2024-06-14T06:55:53.576Z

Interview
Gibt die Richtung vor: Gerhard Hildmann ist seit Saisonbeginn Trainer des FC Ehekirchen und belegt mit seiner Mannschaft den achten Platz in der Landesliga Südwest.
Gibt die Richtung vor: Gerhard Hildmann ist seit Saisonbeginn Trainer des FC Ehekirchen und belegt mit seiner Mannschaft den achten Platz in der Landesliga Südwest. – Foto: Daniel Worsch

„Selbstverständlich bin ich skeptisch“

Gerhard Hildmann belegt mit dem FC Ehekirchen mit 30 Punkten Platz acht in der Landesliga +++ Der Trainer spricht über die Gründe für den überraschenden Erfolg und seine Zukunft beim Verein, die noch nicht geklärt ist

Die Voraussetzungen für den FC Ehekirchen waren i mSommer nicht günstig. Obwohl der Wiederaufstieg in die Landesliga Südwest bereits feststand, stand der Klub ohne Trainer da. Dann übernahm Gerhard Hildmann, musste mit dem Handicap eines klassischen Fehlstarts fertig werden und kann trotzdem noch auf eine durchaus erfolgreiche Herbstserie zurückblicken.

Gerhard Hildmann, was hätten Sie vor der Saison geantwortet, wenn Ihnen jemand prophezeit hätte, dass der FC Ehekirchen mit 30 Punkten in die Winterpause der Landesliga geht?

Hildmann: Ich hätte gesagt, dass er ein notorischer Optimist ist. Es war nicht zu erwarten, dass wir bereits 30 Punkte haben. Das ist zwar schön, stellt aber nur eine Grundlage dar, mehr auch nicht.

Demnach sind Sie kein Optimist...

Hildmann: Ich bin eher Realist. Wir sind als Aufsteiger in die Saison gegangen, uns haben zwei der besten Spieler verlassen und wir haben 30 Punkte geholt. Wenn ich das vorher gesagt hätte, hätte mich jeder dumm angeschaut.

Also sind Sie in Sachen Klassenerhalt noch skeptisch...

Hildmann: Selbstverständlich bin ich skeptisch. Mit 30 Punkten ist noch keiner dringeblieben. Zehn Punkte brauchen wir mindestens noch, um die Relegation zu vermeiden.

Zum Abschluss verlor der FC Ehekirchen mit 0:6 beim FC Garmisch-Partenkirchen. War dieses Spiel eine Art Weckruf?

Hildmann: Ich habe meiner Mannschaft direkt gesagt, dass so etwas passiert, wenn sie nicht zu 100 Prozent konzentriert ist. Natürlich hatten wir personelle Probleme. Fest steht aber auch, dass wir immer alles in die Spiele reinhauen müssen. Sonst holen wir nichts.

Auf was wird es in der restlichen Saison ankommen?

Hildmann: Zum einen auf die Disziplin. Wenn alle ihre Aufgaben erfüllen und zweikampfstark sind, dann wird es schwer, uns zu schlagen. Wenn wir unsere Tugenden nicht abrufen, ist es allerdings schwer, zu gewinnen.

Wie ist es gelungen, Michael Panknin, der nicht immer zur Verfügung steht, und Fabian Scharbatke, der 31 Tore zum Aufstieg beigetragen hat, zu ersetzen?

Hildmann: Eins zu Eins kann man so etwas nicht kompensieren. Dies lässt sich nur mit einer top Mannschaftsleistung auffangen. Nach einer gewissen Anlaufzeit haben wir es in den Griff bekommen.

Die Anlaufzeit hat sieben Spieltage gedauert. Zu diesem Zeitpunkt hatten Sie magere zwei Punkte auf dem Konto. Kamen bei Ihnen damals Zweifel auf?

Hildmann: Nein, Zweifel hatte ich nicht, weil der Rückstand nicht allzu groß war und es uns gelungen ist, gegen die Spitzenteams Sonthofen und VfR Neuburg zu punkten. Dennoch standen wir unter Druck und haben einige Dinge geändert. Dann hatten wir das erste Erfolgserlebnis und das nötige Glück kam dazu.

Welche Änderungen meinen Sie?

