Club-Talent Lukas Schleimer: Macht er den Marek Mintal?

Lukas, aktuell rangiert der kleine Club auf Rang 4 der Regionalliga Bayern. Bist Du zufrieden mit dem bisherigen Abschneiden?
Ja - auf jeden Fall. Wir spielen bisher eine super Saison - auch wenn wir immer mal wieder Phasen hatten, in denen es nicht so gut lief. Diese kleinen Negativserien und vor allem die darauffolgenden Kehrtwenden haben uns jedoch noch stärker gemacht.

Nürnberg II wird immer wieder für seinen technisch anspruchsvollen Fußball gelobt. Es gibt aber auch immer wieder bittere Pleiten – wie beispielsweise gegen das damalige Schlusslicht Rain. Ist dieses Auf und Ab ausschließlich mit der Unerfahrenheit des Teams begründet?
Nein, nicht unbedingt. Vor allem die Niederlage gegen Rain hat nichts mit der Unerfahrenheit zu tun. Uns muss klar sein, dass 80 oder 90 Prozent in dieser Spielklasse nicht ausreichen. Gegen das damalige Schlusslicht waren wir vielleicht etwas zu selbstsicher. Aber aus solchen Pleiten lernt man, sie sind wichtig für die Entwicklung des Teams. Und plötzlich schlägt man dann auch ein Topteam wie Schweinfurt.

Was ist für Euch in dieser Saison noch drin? Ist der Zug nach ganze vorne bereits abgefahren?
Wir schauen von Spiel zu Spiel - und wollen natürlich jede Partie gewinnen. In den vier Begegnungen vor der Winterpause wollen wir möglichst viele Punkte holen.

Aus der Not heraus zum Stürmer umgeschult

Kommen wir zu Dir persönlich: Warum und wann bist Du beim Club gelandet?
Daran kann ich mich noch gut erinnern. Wir haben mit der U18-Rheinland-Auswahl in Duisburg gespielt. Wir haben das erste Spiel gegen die Bayernauswahl zwar verloren, ich bin aber dennoch aufgefallen. Dieter Nüssing wurde auf mich aufmerksam. Es folgte ein Probetraining im Winter 2017, in dem ich überzeugen konnte. Und auf einmal war ich Nürnberger.

Bei Dir ist der Knoten geplatzt. Du bist bester Torschütze Deines Teams. Was war ausschlagebend dafür, dass Du plötzlich so treffsicher bist?
Zunächst einmal ist es natürlich schön, wenn ich viele Tore machen kann - zumal ich erst in der U17 aus der Not heraus zum Stürmer umgeschult worden bin. Damals habe ich gleich über 50 Tore in einer Saison gemacht. Ähnlich war es in dieser Saison: Wir hatten im Angriff Personalnot, weshalb mich der Marek Mintal dort einfach aufgestellt hat. Er hat scheinbar alles richtig gemacht. Ich denke, ich kann auf meine bisherigen Leistungen aufbauen.

Welche Rolle spielt dabei Dein Trainer Marek Mintal, ein ausgewiesener Torjäger und früherer Bundesliga-Torschützenkönig?
Natürlich gibt es einem einen extra Push, wenn einem eine derartige Legende das Vertrauen schenkt. Er baut sehr auf mich - und das versuche ich mit Leistungen zurückzuzahlen.

Sprung zu den Profis: "Klar hat man Hoffnungen"

Gibt es aufgrund Deiner starken Leistungen vielleicht sogar schon Zeichen und Signale, dass Du bald bei den Profis in der zweiten Liga ran darfst?
Durchaus. Ich durfte schon das ein oder andere Training mit den Profis bestreiten. Mein Fokus liegt allerdings aktuell auf der U21. Es gilt zunächst einmal, die letzten Spiele vor der Winterpause erfolgreich zu gestalten.

Aber Du liebäugelst mit der 2. Bundesliga, oder?
Klar hat man eine kleine Hoffnung. Aber man muss den Ball flach halten.

Könnte Dir der Trainerwechsel von Damir Canadi zur Marek Mintal in diesem Zusammenhang in die Karten spielen?
Klar, Marek vertraut mir, wie schon vorher erklärt.

Was ist Deiner Meinung nach der größere Sprung. Von Deinem Heimatverein zur Nürnberger Regionalliga-Mannschaft. Oder vom Club II in die 2. Bundesliga?
Das sind zwei verschiedene Paar Schuhe (überlegt). Der Sprung von meinem alten Verein nach Nürnberg war riesig. Aber damals hatte ich nichts zu verlieren. Gott sei Dank konnte ich diese Unbekümmertheit beibehalten.

Gibt es eine Deadline, bis wann Du den Sprung in den Profikader geschafft haben willst?
Nein, überhaupt nicht. Ich möchte mir selber keinen Druck aufbauen. Ich spiele einfach mein Spiel, will der Mannschaft mit meinen Toren und Vorlagen helfen - und dann sehen wir weiter.

"Es zählt nur das Hier und Jetzt"

Immer wieder ist die Rede davon, dass die Ausbildung in den Nachwuchsleistungszentren zwar fachlich hervorragend ist, aber die Persönlichkeit nicht geschult wird. So entstehen ausschließlich gleichförmige Spieler. Ist das tatsächlich so?

Nein, das ist nicht so. Das beste Beispiel ist eben unsere U21: Wir haben eine super Truppe, jedes Training macht unheimlich viel Spaß. Das ist das Jetzt und Hier - und das zählt.

Gibt es im Rückblick irgendwas, das Dir gefehlt hat, weil Du auf die Profischiene aufspringen wolltest?
Nein, überhaupt nicht. Das Rundherum ist einmalig.

(Frage an Dieter Nüssing, der gemeinsam mit Lukas Schleimer zum Interview erschienen ist)

Dieter, wie zufrieden bist Du mit der Entwicklung von Lukas?
Sehr zufrieden. Man darf nicht vergessen, dass Lukas von einem kleinen Verein zu uns gekommen ist und sich sehr schnell akklimatisiert und festgespielt hat. Und ich bin überzeugt: Sein Weg ist noch nicht zu Ende.

Tolle Worte von Deinem Entdecker, Lukas. Abschließende Frage an Dich: Wo endet der von Dieter Nüssing angesprochene Weg?
Ganz klar: Ich will Profifußballer werden. Und bestenfalls mit dem 1. FC Nürnberg in der 1. Bundesliga spielen.

Vielen Dank für das Interview - und weiterhin alles Gute.