren Dauerkonkurrenten, das Lindsey Wilson College, am Rande einer Niederlage. Das wäre das erste Mal in der Geschichte der Uni gewesen, dass wir gewonnen hätten. In der 75. Minute kam es zu einer Rudelbildung, in der wir drei rote Karten bekommen haben und unser Gegner nur eine. Zwei Platzverweise für uns waren dabei aus meiner Sicht völlig zu Unrecht. In der 89. Minute haben wir dann das 1:2 bekommen. Daran hatte ich ganz lange zu knabbern und es ist selten, dass ich sprachlos bin.

Lieblings-Fußballschuh...
Copa mundial

Wo hast du auswärts nie gerne gespielt....
Am liebsten habe ich in Stadien gespielt, wo die Zuschauer ganz nah am Fußballplatz waren. Hankofen hat eine ganz tolle Atmosphäre, allerdings nur für die Heimmannschaft. Mit Deggendorf habe ich sehr ungern dort gespielt. In Hof war die Stimmung immer sehr aufgeheizt, aber auch Aiglsbach ist nicht ohne.


Zur Person:
Benjamin Schiller verbrachte seine komplette Jugendzeit bei der SpVgg Deggendorf, bei der er nach der Fusion zur SpVgg GW Deggendorf auch seine ersten Erfahrungen im Seniorenbereich machte. Von 2005 bis 2007 kickte der baumlange Verteidiger dann beim SSV Jahn Regensburg in der ersten und zweiten Mannschaft und feierte zum Abschied mit den Oberpfälzern die Bayernliga-Meisterschaft. Nach einem einjährigen USA-Aufenthalt im Rahmen seines Studiums an der University of the Cumberlands kehrte Schiller nach Deggendorf zurück und zählte dort jahrelang zu den Leistungsträgern. Ende August 2011 wurde der angehende Lehrer dann beruflich nach Miesbach versetzt und lief fortan für den oberbayerischen Kreisklassisten FC Real Kreuth auf, bei dem der Defensivspezialist als Sechser agierte und dabei sogar verborgene Torjägerqualitäten entdeckte.

Nach seiner Rückkehr in die Heimat im Jahr 2012 schloss er sich für zwei Spielzeiten dem Bayernligisten SpVgg Hankofen-Hailing an. Nach einem einjährigen Intermezzo beim VfB Straubing kickte Schiller dann von 2015 bis 2019 für die SpVgg Plattling, bei der er in der vergangenen Spielzeit auch als spielender Co-Trainer agierte. Seit dieser Saison fungiert der in Neuhaus am Inn tätige Realschullehrer gemeinsam mit Philipp Zacher als Spielertrainer beim Deggendorfer A-Klassisten SV Deggenau.

Seit dieser Saison coacht Benjamin Schiller den SV Deggenau.
Seit dieser Saison coacht Benjamin Schiller den SV Deggenau. – Foto: Harry Rindler

Aufrufe: 029.4.2020, 14:30 Uhr
Tobias WittenzellnerAutor