2024-05-02T16:12:49.858Z

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Carmine Napolitano, Trainer der Spvgg Cannstatt, hat den Kontakt in seine italienische Heimat nie abreißen lassen – und hilft dort auf seine Weise.
Carmine Napolitano, Trainer der Spvgg Cannstatt, hat den Kontakt in seine italienische Heimat nie abreißen lassen – und hilft dort auf seine Weise. – Foto: Archiv Hannes Frey

Napolitano: Täglich telefonischer Doppelpass mit Italien

Der Cannstatter Trainer hat enge Freunde in seinem Heimatland

Carmine Napolitano, der Trainer der Spvgg Cannstatt, hält trotz der Krise Kontakt in sein Heimatland.

Voller Tatendrang übernahm Carmine Napolitano in der Wintervorbereitung den Trainerposten beim Bezirksligisten Spvgg Cannstatt. Von seiner neuen fußballerischen Heimat war er begeistert. „Eine tolle Mannschaft und ein tolles Umfeld“, so Napolitanos Eindrücke nach dem ersten Abtasten. Der Ernstfall verlief indes ernüchternd, der Punktspielauftakt nach der Winterruhe ging völlig daneben. Im darauffolgenden Heimspiel gegen Bernhausen gelang jedoch der erste Dreier – der nach einem enormen Glücksgefühl für den gebürtigen Italiener auch viel Häme aus dem Freundeskreis mit sich brachte. Es war die letzte Begegnung vor dem Corona-Stopp. Napolitanos letzter Sieg als Trainer war Ende September noch in den Diensten des TSV Waldenbuch. „Es war schon super, nach solch einer langen Zeit das Gefühl des Gewinnens wieder zu erfahren.“ Für seine Kumpels stand aber fest: „Ist ja klar, wenn du mal gewinnst, dass danach der Betrieb eingestellt wird“, lacht Napolitano. Auch für seinen 16-jährigen Sohn Raffaele bedeutete der Spieltag vor dem Sport-Stopp ebenfalls eine Achterbahn der Gefühle. Wegen einer schweren Knieverletzung musste er zwei Jahre lang pausieren, gab am letzten Spieltag sein Comeback im Dress des TV Echterdingen, erzielte prompt vier Tore und „war zuerst super happy und dann niedergeschlagen, als der Ball zwangsläufig ruhen musste“.

Regelmäßiger Kontakt nach Italien

Napolitano, der bei einem Getränkehersteller arbeitet und derzeit eine Mischung aus Homeoffice und „Außerhaus“ macht, empfahl seinen Spielern einige Kräftigungsübungen während der fußballfreien Zeit und zwei Mal pro Woche zehn bis zwölf Kilometer joggen bei lockerem Tempo. So mancher habe ihm als Beweis ein Foto seines Trackers mit den Daten geschickt. „Gut gemeint, doch ich vertraue den Spielern beziehungsweise kann, sollte es in dieser Runde noch weitergehen, wovon ich nicht ausgehe, mit dem so genannten Shuffle-Lauf überprüfen, ob sie was gemacht haben oder nicht.“ Per WhatsApp oder Telefon halte er Kontakt zu den Spielern. Mehr Kontakt hat er in diesen Tagen jedoch zu Domenico Iannone, Spitzname Mimmo, im Dorf Spiano in der Provinz Salerno in Süditalien. Diesen kennt der 47-Jährige von Geburt an. „Er kam am selben Tag wie ich im gleichen Krankenhaus zur Welt, unsere Mütter – wir dann natürlich auch – lagen im selben Zimmer.“ Obwohl Napolitano im Alter von vier Jahren nach Deutschland kam, ist der Kontakt nie abgerissen. „Ich bin sein Trauzeuge gewesen. Wir pflegen derzeit sozusagen den täglichen telefonischen Doppelpass“, sagt Napolitano. „Ich stehe ihm bei, denn die strikte Ausgangssperre in Italien ist schon hart, man soll ja nur zum Einkaufen raus und dann am besten alle Sachen auf einmal besorgen.“ Domenico Iannone betreibt ein Sägewerk, stellt Europaletten her. Diese „modern“ derzeit in seiner Lagerhalle vor sich hin, Umsatz kann er keinen generieren – in Italien sind die Betriebe geschlossen. Ein Teil seiner Belegschaft ist angestellt, die meisten davon haben Urlaub genommen. Der andere Teil besteht aus Tagelöhnern, die also nur für ihre geleistete Arbeit auch entlohnt werden. Laut Napolitano könne sein Freund bis zu zwei Monate überbrücken, bevor es wirtschaftlich eng werden würde.

Die Familie ist gesund

Großes Glück haben Iannone und seine Familie aber dennoch – sie sind nämlich gesund. Die Lage im Süden Italiens sei aber weitaus entspannter als in anderen Regionen. Mercuto San Severino – mit knapp 22 500 Einwohnern die nächst größere Stadt in der Nähe von Napolitanos Heimat – zähle Stand vorgestern gerade mal 18 positive Fälle und keine Toten. Dass die Sterberate in Italien aufgrund des Coronavirus so hoch sei, liege auch an der mangelnden medizinischen Versorgung beziehungsweise am schlechten Gesundheitssystem und den dürftig ausgestatteten Krankenhäusern. So müsse ein Familienangehöriger – er kenne das von seiner Oma, die 2012 verstorben sei – stets am Krankenbett zugegen sein und das Personal sozusagen als Pfleger unterstützen, den Kranken Essen geben oder die Liegenden beispielsweise wenden. „Dreimaliges Essen wie hierzulande üblich, geschweige denn ein Fernseher auf dem Zimmer sind die absolute Ausnahme.“

Der Spaß kommt derzeit dennoch nicht zu kurz. Weder bei Napolitano noch bei seinen Spielern. Eine Klopapier-Challenge sorgt im Spvgg-Chat derzeit für Lacher. Die Aufgabe: Eine Rolle so oft wie möglich zu jonglieren, zu filmen und bereitzustellen. Napolitano brachte es immerhin auf neun Berührungen – „so mancher meiner Spieler ist noch am Üben“.

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Aufrufe: 02.4.2020, 10:20 Uhr
Aus den Stadtteilen / Torsten StreibAutor