2024-05-17T14:19:24.476Z

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– Foto: Sascha Köppen

Niederrheinpokal-Finale: 1. FC Kleve ist bereit für Rot-Weiss Essen

Oberligist 1. FC Kleve trifft am Samstag um 14.45 Uhr im Finale des Niederrheinpokals auf Regionalligist Rot-Weiss Essen. Willi Lippens wird im Stadion sein. Der 74-Jährige spielte in Kleve und Essen. Seine Bindung zu RWE sei aber stärker.

Der Oberligist 1. FC Kleve steht vor einer historischen Partie. Zum ersten Mal in der Geschichte des Vereins stehen die Rot-Blauen am heutigen Samstag im Finale des Niederrheinpokals (14.45 Uhr, live in der ARD, oder im ausführlichen Liveticker von FuPa Niederrhein).

Im Stadion an der Hafenstraße geht es gegen den Regionalligisten Rot-Weiss Essen. „Zwischen uns und Essen liegt ein Zwei-Klassen-Unterschied. In Essen wird unter professionellen Bedingungen gearbeitet“, sagt Umut Akpinar, Trainer des 1. FC Kleve. Seine Vorfreude aber sei riesig: „Rot-Weiss Essen ist eine Top- Mannschaft. Was will man mehr?“

Fans sind beim Pokal-Hit nicht zugelassen. Einer, der dennoch im Stadion sein wird, ist Willi „Ente“ Lippens. „Wenn ich will, komme ich immer ins Stadion rein. Gerade bei so einem besonderen Spiel“, sagt der 74-Jährige. Schließlich wolle der ehemalige Nationalspieler der Niederlande das Aufeinandertreffen seiner Ex-Vereine auf keinen Fall verpassen. „Ich freue mich sehr auf das Finale“, sagt Lippens, der heute in Bottrop lebt.

Willi Lippens wurde in Bedburg-Hau geboren und wuchs in Kleve auf. Schon früh kam er mit dem Fußball in Berührung. „Mein Freund war Dieter Bredick, der Sohn von VfB-Platzwart Ferdi Bredick. Sein Vater ließ die Netze dran, da konnten wir immer auf die Tore ballern. Tag und Nacht haben wir gebolzt“, erinnert sich der dribbelstarke Lippens.

So wurde der linke Flügelstürmer, der seinen Spitznamen „Ente“ seinem charakteristischen Laufstil verdankte, der etwas an den Watschelgang einer Ente erinnerte, fußballerisch beim VfB Kleve ausgebildet. Für die Rot-Weißen kickte er in allen Schüler- und Jugend-Mannschaften. Bis heute erinnere er sich gerne an die legendären Derbys zwischen dem SC Kleve 63 und dem VfB Lohengrin 03 Kleve. „Das waren immer die wichtigsten Tage des Jahres in Kleve“, sagt Lippens.

1965 dann folgte der Wechsel zu Rot-Weiss Essen in die höchste deutsche Liga. Für RWE bestritt er zwischen 1965 und 1981 394 Partien und markierte 209 Treffer. „Rot-Weiss Essen ist meine große Liebe“, sagt er.

Auch für Borussia Dortmund, Dallas Tornado und Rot-Weiß Oberhausen war die Fußball-Legende aktiv. Vor 38 Jahren lief er für Oberhausen letztmalig auf, in der Dritten Liga. Berühmt wurde „Ente“ Lippens auch durch die Umstände seines Platzverweises während eines Regionalliga-Spiels bei Westfalia Herne. Als der Schiedsrichter ihm zurief „Herr Lippens, ich verwarne Ihnen“, anwortete der Linksaußen schlagfertig: „Herr Schiedsrichter, ich danke Sie.“ Daraufhin gab es die Rote Karte.

Seit seinem Karriereende ist Lippens vor allem eines: glühender Anhänger von Rot-Weiss Essen. Immer wieder verschlägt es ihn ins Stadion im Stadtteil Bergeborbeck. In der Getec-Arena des 1. FC Kleve sei er dagegen schon seit Jahren nicht mehr gewesen. Dennoch verfolgt er das Treiben am Bresserberg weiter aus der Ferne: „Der 1. FC Kleve ist immer für eine Überraschung gut. Ich traue ihm auch am Samstag eine Menge zu. Allerdings hat Essen natürlich die besseren Chancen. Unter normalen Umständen kommt RWE weiter“, sagt Willi Lippens. Für ihn wäre eine Partie ohne Fans kein Spaß gewesen. „Ich brauchte die Zuschauer im Rücken. Sie haben mich getragen. Wenn das Stadion voll war, sind mir Dinge eingefallen, an die ich sonst nicht hätte denken konnte“, sagt Lippens.

Zwar habe er eine, so erklärt er, „wunderschöne Jugend“ in Kleve verbracht. „Mein Herz hängt aber mehr an Essen – und das auch im Pokalfinale“, sagt der Sohn eines niederländischen Vaters. In den vergangenen Jahren sei die sportliche Entwicklung von Rot-Weiss Essen meist nicht allzu rosig gewesen. Immer wieder träumte die Führung des Traditionsklubs aus dem Pott vom Aufstieg in die Dritte Liga, noch häufiger holte die bittere Realität die Verantwortlichen ein. Zuletzt schloss der 6000 Mitglieder starke Verein die Saison auf Tabellenplatz drei der Regionalliga West ab. „Das Problem ist, dass es schwierig ist, in der Regionalliga langfristig etwas aufzubauen. Viel zu schnell sind überdurchschnittlich gute Spieler wieder weg. Sobald sie mit einem Berater um die Ecke kommen, ist es fast unmöglich, sie in Essen zu halten“, sagt Lippens.

Allerdings sei Rot-Weiss Essen nun gegen den 1. FC Kleve schon allein deshalb favorisiert, weil das Budget für den Kader von RWE-Trainer Christian Neidhart, der erst vor wenigen Wochen an der Hafenstraße übernahm, deutlich größer sei. „Da sind die Möglichkeiten des 1. FC Kleve natürlich begrenzt“, sagt Lippens. Allerdings waren die Rot-Blauen schon im Halbfinale gegen den Oberligisten 1. FC Bocholt Außenseiter. Dennoch gewann die Mannschaft von Trainer Umut Akpinar mit 4:3 nach Elfmeterschießen. „RWE ist natürlich noch einmal eine andere Nummer als Bocholt im Halbfinale. Am Ende wird es auch auf die Spieltagsform ankommen“, sagt der Klever Trainer.

Personell ist die Situation unverändert. Die Langzeitverletzten Andre Trienenjost und Sebastian van Brakel werden in Essen außen vor sein. In der Innenverteidigung dürfte daher neben Abwehrchef Nedzad Dragovic erneut der gelernte Mittelfeldspieler Tim Haal auflaufen. Er überzeugte am Dienstagabend im Halbfinale. Linksverteidiger Sezai Kezer klagte nach der Begegnung gegen Bocholt über Schmerzen am Fuß. Er dürfte aber wieder einsatzbereit sein, wenn der 1. FC Kleve um den Einzug in die erste Hauptrunde des DFB-Pokals kämpft. Dort würde dann der Bundesligist Arminia Bielefeld warten. Und als nette Belohnung für einen Coup bei RWE würde es eine Einnahme in sechsstelliger Höhe geben.

Aufrufe: 021.8.2020, 23:00 Uhr
RP / Maarten OversteegenAutor