SV D/A zieht das ganz große Los

DFB-Präsident Reinhard Grindel macht es bei der Auslosung in Malente spannend. Der Rotenburger kennt Drochtersen und lobt zunächst die leckere Bratwurst im Kehdinger Stadion, bevor er zum Punkt kommt. Grindel öffnet die Kugel mit dem Namen des D/A-Gegners. Es ist Gladbach, die Art Traditionsclub, den sich in Drochtersen alle gewünscht haben, ein potenzieller Champions League-Teilnehmer, zuletzt Vierter in der Meisterschaft, gespickt mit Weltklasse-Spielern wie Ibrahima Traoré, Raffael und Mahmoud Dahoud. Im Vereinsheim in Drochtersen bricht der Jubel aus. Trainer Enrico Maaßen springt von seinem Stuhl auf und reckt die Arme in die Höhe.

"Das ist ein Traumlos", sagt Maaßen. Das werde ein fantastisches Erlebnis für alle. Ein Spiel gegen ein Spitzenteam. Das passe zur vergangenen Saison von D/A. Der Aufsteiger hat sich als Vierter der Regionalliga und als Landespokalsieger das Glück erarbeitet.

Gut eine halbe Stunde vor der Auslosung im Rahmen der ARD-Sendung "Beckmanns Sportschule" ist Maaßen noch entspannt. Sein Puls liege bei 60 - höchstens. Sagt er. Mehr als verdoppelt hat sich die Frequenz sehr wahrscheinlich bei der Bekanntgabe. Ganz selig schaut sich Maaßen dann den Rest der Show an. Einmal brandet noch Jubel auf im Vereinsheim, aus Schadenfreude. Als die Eintracht aus Norderstedt die SpVgg Greuther Fürth zugelost bekommt, erinnern sich die Drochterser daran, dass sich Ligarivale Norderstedt nicht gerade erkenntlich zeigte, als es um eine Spielverlegung ging.

D/A-Präsident Rigo Gooßen und Kapitän Sören Behrmann sind bei der Show in Malente live dabei. "Das Los ist der Hammer. Das wird eine Riesengaudi", sagt Gooßen unmittelbar nach der Auslosung in der ARD. Der Präsident hält mit Reinhard Grindel nach der Sendung einen Plausch. Grindel wolle versuchen, das Spiel in Drochtersen zu verfolgen. Nicht nur wegen der leckeren Bratwurst. Sören Behrmann ist schier aus dem Häuschen. "Von den kleinen Clubs haben wir das beste Los gezogen", sagt er. Behrmann registriert auf der nächtlichen Rückfahrt nach Drochtersen 350 Nachrichten auf seinem Handy. Darunter sind Gratulanten und Menschen, die bereits jetzt Karten vorbestellen wollen.

Am Sonntag kommen die ersten Reaktionen aus Mönchengladbach. Der Sportdirektor des fünfmaligen deutschen Meisters, dreimaligen Pokalsiegers und zweifachen Europapokalgewinners, Max Erberl, wird auf der Internetseite der Borussia so zitiert: "Das ist ein schönes Los. Wir freuen uns auf unseren Gegner. Diese Duelle Klein gegen Groß sind es doch, die den Pokal-Wettbewerb ausmachen." Ein Freundschaftsspiel hat D/A am 28. Juli 1992 gegen Gladbach mit 1:13 verloren. Für das Starensemble trafen Karlheinz Pflipsen, Martin Max, Holger Fach, Bachirou Salou, Peter Wynhoff, Hans-Jörg Criens und Christian Hochstätter. Das D/A-Tor erzielte Torwart Andreas Heinsohn in der Schlussphase der Begegnung per Strafstoß. Heinsohn gehört heute zum Betreuerstab der Kehdinger.

Die Pokalhistorie zeigt, dass sich bereits namhafte Mannschaften bei den vermeintlich kleinen Vereinen bis auf die Knochen blamiert haben. Viertligist Carl Zeiss Jena schaffte das Kunststück beim 3:2 gegen den HSV im vergangenen Jahr. Und auch in Drochtersen gibt sich niemand schon vor dem Anpfiff geschlagen. "Wir gehen nicht rein und sagen, wir werden das Spiel verlieren", sagt D/A-Kapitän Sören Behrmann.

D/A-Präsident Rigo Gooßen bleibt dabei: „Wir setzen alles daran, dass das Pokalspiel im Kehdinger Stadion stattfinden kann.“ Am Donnerstag reisen Gooßen und Andreas Heinsohn zu einem DFB-Workshop nach Frankfurt, um die Eckdaten zu erfahren. D/A muss die Auflagen des DFB abwarten.

Die erste Hauptrunde geht von Freitag, 19., bis Montag, 22. August, über die Bühne.