Ein großer Fehler wäre jetzt, unüberlegte und völlig ungerechtfertigte teaminterne Schuldzuweisungen vorzunehmen, die das Kollektiv entscheidend schwächen und in jedem Fall beeinträchtigen könnten. Nur über eine unentgeltliche und überzeugende mannschaftliche Geschlossenheit kann der Karren nun aus dem Dreck gezogen werden. Denn an der Pleite trägt das Team unabhängig von vereinzelten individuellen Aussetzern den größten Anteil. Von Kampfgeist, aufopferungsvollem Verhalten und Leidenschaft keine Spur. Blutleer, unkonzentriert und nicht ausreichend gedankenschnell ist da schon trefflicher.
Auf die Wittlaerer wartet in der kommenden Woche folglich eine ganze Menge Arbeit, die verlässlich verrichtet werden muss, um das große Ziel Klassenerhalt erreichen zu können. Auch die richtige Einstellung – in der vergangenen Saison bis auf wenige Ausnahmen eigentlich ein großer Vorteil der Krewet-Truppe – sollte aufpoliert oder zumindest wieder gerade gebogen werden.
Und doch strahlen die Lichter am Grenzweg noch in voller Pracht. Denn gerade die gestrigen Anfangsminuten machen Mut. Um unmittelbar die Linie zu finden, bedurfte es keiner großen Eingewöhnungszeit, auch die Körpersprache wirkte vielversprechend. Und zu diesem Zeitpunkt war auch die Batterie mit dem Etikett „Einsatzbereitschaft“ noch bis zum Anschlag gefüllt. Unbelohnt blieb das nicht. Bereits nach zwei Minuten brachte Angreifer Nico Pesch, der von Philipp Kuschel mit einem feinen Pass in Szene gebracht worden war, die Wittlaerer mit 1:0 in Führung. Der Jubel war groß – und rief Erinnerungen an den Sieg über Tusa hervor.
Womöglich der Knackpunkt. Denn nach einer guten Kopfballchance von Pesch, die er allerdings ungenutzt ließ, riss ein Großteil der Fäden. Die defensive Grundordnung passte nicht mehr richtig, und schon fiel der Ausgleich. Mit reichlich Tempo setzte sich SCU-Akteur Hendrik Mertes auf der linken Außenbahn durch und ließ Felix Kramberg im Tor der Gäste aus dem Düsseldorfer Norden keine Abwehrchance. Wenig später durfte letzterer sein ganzes Können präsentieren und rettete sein Team mit einer meisterlichen Parade vor dem Rückstand. Dass zunächst Henrik Pechan auf der Gegenseite eine gute Gelegenheit ausließ und auch Jonas Surmund mit seinem Abschluss nicht traf, passte ins Bild.
Bis auf wenige Ausnahmen setzte sich das auch in der zweiten Hälfte fort. Zu hinreichendem Pech im Torabschluss gesellte sich mangelndes Selbstbewusstsein und eine ungewöhnlich schwache Zweikampfquote. Nach vorgenommener Präsenz und beachtlicher Härte in den Duellen konnte, wer wollte, lange suchen. Und so kam es, wie es kommen musste: Eine Unstimmigkeit zwischen TVK-Abwehrchef Florian Platzek und Keeper Kramberg nutzte erneut Mertes und schob den Ball zur vielumjubelten 2:1-Führung der Unterbacher in die Maschen.
Der Traum von der direkten Leistungsklassen-Qualifikation war ausgeträumt, weil auch die Schlussoffensive nichts Zählbares brachte. Nun liegt es an Trainer Dirk Krewet, die Köpfe der Spieler bis zur richtungsweisenden Partie am Sonntag wieder aufzurichten. Innenverteidiger Moritz Kuhl jedenfalls wird fehlen. Und das macht die Sache ganz bestimmt nicht leichter.