2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines
Hat Fuß gefasst beim SV Heimstetten: Mohamad Awata (r.)
Hat Fuß gefasst beim SV Heimstetten: Mohamad Awata (r.) – Foto: Dieter Michalek

Mohamad Awata: „Mein ganzes Leben hat sich immer um Fußball gedreht“

Heimstetten wie eine zweite Heimat

Mohamad Awata kam 2016 als Flüchtling von Syrien nach Deutschland. Nach mehreren Stationen in Bayern kehrt der 27-Jährige nun erneut zum SV Heimstetten zurück.

Heimstetten – Die erste Rückkehr des Mohamad Awata nach Heimstetten verlief für ihn wenig erfreulich – und das ist noch vorsichtig ausgedrückt. Am 7. März gastierte der 27-Jährige mit dem FC Schweinfurt im Sportpark des SVH. Es war das erste Regionalligaspiel der Heimstettner in diesem Jahr und zugleich – was damals niemand ahnte – das vorerst letzte bis heute. Völlig überraschend besiegten die Platzherren die Unterfranken mit 2:1, was nicht zuletzt daran lag, dass Awata zweimal frei vor dem Tor gescheitert war.

Christoph Schmitt hatte den Kontakt stets aufrechterhalten

Die zweite Rückkehr des Mohamad Awata nach Heimstetten soll nun unter einem besseren Stern stehen. Nachdem sein Vertrag in Schweinfurt im Sommer nicht verlängert wurde, hat sich der Syrer dem SVH angeschlossen – jenem Klub, für den er bereits in der Rückrunde 2019 auf Torejagd ging. Dessen Trainer Christoph Schmitt habe den Kontakt stets aufrechterhalten, hat Awata in einem Video-Interview von Fussball Vorort/FuPa Oberbayern berichtet. „Er hat mir gesagt, dass die Tür immer offen steht. Ich hatte das Gefühl, dass Heimstetten für mich wie eine zweite Heimat ist.“

Heimat – dieser Begriff bringt einen direkt zur Lebensgeschichte von Mohamad Awata, die sich so anders liest als bei den meisten Amateurkickern. Denn der 1,87 Meter große Stürmer spielte einst in der syrischen Profiliga bei Al-Wahda aus Damaskus – bis der Bürgerkrieg sein Land erschüttert. Bei einem Bombenangriff stirbt seine Mutter, er selbst trägt eigenen Angaben zufolge mehrere Bombensplitter in seinem Körper. 2016 flieht Awata nach Deutschland – über die Balkanroute, 18 Tage lang, mit dem Boot, im Zug, zu Fuß.

Mohamad Awata: Schweinfurt-Entscheidung - Hier wollte er Profi werden

Über Bekannte kommt er hier in Kontakt mit dem früheren Löwen-Coach Daniel Bierofka, darf beim TSV 1860 München vorspielen – und bleiben. Nach 36 Spielen in der Zweiten Mannschaft und zwei Auftritten mit dem Profi-Team, wechselt er im Sommer 2018 zum jordanischen Club Al-Jazeera, ehe er im Jahr darauf nach Deutschland zurückkehrt – und beim SV Heimstetten landet. Dort erzielt er sechs Tore in 15 Spielen und hat maßgeblichen Anteil am Klassenerhalt. In der Folge klopfen mehrere Klubs bei ihm an, und Awata entscheidet sich für Schweinfurt, wo er den Sprung zum Profi schaffen will.

Doch in Unterfranken läuft es nicht wie erhofft: In 17 Partien, in denen er oft nur eingewechselt wird, gelingt ihm kein einziges Tor. Wohl auch deshalb verzichtet der FCS auf eine Vertragsverlängerung, worauf Awata im Sommer bei mehreren Vereinen vorspielt – darunter der FC Augsburg II, Sonnenhof-Großaspach und Rot-Weiß Oberhausen, wie er im Video-Interview erzählt. Doch letztlich landet der 27-Jährige an seiner alten Wirkungsstätte in Heimstetten, wo er ein bekanntes Szenario antrifft: Wie 2019 wird der SVH, sobald die Saison weitergeht, um den Klassenerhalt kämpfen.

„Mein ganzes Leben hat sich immer um Fußball gedreht“

Derweil will sich Mohamad Awata in Heimstetten auch auf ein Leben nach der Fußballerkarriere vorbereiten. Er habe kürzlich den Führerschein bestanden, erzählt er im Interview. Als Nächstes wolle er einen Deutschkurs absolvieren und diesen mit dem B1-Zertifikat abschließen. Und: „Ich möchte den Trainerschein machen“, kündigt Awata an. Denn er sei „nicht der Typ, der acht Stunden im Büro sitzt“. Vielmehr wolle er dem Sport verbunden bleiben. „Mein ganzes Leben hat sich immer um Fußball gedreht“, sagt Awata. „Und deshalb sehe ich auch meine Zukunft im Fußball.“

(PATRIK STÄBLER)

Aufrufe: 010.9.2020, 09:53 Uhr
Münchner Merkur (Nord) / Patrik StäblerAutor