2024-04-25T14:35:39.956Z

Allgemeines

Ende der Leidenszeit

FRAUEN: +++ Alsfelderin Viktoria Schwalm will nach langer Verletzungspause mit Potsdam wieder in der Bundesliga angreifen +++

Verlinkte Inhalte

POTSDAM/ALSFELD . „Es geht mir gut und momentan bin ich absolut schmerzfrei. Das ist ein sehr schönes Gefühl“, sagt Viktoria Schwalm gleich zu Beginn. Und dass es ihr aktuell gut geht, ist ihr auch anzuhören.

Was aber alles andere als selbstverständlich ist, hinter der Fußball-Bundesligaspielerin von Turbine Potsdam liegt nämlich ein schwieriges Jahr, das von einer mehr als hartnäckigen Verletzung geprägt war. Doch mit frischem Mut geht die in Alsfeld geborene Offensivspielerin in ihre bereits vierte Bundesligasaison bei den Brandenburgerinnen und möchte ihrem Team in der nahenden Spielzeit mehr helfen können, als es in der letzten möglich war.

Bis dato lag eine absolut atemberaubende Karriere hinter der 19-Jährigen. Erst im Alter von zehn Jahren fing die aus Willingshausen-Zella stammende Schwalm bei der ortsansässigen JSG mit dem Fußballsport an und entwickelte sich in der Jungenmannschaft rasant. Bei der SG Immichenhain/ Ottrau spielte sie kurz darauf auch noch parallel in einer Mädchenmannschaft und zudem in diversen Auswahlteams. Und genau diese Tatsache veranlasste die damals erst 14-Jährige im Jahr 2012 zu einem außergewöhnlichen Schritt: einem Probetraining bei Turbine Potsdam.

„Durch das Training, die Spiele in zwei Mannschaften und den vielen Terminen mit diversen Auswahlteams wurde es zunehmend schwieriger, den Sport und die Schule unter einen Hut zu bringen“, erklärt Schwalm ihre Entscheidung. „Einer meiner Trainer schlug daher vor, es vielleicht einmal mit einem Probetraining zu versuchen. Zumal Turbine Potsdam auch dafür bekannt ist, Sport und Schule erstklassig miteinander zu verbinden.“

Gesagt, getan: Über 400 km von der mittelhessischen Heimat entfernt, spielte Viktoria Schwalm vor und hinterließ wohl einen hervorragenden Eindruck, denn Turbine wollte sie vom Fleck weg für die B-Juniorinnen verpflichten.

Und der Aufstieg setzte sich ebenso kontinuierlich wie rasant fort. Bereits im April 2015 folgte ihr erster Bundesliga-Einsatz, im September des gleichen Jahres dann ihr erster Treffer in der höchsten Spielklasse Deutschlands beim 2:0-Sieg über den SC Freiburg. Auf 17 von 22 möglichen Einsätzen kam die damals 17-Jährige in der Saison 2015/16, ehe sie die Verletzung während der Vorbereitung zur Spielzeit 2016/17 ereilte.

Als sehr extrem hartnäckig erwies sich das Knochenmarksödem, erst im August konnte Schwalm wieder ins Lauftraining einsteigen, war zu diesem Zeitpunkt aber noch guten Mutes, ihrem Team in den nächsten Wochen wieder zur Verfügung stehen zu können. Doch diese Hoffnung sollte sich nicht erfüllen. „Wir dachten eigentlich zu Saisonbeginn, es sei verschwunden. Dann aber kam es wieder zurück, sodass wirklich nur noch eines half: null Belastung. Das war natürlich ein harter Schlag, zumal man nur warten und keine Voraussage treffen kann, wie lange die ganze Geschichte dauern wird“, skizziert Schwalm die schwierige Zeit, die sich bis weit in das laufende Kalenderjahr zog. Bis März konnte sie außer Training für den Oberkörper, die Stabilisation und den Erhalt der Muskulatur nichts tun, erst danach konnte sie ganz langsam ins Mannschaftstraining einsteigen. Als Belohnung für ihre harte Arbeit abseits des Platzes nominierte sie Trainer Matthias Rudolph immerhin für die letzte Saisonpartie gegen den MSV Duisburg Ende Mai, wo der Wirbelwind noch zu einem 45-minütigen Einsatz kam.

