Bezirksliga-Nachlese: Fokus auf die Filder-Teams

Was gehört nach diesem 25. Spieltag der Stuttgarter Fußball-Bezirksliga in die Schlagzeile? Das große Gipfelduell zwischen NAFI Stuttgart und dem TSV Weilimdorf, das vor einer stattlichen Kulisse von 500 Zuschauern 1:1 endete? Oder das Drama um den SV Vaihingen, der im Abstiegskampf nicht nur die nächste Niederlage, sondern auch vier Kicker im Krankenhaus beklagt? Die Wahl fällt notgedrungen anders aus, denn überlagert wird alles von einem Eklat: dem Abbruch der Partie zwischen der Spvgg Möhringen und dem SV Ümmet Stuttgart.

SpVgg 1887 Möhringen - SV Ümmet Stuttgart abg.

Blitzartig sei es gegangen - eine Sache von nur wenigen Sekunden. ,,So schnell konntest du gar nicht gucken", sagt Jörg Elser, der Trainer der Spvgg Möhringen. Und dann war auch schon Schluss. Abpfiff nach nur 68 Spielminuten. Der Schiedsrichter Mark-Kevin Beutler brach die Begegnung mit dem SV Ümmet Stuttgart beim Stand von 1:3 ab, nachdem mehrere Personen auf den Platz gestürmt waren. Welche und warum es schließlich zu diesen tumultartigen Szenen kam, daran werden nun die Regelhüter am grünen Tisch zu knabbern haben. Die Darstellungen der beteiligten Parteien gehen arg weit auseinander. Die Details zum Spielabbruch in Möhringen findet ihr hier.

TSVgg Plattenhardt - Croatia Stuttgart 2:2

Wahrscheinlich musste er einfach auf diese Weise fallen, jener Treffer, der die Kicker des TSV Plattenhardt dann auch noch den Sieg kostete. Schließlich hätte in einer erneut enttäuschenden Partie sonst das ­i-Tüpfelchen gefehlt. Es lief die 68. Spielminute: Philipp Straub grätschte in Rettungsabsicht nach dem Ball, jener flog gegen den Rücken des am Boden liegenden Keepers Daniel Wagner - und von dort hoppelte die Kugel ins Netz. Ping, pong, Eigentor. Endresultat: 2:2. Auch gegen den Tabellenletzten Croatia Stuttgart hat es somit zu keinem Erfolg gereicht.

Freilich: jener wäre auch nicht verdient gewesen. ,,Wir haben uns vom Gegner anstecken und einlullen lassen", sagt der Trainer Bernd Giersdorf. Kein Tempo, kein Schwung, kein energisches Nachsetzen. Als hätte sie die Frühjahrsmüdigkeit gepackt, spulten die Plattenhardter ein mattes Pensum ab. Unter dem Strich blieben für Giersdorf, der nach dem kurzfristigen Ausfall von Sebastian Lieto (Knieprellung), Ramush Dashi (krank) und Pantelis Doumtsis (privat verhindert) nur noch ein 13-Mann-Aufgebot hatte, wenig Lichtblicke. Der größte: Reto Briem. Der 28-Jährige, der seit Dezember erstmals wieder in der Startformation stand, erzielte per Kopfball und Flachschuss beide Treffer der Gastgeber.

Ansonsten stimmt nebst Paulo Bayraks Comeback (mit Manschette nach Handbruch) gerade allein eines positiv: die Tatsache, dass es wieder ein Spieltag weniger ist. Nun nur noch fünf. Die Sehnsucht nach der Sommerpause wächst.