Hildmann: Wir haben mehr Wert auf unser Anlaufverhalten, die Laufwege, den Abstand zwischen den Ketten und Positionierungen gelegt. Alles Dinge, an denen wir akribisch Woche für Woche in den Trainingseinheiten gearbeitet haben. Irgendwann hat die Arbeit gefruchtet.

Dazu braucht man Spieler, die die Vorgaben umsetzen können...

Hildmann: In der Landesliga erwarte ich von jedem Spieler fußballtaktisches Verständnis. Unsere Spieler haben es.

Es fällt auf, dass bei Ihnen junge Spieler wie Jakob Schaller und Gabriel Hasenbichler, die gerade aus der Jugend gekommen sind, viel Spielzeit erhalten. Entwickeln Sie gerne junge Spieler weiter?

Hildmann: Zunächst einmal gibt es für mich nicht jung und alt, sondern nur gut und schlecht. Ich habe früher und auch heute noch Jugendmannschaften trainiert, etwa Anfang der 2000er gemeinsam mit Heiner Schuhmann die A-Jugend des FC Augsburg. Auch jetzt bin ich noch Stützpunkttrainer in Augsburg. Junge Spieler sind eher formbar als alte Haudegen.

Sind in der Winterpause Veränderungen im Kader geplant?

Hildmann: Geplant ist nichts. Aber wir halten die Augen offen. Wir müssen etwa schauen, wie es bei Maxi Schmidt weitergeht, der zum dritten Mal an der Leiste operiert werden musste. Er ist mit seiner Geschwindigkeit ein wichtiger Spieler, ein längerer Ausfall wäre bitter für uns. Wenn sich also in Sachen Neuzugang etwas auftäte und ein Spieler sich vorstellen kann, nach Ehekirchen zu kommen, käme das in Frage.

Sie haben in den vergangenen Jahren Stadtvereine wie den TSV Neusäß und den TSV Gersthofen trainiert. Gibt es einen Unterschied, in einem kleineren Verein wie dem FC Ehekirchen zu arbeiten?

Hildmann: Ja, es sind Unterschiede vorhanden. Auf dem „Dorf“ ist die Identifikation mit dem Verein größer. Nach den Trainingseinheiten oder den Spielen sitzt man im Sportheim zusammen, was bei Stadtvereinen nicht immer der Fall ist. Entscheidend sind letztendlich die Leute, die im Verein tätig sind. Beim FC Ehekirchen hatte ich nach den Gesprächen mit den Abteilungsleitern Simon Schmaus und Markus Bissinger direkt ein gutes Gefühl und das ist bis heute geblieben. Sonst hätte ich es nicht gemacht. Denn ich war nicht auf der Suche nach einem Trainerjob und hatte zuvor alles abgesagt.

Wäre der Klassenerhalt mit Ehekirchen ein sehr hoch einzuschätzender Erfolg in Ihrer Trainerkarriere?

Hildmann: Das wäre hoch einzuschätzen. Definitiv. Es gab gute Bekannte, die im Sommer zu mir gesagt haben, dass es mit dieser Mannschaft schwierig wird, in der Landesliga zu bleiben. Ich habe gesagt, dass wir das sehen werden. Der Klassenerhalt wäre also ein sehr schöner Erfolg.

Kommen wir noch zu Ihnen persönlich. Können Sie sich vorstellen, über diese Saison hinaus Trainer beim FC Ehekirchen zu bleiben?

Hildmann: Da reden wir über ungelegte Eier. Ich bin im Sommer eingesprungen, nachdem in Ehekirchen Michael Panknin aufgehört und Dominik Reinhardt trotz Zusage wieder abgesagt hat. Wir haben gesagt, wir machen diese Saison, dann sehen wir weiter. Noch haben keine Gespräche stattgefunden. Ich wäre überhaupt nicht traurig, wenn ich nächstes Jahr keine Mannschaft mehr trainiere. Ich bin in meinem Alter nicht auf der Suche. So eine Saison strengt enorm an. Ich bin ausgelaugt nach diesem halben Jahr. Wenn der Verein unbedingt will, dass ich weitermache, wird man einen Weg finden. Wenn der Verein eine andere Konstellation findet, bin ich auch nicht böse.

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Aufrufe: 08.12.2019, 08:34 Uhr
Neuburger Rundschau / Benjamin SigmundAutor