Für die kommende Spielzeit, die der Vorjahresdritte Turbine Potsdam am 3. September mit einem Heimspiel gegen den USV Jena eröffnet, hat sich Schwalm einiges vorgenommen, möchte aber nichts überstürzen. Das hat sie aus dem harten letzten Jahr mitgenommen. „Das A und O bleibt, schmerz- und verletzungsfrei zu bleiben, ganz klar. Ich habe bei Testspieleinsätzen schon gemerkt, dass mir die Spielpraxis nach einer solch langen Zeit ohne Partien doch noch fehlt. Und auch unsere Leistungstests haben gezeigt, dass ich noch aufholen muss. Ich werde also weiter hart arbeiten, arbeiten müssen, um möglichst bald wieder eine Option zu sein“, gibt sich die 19-Jährige aber kämpferisch. Und ein lockeres Einspielen dürfte auch in den Testspielen kaum möglich sein. Mit dem Champions-League-Finalisten Paris Saint-Germain, gegen den es am Samstag zur Sache ging, und dem englischen Rekordmeister FC Arsenal Woman am Mittwoch warteten große Kaliber des Frauenfußballs auf Viktoria Schwalm und ihre Teamkameradinnen.

Nachdem die 19-Jährige im Juni ihre Abiturprüfungen erfolgreich abgeschlossen hat, möchte sie sich zunächst ausschließlich auf den Fußball konzentrieren, bevor sie sich Gedanken um ihre weitere berufliche Zukunft macht. „Ich setze mich da nicht unter Druck, werde vielleicht mal Praktikas angehen in Bereichen, die mich interessieren. Aber ganz oben auf der Agenda steht für mich zunächst, wieder für den Bundesligakader eine Option zu sein“, beschreibt Viktoria Schwalm. Dass sie das nach einem Jahr voller Rückschläge und Stunden um Stunden harter Arbeit, die sie abseits ihres geliebten Fußballfeldes verrichten musste, schafft, ist der sympathischen Alsfelderin auf jeden Fall zu wünschen.

Fotos: Archiv



Schwalm bei Wikipedia

Wer kann schon von sich behaupten, einen eigenen Eintrag bei „Wikipedia“ zu haben? Viktoria Schwalm hat es- Hier alle Wikipedia-Infos über die gebürtige Alsfelder Fußballerin.

*

Viktoria Schwalm (* 9. Dezember 1997 in Alsfeld) ist eine deutsche Fußballspielerin. Die Mittelfeldspielerin steht beim 1. FFC Turbine Potsdam unter Vertrag.

Die im mittelhessischen Alsfeld geborene Viktoria Schwalm stammt aus Willingshausen-Zella und begann ihre Karriere erst im Alter von zehn Jahren bei der JSG Willingshausen. Über die SG Immichenhain/Ottrau kam sie im Jahre 2012 zum 1. FFC Turbine Potsdam und spielte zwei Jahre für Turbines B-Jugend in der Bundesliga. In beiden Spielzeiten gewann sie mit ihrer Mannschaft die Meisterschaft in der Staffel Nord/Nordost. 2013 scheiterten die Turbinen im Halbfinale am FC Bayern München, ein Jahr später verloren die Potsdamerinnen das Endspiel gegen den gleichen Gegner. Im Sommer 2014 rückte Schwalm in den Kader der zweiten Mannschaft auf, die in der 2. Bundesliga Nord antritt. Am 19. April 2015 absolvierte sie ihr erstes Bundesligaspiel gegen Bayer 04 Leverkusen und gehört seit der Saison 2015/16 fest zum Kader der ersten Mannschaft.

Schwalm gewann 2013 mit der U-16-Nationalmannschaft den Nordic Cup. Ihr erstes Länderspiel für die U-19-Nationalmannschaft absolvierte Schwalm am 11. Februar 2015 im Freundschaftsspiel gegen Serbien und kam danach zu sechs weiteren Einsätzen für diese Auswahlmannschaft im Rahmen der Qualifikation zur Jahrgangseuropameisterschaft 2016, in denen ihr drei Treffer gelangen.

Aufrufe: 023.8.2017, 23:00 Uhr
Marc O. Steinert (Oberhessische Zeitung)Autor