2024-05-23T12:47:39.813Z

Analyse
Es ist kalt geworden am Lohwald. Doch der neue Trainer Karlheinz Pecher und sportlicher Leiter Günther Hausmann (von rechts) wollen Schlusslicht TSV Neusäß zumindest wieder aus der Schockstarre führen.	 F.: Oliver Reiser
Es ist kalt geworden am Lohwald. Doch der neue Trainer Karlheinz Pecher und sportlicher Leiter Günther Hausmann (von rechts) wollen Schlusslicht TSV Neusäß zumindest wieder aus der Schockstarre führen. F.: Oliver Reiser

Raus aus der Schockstarre!

Der neue Trainer Karlheinz Pecher sieht seine Aufgabe beim abgeschlagenen Schlusslicht TSV Neusäß nicht als Himmelfahrtskommando

Gibt es überhaupt noch Hoffnung auf den Klassenerhalt? Das ist die große Frage, die sich Spieler und Verantwortliche beim TSV Neusäß stellen. Schließlich steht das Team nach einer verkorksten Herbstrunde auf dem letzten Tabellenplatz.

Soll & Haben

Eine Herbstsaison zum vergessen hat der TSV Neusäß auf den Rasen gelegt! Lediglich acht Punkte konnten in den bisherigen 19 Spielen in der neuen Umgebung der Bezirksliga Süd ergattert werden. Nur zwei Siege und zwei Unentschieden stehen zu Buche. Zu einem von vielen Abgängen ausgedünnten Kader kam eine beispiellose Verletzungsserie. Der Tiefpunkt schien mit der 0:7-Heimschlappe gegen den FC Kempten erreicht, als anschließend Trainer Helmut Riedl zurücktrat. Doch es kam noch schlimmer: Eine Woche später erlebte man ein 0:8-Debakel beim TSV Babenhausen. Vor allem im Angriff waren die Lohwaldkicker an harmlosigkeit kaum zu übertreffen. Lediglich 14 Tore konnte man bejubeln. Dafür schlug es im eigenen Kasten 54 Mal ein.

Coach & Co.

Trainer Karlheinz Pecher, der in der Winterpause das Ruder übernommen hat, will sich nicht mit der Vergangenheit beschäftigen. Für ihn zählt nur die Zukunft. Als Himmelfahrtskommando sieht er seine Aufgabe nicht: „Ich jammere nicht rum. In der momentanen Situation können wir nur gewinnen.“ Dazu will er die Verunsicherung aus der Mannschaft heraus bekommen und die Freude am Fußball zurückbringen. Die fehlte ihm selbst zuletzt beim TSV Leitershofen: „Bei den Spielern standen andere Dinge im Vordergrund“, ist ihm der Geduldsfaden gerissen. Pecher, in dessen Trainervita die Vereine TSV Bobingen, TSV Göggingen, SC Bubesheim oder FC Königsbrunn stehen, bezeichnet sich selbst als „süchtig nach diesem Sport“. Deshalb habe er auch zugesagt, als ihn Günther Hausmann angerufen hatte. Pecher: „Eigentlich wollte ich ja nichts mehr machen, aber Neusäß hat mich schon immer beeindruckt. Hier findet man beste Bedingungen, ganz egal, ob es der Kunstrasen oder die Betreuung der Spieler ist. Karl Lenz verwöhnt die Jungs ja wirklich.“ Neben dem Kult-Betreuer werden ihm Erwin Er als Co-Trainer und Alex Mayer als Torwarttrainer zur Seite stehen.

Hin & weg

„Aufgrund des nicht gerade attraktiven Tabellenplatzes war es nicht einfach Verstärkungen für unsere Elf zu finden“, formuliert Günther Hausmann die Suche nach Neuzugängen. Im Gegenteil: Mit dem Abgängen von Damjan Canovic, Yunus Özkan (beide SV Türkgücü Königsbrunn), Vahidin Vojic (TSV Göggingen), Clemens Schneider (TSV Welden), Ahmed Karaca (TSG Hochzoll) und Kelvin Rapieque (TSV Pfersee) gab es noch einen weiteren Aderlass. Es gibt aber auch fünf Neuzugänge: Markus Roth (FC Königsbrunn), Burak Ersoy (Türkgücü Königsbrunn) sowie das Trio Mihai Andrei, Niculae Mahalu und Mihai Hulboaca vom SV Cosmos Aystetten II. „Sie müssen sich alle erst noch in der Bezirksliga beweisen“, sagt Charly Pecher.

Glücks- & Sorgenkinder

Mit den lange verletzten Benni Schmoll, Christian Luichtl oder Daniel Scherer stehen wichtige Spieler wieder auf dem Platz. Auch Thomas Metzenrath ist bald wieder soweit. Dafür ist Tim Hofbauer wieder verletzt. Große Probleme hat der Trainer auch mit der Besetzung der Torhüterposition: „Von drei Keepern sind zwei verletzt.“ Nachdem Christoph Wiesmüller und David Schmid auf längere Sicht ausfallen, steht nur noch Tobias Kastenhuber als einziger Schlussmann für beide Mannschaften zur Verfügung.

Test & Taktik

Karlheinz Pecher hat am Lohwald viele Baustellen, eine große Verunsicherung und gewisse Lähmung vorgefunden. „Die Emotionen waren weg“, will er die Mannschaft aus der Schockstarre führen. In der Vorbereitung hat sich das Team kontinuierlich gesteigert. „Und am Ende sogar wieder Tore geschossen“, freut sich Pecher, dass es Schritt für Schritt vorwärts geht. Zuletzt gab es drei Siege in Folge gegen die die Bezirksligisten VfL Ecknach, TSV Haunstetten und SV Wörnitzstein. Mit einem 4-2-3-1-System soll zunächst einmal Stabilität einkehren. „Es wird aber auch Dellen geben“, sagt der Coach.

Start & Ziel

„Rechnen tun wir gar nicht“, sagt Pecher, „denn um den Klassenerhalt zu schaffen, müssten wir von elf Spielen neun gewinnen. Alles, was wir jetzt holen, sehe ich als Investetition für die Zukunft.“ Deshalb will er auch nicht von Spiel zu Spiel, sondern von Aktion zu Aktion denken. „Dabei werden wir entdecken, dass wir erfolgreich sein können und eine Mannschaft bilden,“ denkt er an die deutschen Eishockeyspieler bei Olympia, das so genannte Team D. Pecher: „Vielleicht werden wir ja ein Team N?“ Den Anfang dazu kann man im Kellerduell gegen Kaufering machen, das Pecher als Schlüsselspiel bezeichnet.

Prognose

Da der Rückstand auf den Relegationsplatz bereits 14 Punkte beträgt, müsste nicht nur ein Wunder geschehen, sondern wahrscheinlich sogar deren zwei, um den Klassenerhalt zu schaffen. Der TSV Neusäß muss sich wohl mit der Kreisliga vertraut machen.

Aufrufe: 014.3.2018, 15:25 Uhr
Augsburger Landbote / Oliver ReiserAutor