2024-05-02T16:12:49.858Z

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Benedikt Buchinger spielt seit 2017 für den 1. FC Passau - und ist längst nicht mehr irgendein Spieler beim Landesligisten.
Benedikt Buchinger spielt seit 2017 für den 1. FC Passau - und ist längst nicht mehr irgendein Spieler beim Landesligisten. – Foto: Robert Geisler

Vom »Bruder Leichtfuß« zum »Mister Zuverlässig«

Benedikt Buchinger (29) geht beim 1. FC Passau voran - als Abwehrchef, Mensch und Co-Spielertrainer. Der ehemalige Regionalliga-Spieler wirkt wie die Seriösität in Person

Das Telefongespräch mit Benedikt Buchinger erfüllt alle Erwartungen. Mit deutlich zu spürender Zurückhaltung berichtet der 29-Jährige von seiner Karriere. Seine Worte sitzen. Das, was er erzählt, hat Hand und Fuß. Ähnlich wie im Umgang mit den Medien zeigt sich der Spieler des 1. FC Passau auch auf dem Platz. Der Abwehrchef des Landesligisten geht voran - allerdings nicht durch Lautstärke, sondern mit Leistung. Sein Spielstil ist geradlinig, wird oft als humorlos bezeichnet. Und: Der ehemalige Regionalliga-Akteur überzeugt durch ein fast fehlerloses Spiel.

Buchinger wirkt, als würde im Fußball keinen Spaß machen, als wäre der Kampf um das runde Leder eine sehr ernste Angelegenheit für ihn. "Ich bin nicht der extravagante Spieler", weiß er. "Bin ich auf dem Platz, schalte ich in den Wettkampf-Modus um. Dann will ich gewinnen - nicht mehr und nicht weniger." Der Ballsport ist eben seit frühester Kindheit ein zentraler Punkt in seinem Leben. Von klein auf hat der diesem Spiel vieles untergeordnet, wie er betont. Und dennoch unterstreicht er: "Trotzdem ist Fußball ein Hobby, nicht mein Beruf und ein hervorragender Ausgleich zu meiner Tätigkeit als Lehrer."

Im Laufe des Gespräches taut der Grubweger dann langsam aber sicher auf. Er ist gerade von der Schule nach Hause gekommen, bald sind Ferien. Seine Zeit in Waldkraiburg endet, zum neuen Schuljahr wechselt er beruflich nach Deggendorf. Diese Gemengelage sorgt dafür, dass Buchinger sogar mal lachen kann. "Nein, nein, ich gehe nicht zum Lachen in den Keller, wie viele vielleicht glauben", macht er deutlich und schmunzelt. "Man muss mich halt kennen, wie ich bin. Mit mir kann man durchaus auch mal scherzen."

Harte Schule Regionalliga

Als zweikampfstarker Defensivmann mit dem nötigen Tempo und Spielverständnis versteht der Co-Spielertrainer des 1. FC Passau auf dem Rasen nur wenig Gaudi. Er gehört zu denjenigen Spielern, die im Gegensatz zu den Offensivkünstlern, nicht besonders auffallen, aber dennoch einen ungeheuren Wert für die Mannschaft haben. Benedikt Buchinger hält den jungen Laden zusammen, bringt eigentlich immer seine Leistung und ist auch eine wichtige Führungspersönlichkeit beim Südost-Landesligisten.

Seine Spielweise - die sich als geradlinig, seriös, humorlos, fehlerlos beschreiben lässt - ist eine Mischung aus Talent und Erfahrung. Ausgebildet in Grubweg, Straßkirchen und Hutthurm, wo der gebürtige Röhrnbacher oft auch als Sechser auflief, erlebte er seine wohl prägendste Zeit beim SV Schalding-Heining. Mit dem niederbayerischen Aushängeschild schaffte er den Aufstieg von der Bayern- in die Regionalliga und mauserte sich als Jungspund zum unumstrittenen Stamm-Außenverteidiger in der 4. Liga.


"Beim SVS galt die Prämisse: So wenig Fehler machen wie möglich. Das ist mir in Fleisch und Blut übergegangen", erklärt Buchinger - und fügt hinzu: "Das bedeutet aber nicht, auf dem Platz ein Feigling zu sein und keinen Mut zu zeigen. Aber Sicherheit steht einfach im Vordergrund." Aus dem "Bruder Leichtfuß" wurde in der höchsten Amateur-Spielklasse nach und nach der "Mister Zuverlässig". Sowohl die mit dem Alter zunehmende Erfahrung ist der Grund für diese Entwicklung. Aber auch der lernwillige, zielstrebige Charakter von Benedikt Buchinger.

Trainer-Koryphäe Günter Himpsl schätzt seinen Leitwolf so sehr, dass er in zu seinem spielenden Assistenten auserkoren hat. Der 63-Jährige, der seine Nummer 4 oft als besten Verteidiger der Landesliga mit mindestens Regionalliga-Niveau lobt: "Benedikt ist ein Vorbild - als Spieler und als Mensch. Es ist eigentlich nur logisch, dass er als Co-Spielertrainer mehr Verantwortung übernimmt." Lobende Worte, die gerade im Fußballer-Jargon relativ einfach fallen. Die Tatsache, dass der Landesligist extra wegen des unter der Woche nicht anwesenden Buchinger sein Training auf Donnerstag und Freitag gelegt hat, ist der offensichtliche Beweis für die Richtigkeit dieser Aussage.

Eine prägende Zeit: Beim SV Schalding-Heining spielte der Defensivspieler in der Regionalliga.
Eine prägende Zeit: Beim SV Schalding-Heining spielte der Defensivspieler in der Regionalliga. – Foto: Helmut Weiderer


Der Abwehrchef weiß um seine Rolle. Mit seinen 29 Jahren gehört er im Landesliga-Kader des Traditionsvereins bereits zu den Haudegen, zu den Häuptlingen. Von ihm wird praktisch erwartet, dass er junge Spieler wie Tim Dornberger und Thomas Raster führt. "Dazu bin ich gerne bereit. Ich gebe Tipps und die Jungs können sich auch gerne was von mir abschauen." Eben wegen seiner Immunität vor Formschwankungen blicken die Talente auf ihn auf - und er hat zudem auch den Kopf dazu, diese anzuleiten.

Seine Konstanz ist freilich eine herausragende individuelle Qualität, aber auch eine positionsspezifische Fähigkeit. "Defensivspieler sind nicht so vom Momentum abhängig wie Offensivspieler. Das Mentale spielt bei Stürmern eine viel größere Rolle als bei Verteidigern", weiß Buchinger. Er versucht eigentlich während es kompletten Gespräches seine eigenen Leistungen zu schmälern, was für seine Zurückhaltung und Bodenständigkeit spricht. Er versucht, sein Gegenüber von seinen Ansichten zu überzeugen. Aber nicht mit der Brechstange, sondern so, wie man ihn kennt: Geradlinig und seriös.

Aufrufe: 025.7.2020, 12:00 Uhr
Helmut WeigerstorferAutor