2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview der Woche
Foto: System/ Stock.Adobe
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"Mit Delkenheimer Jungs zurück in die KOL"

Nachspielzeit mit Eric Pascal Bender +++ Spielertrainer des FV Delkenheim über seine sportlichen Ziele und die "stärkste A-Liga aller Zeiten"

In unserer Interview-Rubrik "Nachspielzeit" befragen wir wöchentlich in lockerem Rahmen interessante Spieler, Trainer oder Persönlichkeiten der Region über ihren Verein und ihre persönlichen Ziele. Heute zu Gast: Pascal Bender. Der 30-Jährige spielte bereits von 2012 bis 2014 für den FV Delkenheim, bevor es ihn in nach Nordenstadt und Eltville zog, wo er als Stürmer in der Gruppen- und Verbandsliga jahrelang für Gefahr sorgte. Zu Saisonbeginn übernahm er jetzt den Spielertrainerposten beim FVD und will den Verein zu alter Stärke zurückführen. Im Interview spricht Bender über die stärkste A-Liga aller Zeiten, warum er beim FVD angeheuert hat, seine Pläne mit den "Delkenheimer Jungs" und seine Philosophie als Trainer.

Pascal, wie kam es dazu, dass du Trainer wurdest? In der Saison 20/21 hast du in der Verbandsliga für Eltville noch neun Tore in neun Spielen erzielt, das klingt doch so als wärst du als Spieler noch konkurrenzfähig?

Konkurrenzfähig bin ich auf jeden Fall noch (lacht). Ich habe mich dieses Jahr jedoch jobtechnisch nach elf Jahren, die ich beim DFB in Frankfurt war, verändert. Außerdem habe ich vor kurzem geheiratet und in Zukunft steht irgendwann eventuell auch die Kinderplanung an, weswegen ich fußballmäßig insgesamt etwas kürzertreten will.

Und, klappt das als Spielertrainer einer ambitionierten A-Liga Mannschaft?

Gute Frage (lacht). Es ist schwer, da hast du recht. Die Organisation, wie zum Beispiel Spielverlegungen, Kaderplanung für die Saison, aber auch für jeden einzelnen Spieltag, Training und was noch so alles drumherum anfällt, nimmt natürlich eine Menge Zeit in Anspruch.

Wie genau bist du dann als Trainer beim FV Delkenheim gelandet?

Ich wurde schon öfters von unserem zweiten Vorsitzenden Öner Yalciner angesprochen, ob ich es mir vorstellen kann, bei meinem Heimatverein anzuheuern. Mit Delkenheim bin ich damals in meinem ersten Aktivenjahr aus der Kreisliga A aufgestiegen und Pokalsieger geworden. Im Jahr danach sind wir in der Kreisoberliga Zweiter geworden. Nachdem die Rückkehr zum FV schon zweimal gescheitert ist, habe ich jetzt die Chance wahrgenommen, um den Verein zu alter Stärke zurückzuführen.

Was sind deine persönlichen Ziele als Trainer? Und was speziell hast du dir mit dem FV Delkenheim vorgenommen?

Wir haben beim FVD mit Daniel Ritzel (Torwarttrainer), Marvin Funk (Co-Trainer), sowie Hicham Bouaissa, Quassim Kachoudi (Trainerteam der zweiten Mannschaft) und Thomas Pfaffendorf (Spielausschuss) ein starkes Team. Den FVD wollen wir langfristig wieder als Kreisoberligist etablieren, jedoch dreht sich nicht alles nur um die erste Mannschaft. Sie ist zwar das Aushängeschild des Vereins, wir wollen hier aber etwas Nachhaltiges aufbauen, was dem Verein auf lange Sicht helfen soll, stabil und attraktiv zu sein. Deshalb liegt unser Fokus auch darauf, auf Delkenheimer Jungs zu setzen. Mein persönliches Ziel als Trainer ist es, irgendwann mal Gruppenliga oder höher zu trainieren, aber das hat noch Zeit.

Vor der neuen Saison habt ihr in Delkenheim 14 Neuzugänge an Land gezogen, wie habt ihr so viele neue Spieler zu euch gelotst?

Wir haben ihnen von unserem Projekt hier erzählt, was wir in den nächsten Jahren aufbauen und erreichen wollen. Unsere Ideen wollen wir dabei vor allem mit Spielern aus Delkenheim und aus der näheren Umgebung umsetzen. Das sieht man auch daran, dass von den 14 Neuzugängen, zehn Delkenheimer Jungs sind, also hier aus dem Ort kommen oder bei uns in der Jugend gespielt haben. Die mussten wir gar nicht groß „zu uns lotsen“. Am Beispiel Mika Liefermann sieht man, dass es sich lohnt, auf den eigenen Nachwuchs zu setzen. Er könnte noch ein Jahr A-Jugend spielen, ist bei uns aber bereits Stammspieler und hat diese Saison schon sieben Treffer erzielt. Gleiches gilt für seinen Bruder Jan, der am Wochenende auch seinen ersten Startelfeinsatz bekommen wird. Lion Karsten, der bereits bei uns trainiert, darf ab März, wenn er 18 wird, ebenfalls bei uns mitspielen und Einsätze im Tor sammeln. Natürlich freut es mich aber auch, dass alte Hasen wie z.B. Thomas Ströhmann wieder spielen.

