2024-04-25T14:35:39.956Z

Vereinsnachrichten

Weltöffentlichkeit schaut beim Jubiläum zu

Dominik Kohrs bewegter Fußball-Sommer geht weiter: Nach dem Gewinn der U-21-EM steht der Trierer im Dress von Leverkusen gegen die Bayern vor seinem 100. Bundesliga-Spiel. Er ist ehrgeizig und entspannt - auch dank eines Brettspiels.


Ein Tor-Ungeheuer ist Dominik Kohr wahrlich nicht - anders als früher sein Papa Harald. Klar: Vater Kohr war Stürmer, Sohn Dominik ist ein Mittelfeld-Abräumer. Da genießen Treffer des 23-Jährigen höhere Aufmerksamkeit. Vor allem, wenn es wichtige Tore sind.

So wie vor einer Woche, als Kohr junior für seinen neuen, alten Club Bayer Leverkusen den Bann im DFB-Pokalspiel beim Karlsruher SC brach. In der Verlängerung köpfte er das 1:0 - die Basis für den späteren 3:0-Erfolg. "In der Jugend habe ich öfters mal mit dem Kopf getroffen. Da habe ich wohl doch ein bisschen was vom Papa geerbt", sagt Kohr im fupa-Gespräch.

Nach "dreieinhalb wundervollen Jahren" (Zitat Kohr) beim FC Augsburg ist der 23-Jährige nach Leverkusen zurückgekehrt. Bayer hatte eine Rückkaufoption gezogen.

Bei den Rheinländern hatte Kohr im April 2012 sein Bundesliga-Debüt gefeiert: "Ich kann mich noch gut erinnern. Das war im Spiel in Hoffenheim. Ich wurde kurz vor Schluss eingewechselt, und wir haben 1:0 gewonnen. Das war schon was anderes, als in einem Regionalliga-Stadion zu spielen." Inzwischen ist Kohr längst an große Arenen gewöhnt. Am heutigen Freitag (20.30 Uhr/ZDF) dürfte er im Saisoneröffnungsspiel beim FC Bayern sein 100. Bundesliga-Spiel bestreiten - und das vor den Augen der Weltöffentlichkeit. Die Partie wird in gut 200 Länder übertragen. Kohr: "Auf dieser Bühne wäre das etwas ganz Besonderes."
Die Chancen auf einen Einsatz stehen für den gebürtigen Trierer gut, auch wenn der Konkurrenzkampf im defensiven Mittelfeld bei den Rheinländern enorm ist. Neben Kohr kämpfen Lars Bender, Charles Aránguiz und Kevin Kampl um zwei Positionen. Viele sehen Kohr da im Hintertreffen - nicht aber Bayer-Sportdirektor Rudi Völler, der sagte: "Er wird häufiger spielen, als viele glauben."

Er könnte recht behalten. Kohr: "Ich habe mich über die Aussage von Rudi gefreut. Ich weiß, dass es nicht einfach wird. Aber ich bin bereit für die Aufgabe."

Das ist auch vertraglich dokumentiert. Zwischenzeitlich war publik geworden, dass sich Kohr eine Ausstiegsklausel in den neuen, ursprünglich bis 2020 laufenden Kontrakt hatte einbauen lassen, da zum Zeitpunkt der Unterschrift noch nicht klar war, wer neuer Trainer bei Bayer wird. Heiko Herrlich übernahm dann das Amt - und scheint auf den Spielertypen Kohr zu setzen. Deshalb wurde die Klausel gestrichen und Kohrs Arbeitspapier sogar bis 2021 ausgeweitet.

Der Trierer hat in Leverkusen nun einen anderen Status als früher. "Ich bin nicht mehr der Jugendspieler von damals, sondern ein gestandener Bundesliga-Spieler", sagt er. Manches hat sich aber nicht geändert: "Ich muss schon noch die Bälle tragen. Ich bin ja trotzdem noch einer der Jüngeren im Kader."

Mit seiner Freundin hat Kohr eine Wohnung in Düsseldorf bezogen - anders als einst für Schalke-Spieler ist das für Bayer-Profis nicht verboten. Eine Schwierigkeit gibt’s aber noch: In der neuen Bleibe sind bislang weder Fernsehen noch Internet verfügbar. Eine gute Gelegenheit, mal einen Brettspiel-Klassiker aus der Schublade zu ziehen. Kohr: "Meine Freundin und ich spielen zurzeit öfters Café international. Das ist auch mal ganz schön und entspannend." In dem Spiel geht es darum, durch geschicktes Ablegen von Kärtchen Gäste an virtuellen Café-Tischen zu platzieren. So geht Kohr in die neue Saison: abwarten und Kaffee trinken.

Aufrufe: 017.8.2017, 21:41 Uhr
Volksfreund / volksfreund.de Mirko BlahakAutor