2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
Dirk Willems, aktuell noch als Trainer bei der 1. Mannschaft des TSV Zornheim tätig, beendet seine Trainerkarriere und wird zukünftig den Platz auf den Zuschauerrängen einnehmen.
Dirk Willems, aktuell noch als Trainer bei der 1. Mannschaft des TSV Zornheim tätig, beendet seine Trainerkarriere und wird zukünftig den Platz auf den Zuschauerrängen einnehmen. – Foto: Mike Dornhöfer

»Wunsch nach Unabhängigkeit«

Warum Armsheims und Schornsheims Ex-Trainer Dirk Willems dem Fußball den Rücken kehrt

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Mainz. Mit Dirk Willems steigt einer der bekanntesten Fußball-Trainer Rheinhessens zum Ende des Jahres aus. Der Ex-Coach vom TSV Schornsheim und des TSV Armsheim, derzeit in Diensten des TSV Zornheim, freut sich auf ein Leben mit weniger Verpflichtungen. Und möchte andererseits die vielen schönen Erlebnisse aus seiner 30-jährigen Trainerkarriere nicht missen.

Herr Willems, Sie steigen als Trainer aus. Warum?

Weil ich zu der Auffassung gelangte, dass es der richtige Zeitpunkt ist. Der Entschluss ist gereift. Und er beruht auf der Erkenntnis, dass ich mich im Lauf der Jahre verändert habe, dass sich das Fußballumfeld im Allgemeinen verändert hat und dass ich Dinge anders sehe, als das andere sehen.

Das klingt kompliziert ...

Nehmen wir ein Beispiel: Ich bin mit der Einstellung der 70er-, 80er-Jahre im Fußball aufgewachsen. Da war es üblich, dass man seinen Urlaub nicht während der Spielzeit nimmt. In Zornheim, wahrscheinlich wie in anderen Amateurvereinen auch, ist diese Prämisse nicht mehr gültig. Die Spieler terminieren ihre Urlaube nach anderen Kriterien als Fußball.Nicht missverstehen: Ich nehme das niemandem übel. Ich gönne auch jedem diese Freizeit. Aber es ist eine Veränderung, die ich feststelle. Und sie macht es schwer, meinem ehrgeizigen Naturell gerecht werden. Ich möchte Erfolg. Hinzu kommt, dass ich vor einer dreimonatigen Winterpause zurücktrete.

Was heißt das?

Ich würde nie meinen Verein oder meine Spieler im Stich lassen. Soll heißen: Wäre die Pause nur sechs Wochen, hätte ich meinen Entschluss auf den Sommer verlegt. Aber die Winterpause ist lang genug, dass sich der neue Trainer an die Spieler gewöhnen kann und sich die Spieler an den neuen Trainer gewöhnen können. Darüber hinaus habe ich den TSV Zornheim ausreichend vorher informiert, damit er einen Nachfolger finden kann.

Sie helfen dabei?

Nein. Da mische ich mich nicht mehr ein.

Und ihr Abschied ist ein endgültiger Abschied von der Fußball-Bühne?

Stand heute ist es endgültig. Aber ich weiß auch, dass man nie nie sagen soll. Fakt ist aber, dass ich mich auf ein Leben mit weniger Verpflichtungen freue. Ich habe über drei Jahrzehnte gerne nach dem Rhythmus gelebt, den der Fußball, meine Vereine und die Spielpläne vorgaben. Ich fand es toll, weil ich phasenweise bei Fontana Finthen mit meinen heranwachsenden Söhnen etwas gemeinsam unternehmen konnte. Überhaupt hat mir der Fußball viele schöne Erlebnisse geschenkt. Aber ich möchte auch mal andere Dinge machen können, die mir wichtig sind.

Sie betreuten sieben Jahre lang den TSV Schornsheim, führten ihn aus der A-Klasse in die Bezirksliga. Bereuten Sie irgendwann mal, ihn verlassen zu haben?

Nein. Der Entschluss war wohl überlegt. Wir hatten tolle und erfolgreiche Jahre in Schornsheim. Aber ich fragte mich, was soll das achte Jahr noch bringen? Ich spürte, die Zeit für den Abschied ist gekommen.

Wie kam das zum Ausdruck?

Das sind viele Faktoren. Zum Beispiel, dass Dir das, was Dir anfangs leicht gefallen ist, Trainings- oder Wettkampfvorbereitung etwa, schwerfällt. Oder wenn Du merkst, die Spieler haben die Distanz verloren. Wenn man über mehrere Jahre zusammenarbeitet, entwickelt sich ein freundschaftliches Verhältnis. Dem steht die Arbeitsebene im Fußball gegenüber. Wenn man spürt, dass die Spieler das nicht mehr voneinander trennen können, ist es Zeit, nachzudenken.

Trotzdem: Sieben Jahre sind eine lange Zeit ...

Ja, aber ich bewundere auch Timo Schmidt von der TSG Bretzenheim. Der arbeitet seit 14 Jahren beim gleichen Verein. In der Regel aber, das ist meine Erfahrung, sind solche Beziehungen nach zwei, drei Jahren abgenutzt. Das heißt nicht, dass man das Verhältnis danach abbrechen muss. Ich habe heute noch gute Kontakte zu den Vereinen, bei denen ich Trainer war. Und zu vielen Spielern.

In Armsheim stiegen Sie tatsächlich nach zwei Jahren aus?

Ja. Der TSV ist ein Amateurverein im besten Sinn. Da spielten wir erst Fußball und danach saßen wir alle zusammen. Es wurde gegrillt, die Kinder tollten auf dem Fußballfeld. Es war eine tolle Zeit, aber auf Dauer nicht meine Welt. Von der Ausrichtung her, das war klar, würden die Armsheimer kaum aus der A-Klasse rauskommen, was sie ja auch nicht unbedingt anstrebten. Ich hatte einen anderen Anspruch an mich. Das wäre auf Dauer schwer vereinbar gewesen – für beide Seiten.

Wird man Sie in 2020 bei Meisterschaftsspielen in Armsheim oder Schornsheim als Gast begrüßen können? Die Zeit haben Sie dann ja?

Nicht nur dort. Auch in Dexheim, wo mit Eric Ohler ein ganz lieber Trainer ist. Man wird mich aber auch mal beim Minigolf sehen, wenn ein Spieltag ist. Oder bei den Handballern der SG Saulheim. Ich freue mich drauf, wenn ich mal mein Wochenende so gestalten kann, wie ich möchte.


Zur Person

Dirk Willems ist Inhaber des B-Scheins- Der Finther trainiert seit 30 Jahren Fußball-Mannschaften. Seine Trainerlaufbahn startete der Vermessungstechniker beim Heimatverein Fontana. Außerdem engagierte sich Fußball-Enthusiast beim TSV Schornsheim, dem TSV Armsheim und dem TSV Zornheim.

Aufrufe: 012.10.2019, 12:00 Uhr
Claus RosenbergAutor