2024-05-10T08:19:16.237Z

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2017 unterlag Schott Mainz beim TSV Gau-Odernheim. Durch den Sieg über Schott verdiente sich der TSV (blau, Keeper in weiß) die Partie gegen den 1. FCK.
2017 unterlag Schott Mainz beim TSV Gau-Odernheim. Durch den Sieg über Schott verdiente sich der TSV (blau, Keeper in weiß) die Partie gegen den 1. FCK. – Foto: Archivfotos: BK/Schmitz, BK/Selak, Luge.

Gau-Odernheim: "Das war ein Überlebenskampf"

Vorm Pokal-Hit am Mittwoch gegen Schott werden beim TSV Gau-Odernheim Erinnerungen wach

Gau-Odernheim. Die Erinnerungen wirken frisch. TSV Gau-Odernheim gegen TSV Schott Mainz, Verbandsligist gegen frisch aus der Viertklassigkeit zurückgekehrten Oberligisten, Verbandspokal. 2:0-Führung des Underdogs, viel Druck vom Favoriten, später Ausgleich, zittrige Verlängerung, gewonnenes Elfmeterschießen. Sensation wäre zu viel gesagt, aber die faustdicke Überraschung war perfekt vor rund vier Jahren. „Ich habe beide Bälle gehalten“, erinnert sich Daniel Diel an die Fehlschüsse der Mainzer Mladenovic und Schlosser. Raphael Assibey-Mensah, inzwischen Drittliga-Stürmer in Zwickau, „hat mich verladen“, erzählt der TSV-Torwart. Doch dann traf Simon Bumb zum 4:2, besorgte die Entscheidung.

Wiedersehen mit halbem Dutzend Spieler

Von den Schützen ist nur noch Nicklas Schlosser mit dabei, wenn am Mittwoch (19.30 Uhr) im Viertelfinale die Neuauflage am Petersberg ansteht. Mit einem halben Dutzend Schott-Spieler des 17. Oktober 2018 könnte es ein Wiedersehen geben. Und mit Keeper Diel, natürlich. „Damals hatten wir eine körperlich sehr starke Mannschaft“, nennt Diel Namen wie Schapfel oder Schittenhelm, „wir haben sehr lange sehr gut verteidigt. Die Verlängerung war ein Überlebenskampf. Aber wir waren gut drauf.“ Erst gegen den FCK (0:4) endete die Pokal-Reise.

Die Mainzer mussten sich damals nach dem Abstieg neu sortieren, Trainer Sascha Meeth rotierte im Pokal, der erst vorige Saison Priorität erhielt – und prompt gewonnen wurde. „Auf eine erneute DFB-Pokal-Teilnahme haben unsere Jungs richtig Bock“, sagt Meeths Nachfolger Aydin Ay, der seine Eins-A-Formation stellen wird. „Wir treffen auf das Nonplusultra im Südwesten, da muss schon alles passen“, betont Gau-Odernheims Chefcoach Christoph Hartmüller, „aber was uns angeht, liegt das Momentum bei uns.“

Zweitbester Verbandsliga-Sturm gegen besten Oberliga-Angriff

Der zweitbeste Verbandsliga-Angriff empfängt den besten Oberliga-Sturm, beide Clubs sind nur ein Spiel von der Spitze entfernt. Doch während die Petersberg-Elf die große Überraschung ist, galten die Mainzer vorneweg als Favorit. „Wir haben einen Lauf, aber dann hat Schott erst recht einen“, sagt TSV-Coach Christoph Hartmüller, der gar nicht recht weiß, wovor er seine Spieler zuerst warnen soll. Die Wucht von Ex-Zweitliga-Stürmer Pierre Merkel, die famose Schusstechnik des Oberliga-Toptorjägers Johannes Gansmann, das Tempo von Flügelstürmer Silas Schwarz, die Ballbehandlung des Spielmachers Etienne Portmann, die Dribbelstärke eines Edis Sinanovic?

Der 26-Jährige besorgte vor vier Jahren das Anschlusstor, ehe Schlosser ausglich. „Das ist wohl der kleinste Platz, auf dem ich je gespielt habe“, sagt Sinanovic, „das war gewöhnungsbedürftig. Gau-Odernheim kennt sich da aus, kam direkt gut ins Spiel, die Zuschauer sind ganz dicht dran, feuern den Underdog an. Aber ich denke, wir sind gut vorbereitet.“ Das zeigte auch der 2:1-Sieg im Achtelfinale in Baumholder, beim Gau-Odernheimer Tabellennachbarn. „Das Spiel haben wir gut angenommen, die Basics gezeigt“, sagt Sinanovic, „darauf wird es wieder ankommen. Den Pokal zu gewinnen, ist unser Ziel.“

Enge Räume mit schnellen Kombinationen zu durchqueren und ein extrem aggressives Gegenpressing sind zwei der Steckenpferde der Mainzer, die auf dem kleinen Kunstrasen besonders zum Tragen kommen könnten. „Der Platz in Ahrweiler ist ähnlich schmal, und da haben wir komplett dominiert“, lässt Ay keine Ausreden zu. Gau-Odernheim werde aggressiv anlaufen, aber auch das kenne sein Team. „Wir gehen nicht extra woanders hin zum Trainieren. Wenn wir unser Spiel auf den Platz bringen, können wir unseren Plan binnen 90 Minuten umsetzen.“ Und wenn nicht? Gibt es vielleicht wieder Elfmeterschießen.

„Würde ich nehmen, ich habe als Trainer alle gewonnen“, grinst Hartmüller. Trainiert wird das nicht, der Coach vertraut auf seine Schützen und seinen Keeper. „Ich mache das nach Gefühl“, sagt Diel. Sich explizit auf Schützen vorzubereiten, sei im Amateurfußball kaum möglich. „Bei den letzten beiden gehaltenen Elfmetern in der Liga war ich auch nicht vorbereitet.“ Zuletzt gegen Basara Mainz (3:1) gelang es wieder, eine enorme Offensiv-Wucht zu entwickeln. „Ich habe das Gefühl, wir haben uns da eingegroovt“, sagt Diel.

Das mag auch an der Ausnahme-Form von Stürmer Fabio Moreno Fell liegen, der seine Kollegen mitzieht. Und zum Kreis der drei, vier Unverzichtbaren zählt, die von Hartmüllers Rotation ausgenommen sind. Leon Robinson und Karim Mathis sind berufsbedingt unabkömmlich. „Wir müssen das Publikum mitnehmen, jede Rettungstat feiern und alle geil darauf sein, ein überragendes Spiel zu machen“, sagt Diel. Die Vorfreude? „Brutal.“



Aufrufe: 08.11.2022, 15:00 Uhr
Torben SchröderAutor