100 Tage Gerhard Peintinger

Der Wechsel auf der Position des NLZ-Leiters war notwendig aufgrund der beruflichen Veränderung seines Amtsvorgängers Uwe Mißlinger, der seit dem neuen Schuljahr zum Direktor des Joseph-von-Fraunhofer-Gymnasiums aufgestiegen war. Obwohl sich Peintinger seit Herbst 2015 in verschiedenen Altersbereichen von der U15 bis zur U19 und als Sportlicher Leiter im Seniorenbereich des ASV Cham verdient gemacht hatte, wollte er sich in den ersten Wochen zunächst einen Gesamtüberblick über den Status Quo verschaffen. „Da ich zuletzt als Sportlicher Leiter im U19-Bereich tätig war, der nicht zum Kernbereich des Nachwuchsleistungszentrums gehört, wollte ich mir zunächst ein Bild vom derzeitigen Ist-Zustand der Altersklassen U11 bis U17 machen“, beschreibt Peintinger seine ersten Wochen, in denen er viele Gespräche mit den jeweiligen Altersklassen-Koordinatoren, Mannschaftstrainern und auch Eltern führte, aber auch durch Trainings- und Spielbeobachtungen präsent war.

Spagat zwischen Leistungs- und Entwicklungsfußball

An einer ersten Stellschraube hat der lizensierte Gesundheits- und Präventionstrainer bereits gedreht. „Wir müssen den Spagat zwischen Leistungs- und Entwicklungsfußball schaffen“, fordert Peintinger. Dabei differenziert er zwischen den Leistungsmannschaften in den Verbandsligen wie der U15 (Bayernliga), U17 und U19 (beide Landesliga) und den übrigen Teams am Nachwuchsleistungszentrum. In den Bayernliga- und Landesligateams steht die Leistung im Vordergrund, da hier der Klassenerhalt das erklärte Saisonziel ist. Die weiteren Teams wie die U13, U14 oder U16 sind für Peintinger „Ausbildungsmannschaften“. „Hier stehen nicht die Ergebnisse im Vordergrund, sondern die stetige Entwicklung der Spieler für das nächsthöhere Level“, beschreibt der 43-jährige Zollfahndungsbeamte die dortige Zielrichtung. „Die Leistung ist zwar eine Voraussetzung für eine positive Entwicklung, jedoch ist es sekundär, ob wir mit diesen Mannschaften in der Liga Zweiter oder Sechster werden“, präzisiert Peintinger. Hier sieht er den Leistungsdruck eher hinderlich, da die Trainer für eine möglichst gute Platzierung am Ende der Saison nur auf die Topspieler des Jahrgangs setzen und somit die restlichen Spieler kaum Einsatzminuten bekommen. „Die Trainer werden hier an der Entwicklung aller Spieler gemessen, von der Nummer eins bis zur Nummer 16“, betont Peintinger. Daher sieht er seine Aufgabe darin seine Trainer dahingehend zu sensibilisieren, dass der kurzfristige Erfolg im Jugendbereich sekundär und die langfristige Entwicklung für den Spieler und für den Verein am elementarsten sei.

Verbandsteams mit Luft nach oben

In den drei Chamer Verbandsmannschaften liegt noch Arbeit vor dem neuen NLZ-Leiter. Die U19 spielt zum Großteil mit dem jüngeren A-Jugendjahrgang in der Landesliga Süd. Regelmäßig helfen beim Team um Trainer Christian Groitl B-Jugendliche aus. Mit Lukas Rädlinger und David Kager sind sogar zwei U17-Spieler fest in den A-Jugendkader aufgerückt. Durch den jüngsten 4:1 Sieg gegen FC Memmingen II hievte sich die Groitl-Gruppe mit zwei Punkten Vorsprung auf den ersten Nichtabstiegsplatz. „In der U19 wird derzeit viel geleistet. Am Ende müssen wir schauen, zu was es reicht“, erklärt Peintinger nüchtern, der auch weiß, dass die Begehrlichkeit eines U19-Landesliga-Spielers in der Chamer Region sehr groß ist. „Es wird für uns eine große Aufgabe sein, unsere U19-Spieler auch über die Saison hinaus an den Verein zu binden“, so Chams NLZ-Leiter.

Die U17-Mannschaft des ASV Cham um Trainer Simon Graßl ist durch die letzte 2:3 Heimniederlage gegen Schlusslicht FC Dingolfing auch endgültig im Abstiegskampf des Landesliga Süd angekommen. „Auch hier spielen wir zur Hälfte mit dem jüngeren B-Jugendjahrgang, die sich erst an die Dynamik der U17 gewöhnen müssen“, erklärt Peintinger. Hinzu kommt, dass die U17-Landesliga mit vielen U16-Profiteams wie FC Ingolstadt, TSV 1860 München oder SpVgg Unterhaching gespickt ist, was die Qualität der Liga nochmals anhebt.

Auch die U15 in der Bayernliga durchschritt nach einer guten Vorbereitung und einem Sieg im ersten Saisonspiel eine Negativphase mit sieben Niederlagen am Stück. Zuversicht zeigte der letzte 4:1 Sieg gegen Konkurrent FC Deisenhofen, durch den die Hartl-Truppe den Anschluss an die Nichtabstiegsplätze herstellen konnte. „Wir haben in den letzten Wochen die Situation analysiert und an einzelnen Stellschrauben gedreht. Man muss immer bedenken, dass unsere U15 in der zweithöchsten Liga im C-Jugendbereich spielt“, so Peintinger.

Auch im unteren Bereich der D-Jugend sieht der gebürtige Schachendorfer das BFV-NLZ Cham gut aufgestellt. „Hier sind wir auf einem sehr guten Weg, da kommen richtig talentierte Spieler nach“, freut er sich mit Blick auf die U11 bis U13.

Durch Fortbildungen Trainingsqualität steigern

Als Ausblick auf die nächsten Wochen und Monate spricht Gerhard Peintinger zwei Punkte an. Zunächst will er die Kooperation mit dem Bundesliga-Nachwuchsleistungszentrum des SSV Jahn Regensburg weiter intensivieren. Hier setzt er auf Synergieeffekte in puncto Spieleraustausch, Scouting, Know-How und Fortbildungen. „Trotz vieler Partner, die der SSV Jahn Regensburg im Jugendbereich hat, sehen wir uns als BFV-NLZ in einer privilegierteren Stellung“, so der 43-Jährige. Als weiteren Aspekt will Peintinger die Trainingsqualität in den ASV-Mannschaften durch gezielte Weiterbildungsmaßnahmen verbessern: „Wir befinden uns zwar bereits auf einem hohen Niveau, dennoch wollen wir immer wieder neue Akzente und Denkanstöße setzen.“ Als erstes Projekt will Peintinger den Athletikbereich am BFV-NLZ Cham ausbauen.