2024-04-25T14:35:39.956Z

Allgemeines

Mittelhessens Legionäre: Viktoria Schwalm

SERIE: +++ 17-Jährige schafft Sprung in den Bundesliga-Kader Turbine Potsdams +++ erstes Bundesliga-Spiel im April als absolutes Highlight +++ "Eine Ehre für mich" +++

Der Amateurfußball Mittelhessens bringt immer wieder große Talente hervor, die ihren Weg in die weite Fußballwelt gehen. In einer losen Serie wird FuPa Mittelhessen immer mal wieder solche sogenannte "Legionäre" präsentieren, sei es durch ein Interview oder durch einr Skizzierung ihres Werdeganges von den Anfängen in heimischen Gefilden bis heute. Den Anfang macht eine junge Dame, die bereits mit 14 Jahren ihre Heimat für den Fußball verließ und mittlerweile in der Bundesliga angekommen ist!

Die Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen ist seit einigen Tagen Geschichte, die Nationalspielerinnen befinden sich noch im wohlverdienten Urlaub. Dagegen schnürt Viktoria Schwalm schon wieder die Fußballschuhe. Die 17-Jährige verlebt momentan sicherlich die spannendste Zeit ihrer Karriere. Denn auch wenn es für die WM natürlich noch nicht gereicht hat, so steht Schwalm künftig zumindest schon im Kader des Bundesligisten Turbine Potsdam, mit dem sie ab August auf Punkte- und Torejagd gehen wird.

Eine absolut atemberaubende Karriere liegt bislang hinter der in Alsfeld geborenen Offensvispielerin. Erst im Alter von 10 Jahren fing Schwalm, die aus Willingshausen-Zella stammt, bei der ortsansässigen JSG mit dem Fußballsport an und entwickelte sich in der Jungenmannschaft rasant. Bei der SG Immichenhain/Ottrau spielte sie kurz darauf auch noch parallel in einer Mädchenmannschaft und zudem in diversen Auswahlteams. Und genau diese Tatsache veranlasste die damals erst 14-Jährige im Jahr 2012 zu einem außergewöhnlichen Schritt: einem Probetraining bei Turbine Potsdam.

„Durch das Training und die Spiele in zwei Mannschaften und den vielen Terminen mit diversen Auswahlteams wurde es zunehmend schwieriger, den Sport und die Schule unter einen Hut zu bringen“, erklärt Schwalm ihre Entscheidung. „Einer meiner Trainer schlug daher vor, es vielleicht einmal mit einem Probetraining zu versuchen. Zumal Turbine Potsdam auch dafür bekannt ist, Sport und Schule erstklassig miteinander zu verbinden.“

Gesagt, getan: über 400 km von der mittelhessischen Heimat entfernt spielte Viktoria Schwalm vor und hinterließ wohl einen hervorragenden Eindruck, dennTurbine wollte sie vom Fleck weg für die B-Juniorinnen verpflichten.

Der Schritt, das heimische Elternhaus zu verlassen, fiel nicht leicht, doch nach vielen Gesprächen mit den Eltern und dem Bruder stand der Entschluss fest. Den Rückhalt der Familie zu spüren war dabei natürlich der ausschlagegebende Punkt.

So ging es im Sommer 2012 in die brandenburgische Landeshauptstadt. Mit den B-Juniorinnen sicherte sie sich in der Folge zweimal den Staffeltitel. In Potsdam wurde die Mittelfeldspielerin dann auch zur Stürmerin umfunktioniert, aber auch die offensive Außenbahn ist nachwievor ein bevorzugter Arbeitsbereich. Dort kann sie ihre Schnelligkeit und ihre hervorragende Technik, auch im Eins gegen Eins-Verhalten, sehr gut ausspielen. „Körperlich muss ich aber noch zulegen. Ich muss noch wesentlich robuster werden und auch die Zweikämpfe mehr annehmen,“ so Schwalm durchaus mit selbstkritischen Tönen.



Neun Treffer in 14 Spielen in der 2.Bundesliga in der Vorsaison waren ein Teil von Viktoria Schwalms Bewerbungsschreiben für Potsdams erste Mannschaft Foto: privat

Im vergangenen Sommer rückte sie dann bereits in die zweite Mannschaft der Turbinen auf, die in der 2.Bundesliga Nord antrat. Nach starken neun Saisontreffern in 14 Spielen war der nächste Schritt fast logisch. Und am 19.April diesen Jahres war es soweit: gegen Bayer 04 Leverkusen verschaffte Trainer-Legende Bernd Schröder Viktoria Schwalm ihr erstes Bundesliga-Spiel.

Und davon schwärmt die Offensivspielerin auch Monate später noch. „Natürlich ist da ein Traum wahr geworden. Das war eine ganz große Ehre für mich, in der Bundesliga auflaufen zu dürfen und das Vertrauen von Trainer Schröder bekommen zu haben“, erzählt die 17-Jährige voller Begeisterung.

Aber geht es nach ihrem Willen soll dies natürlich nur der erste Schritt gewesen sein. Ihr Vertrag, der im Juni auslief, wurde verlängert. In der kommenden Saison soll sie sie im Bundesliga-Kader Fuß fassen. Aber unter Druck setzt sich Viktoria Schwalm deswegen nicht. „Zunächst einmal möchte ich verletzungsfrei bleiben. Mich haben immer wieder kleine Blessuren zurückgeworfen. Daher steht die Fitness an allererster Stelle. Den Rest lasse ich erstmal auf mich zukommen.“

Dennoch lässt sie natürlich keinen Zweifel daran, dass sie die sich bietende Chance natürlich nutzen will. „Ich wäre hier ja auch falsch, wenn das nicht mein Ziel wäre. Aber wichtig ist mir zudem, einen guten Schulabschluß, sprich ein gutes Abitur zu machen. Das steht in zwei Jahren an.“

Bevor es jetzt im Juli wieder mit der Saisonvorbereitung losging, nutzte Schwalm die freie Zeit natürlich für einen ausgiebigen Heimaturlaub bei der Familie. „Natürlich versuchen meine Eltern, bei den Spielen dabei zu sein. Aber heimzukommen ist doch nochmal ne andere Sache. Mich mit Freundinnen zu treffen oder mal mit ihnen ins Schwimmbad zu gehen, das war schon ne feine Sache, so die 17-Jährige freudig.

Doch nun gilt es wieder, die 400 km Distanz nach Potsdam zurückzulegen. Und auch wenn die Potsdamer WM-Fahrerinnen Jennifer Cramer und Pauline Bremer noch nicht dabei sein werden, wird die spannende Zeit für Viktoria Schwalm sicherlich schon bei den ersten Trainingseinheiten weitergehen.


Aufrufe: 09.7.2015, 08:00 Uhr
Marc SteinertAutor