TSVgg Stuttgart-Münster 1875/99 - SV Vaihingen 3:1

Nein, es handelte sich um keinen Scherz mit versteckter Kamera, auch wenn unter den Diensthabenden der Cannstatter Sportklinik zuletzt manch einer dies geglaubt haben mag. Klingeling an der Pforte: und der nächste Notfall im Sportoutfit des SV Vaihingen. Viermal hat sich diese Geschichte am Sonntag innerhalb von zwei Stunden wiederholt. Dann waren die Schwarzbach­kicker fertig mit ihrem Spiel in Münster. Nicht nur das: auch mit den Nerven. Denn zu bilanzieren galt es nicht nur eine weitere Niederlage (1:3), womit die Mannschaft das 2016 einzige sieglose Team der Staffel bleibt und auf einem Abstiegsplatz verharrt. Hinzu kam an einem somit rabenschwarzen Nachmittag eben ein wahres Lazarett. Gleich vier Akteure erwischte es so böse, dass die Saison für sie wohl vorzeitig beendet ist.

Das genaue Bulletin? Sven Schnell: Kreuzbandriss. Fabian Rück: Innenbandriss im Knie. Egor Winter: Muskelriss in der Leiste. Steffen Günther: Verdacht Bänderriss im Sprunggelenk. Da sie ihr Wechselkontingent dann bereits ausgeschöpft hatten, mussten die Vaihinger die letzten 20 Minuten in Unterzahl bestreiten. Allein auf den Faktor Pech mag der Trainer Carmine Napolitano das Verletzungsdesaster indes nicht schieben. ,,Klar, wir betreiben einen Männersport", sagt er, ,,aber der Gegner hat auch hart zugelangt." Vor allem Rücks Aus erhitzte die Gemüter. Vermeintlich auf dem Weg zum 2:2, wurde der Angreifer unsanft ausgebremst. ,,Rot, nichts anderes", wettert Napolitano. Wer es nicht glaubt, möge sich die Stollenabdrücke auf dem Knie seines Spielers anschauen.

Tatsächlich aber gab es nur Freistoß, kamen die Vaihinger dann über Philipp Rosenbergs Abstaubertor nicht hinaus - und konnten sie sich am Ende einer von ihnen schwachen zweiten Hälfte beim Ersatzkeeper Henri Dieterle bedanken, dass sie keine deutlichere Schlappe hinnehmen mussten. Freilich: bedient waren sie auch so genug.

SV Bonlanden II - FC Stuttgart-Cannstatt 0:0

Welche Vorurteile fallen einem ein zu einem 0:0? Tote Hose vor den Toren? Langeweile im Strafraum? Dazu ein gähnendes Publikum? Das Blöde im Fall der Begegnung des SV Bonlanden II mit dem FC Stuttgart-Cannstatt ist: bei deren Nullnummer trafen die erwähnten Komponenten allesamt zu. Der erste Auftritt der Filderstädter auf ihrem neuen Naturrasen geriet zum höhepunktarmen Mühen. ,,Gespielt haben wir nicht einmal schlecht", sagt der Trainer Robert Stadtmüller. Nur: ,,Am und im Sechzehner hat dann einfach der letzte Ball nicht gepasst" - während beim Gegner der Mann mit dem Torriecher erst gar nicht mit angetreten war. Nach dem bekannt gewordenen Wechsel im Sommer zum Staffelrivalen SV Ümmet hatten die Gästeverantwortlichen ihren Akteuren Behar Hasanaj (20 Saisontreffer) und Ali Sivka ein weiteres Mitwirken frei gestellt - mit der Folge, dass beide Leistungsträger verzichteten.

So kam es, dass es am Sonntag wohl auch nichts geändert hätte, hätten die Keeper ihren jeweiligen Platz zwischen den Pfosten mit einem auf der Terrasse der Vereinsgaststätte getauscht. Ihr Status: arbeitslos. Die überhaupt einzige Tormöglichkeit der Heimelf vergab Lucas Häberle: Der Youngster köpfte die Kugel nach einer Flanke von Philipp Krämer nebens Ziel. Für eben jenen Krämer war wenig später Schluss. Er knickte um. Es besteht der Verdacht auf einen Bänderriss.

Immerhin: mit dem einen Zähler bleibt der Bonlandener Abstand zur Abstiegszone bei deren sechs - weshalb es Stadtmüller so sieht: ,,Man muss dann auch mal mit einem Unentschieden zufrieden sein." Zur Not auch mit einem wenig aufregenden 0:0.

Ausführliche Tabelle Bezirksliga Stuttgart