Wie schafft ihr es mit so vielen Spielern, dass kein Unmut im Team aufkommt? Es können ja logischerweise nicht alle am Wochenende eingesetzt werden und eine zweite Mannschaft hattet ihr ja auch zuvor schon?

Pascal Bender: Wir werden ab nächster Saison eine dritte Mannschaft melden und bereits im Oktober anfangen Freundschaftsspiele für die Dritte auszumachen. Außerdem stehen wir zwischen der ersten und zweiten Mannschaft im dauerhaften Austausch und kommunizieren viel mit den Spielern. Wir haben zudem extra donnerstags eine Spielersitzung eingerichtet, in der wir Spielern erklären, wo sie sich verbessern können, warum sie am Wochenende in der Ersten, Zweiten oder gar nicht spielen und was wir von ihnen erwarten.

Trotz der vielen Neuzugänge und des dementsprechend großen Kaders hattet ihr zuletzt nur drei bis vier Spieler auf der Bank, warum ist das so?

Ich will, dass alle, die am Wochenende dabei sind auch spielen, das ist meine Philosophie. Ich glaube, dass in der A-Klasse, in der wir spielen, jeder Spieler, der reinkommt, das Niveau auf dem Platz mitgehen kann und es bringt keinem was, wenn er 90 Minuten auf der Bank sitzt. Um den Spielern klar zu machen, warum sie am Wochenende dabei sind oder nicht, hilft gute Kommunikation und der erwähnte enge Austausch im Trainerteam mit der zweiten Mannschaft.

Zu Beginn der Saison hast du mehrmals von Anfang an gespielt bzw. dich selbst eingewechselt, wieso zuletzt nicht mehr?

Pascal Bender: Das liegt einfach daran, dass ich eine leichte Verletzung hatte, ein Zwicken im Oberschenkel, und meiner Frau versprochen habe, dass ich nicht auf Krücken zum Altar humpele. Natürlich hat es im Spiel gegen die DJK Schwarz-Weiß Wiesbaden arg in den Füßen gekribbelt, aber ich hatte die Stimme meiner Frau im Hinterkopf und bin dann draußen geblieben. Wenn ich fit bin, werde ich auch wieder spielen.

Wie sehr schmerzt dieser Punktverlust im Spiel gegen Schwarz-Weiß Wiesbaden?

Natürlich tut das Unentschieden weh, aber man muss sagen, dass Schwarz-Weiß das gut gemacht hat und vor allem Hinten, auf diesem kleinen Platz, sehr kompakt stand. Uns haben in dem Spiel die spielerischen Lösungen gefehlt. Es ist ein Prozess eine Spitzenmannschaft zu werden.

Mit der Germania, dem FSV Wiesbaden, Sonnenberg II und Niedernhausen II gibt es an der Tabellenspitze einige Mannschaften, die konstant punkten und um die Aufstiegsplätze kämpfen. Wie schwierig wird es dieses Jahr aufzusteigen?

Vor allem die drei erstgenannten Mannschaften sind echt stark. Das wird ein sehr enges und knappes Rennen um die Aufstiegsplätze. Meiner Meinung nach ist es die stärkste A-Liga in Wiesbaden aller Zeiten, obwohl ich das natürlich nicht mit Sicherheit sagen kann (lacht). Bei der Germania gehe ich sogar davon aus, dass sie ohne Punktverlust durch die Saison marschieren werden, außer im Rückspiel gegen uns, hoffe ich natürlich. Das Gute ist, wir verspüren keinen Druck dieses Jahr aufsteigen zu müssen. Unsere Truppe wird auch, wenn wir nächstes Jahr wieder A-Liga spielen, so zusammenbleiben wie sie jetzt ist. Das ist der Vorteil, wenn man nachhaltig denkt.

Ihr seid im Aufstiegsrennen definitiv mit dabei, wo könnt ihr euch trotzdem noch verbessern und die entscheidenden Prozentpunkte zusammenkratzen?

Wir haben unter anderem mit Tim Ullmann und Robin Häbe einige Langzeitverletze, die uns, wenn sie wieder fit sind, auf Anhieb weiterhelfen werden. Neben den Verletzten gibt es natürlich auch immer mal wieder Urlauber, am kommenden Wochenende muss ich beispielsweise auf acht Stammspieler verzichten. Auch spielen wir als Mannschaft erst seit kurzem in dieser Konstellation zusammen, müssen uns dementsprechend erst einmal einspielen, das braucht einfach Zeit. Zudem haben wir viele Spieler, die schon länger A-Liga spielen, und es gewohnt sind, schnell lange Bälle in die Spitze zu schlagen. Ich möchte mit dieser Mannschaft aber einen ordentlichen Spielaufbau pflegen, mit Ballbesitzphasen, in die alle Mannschaftsteile mit eingebunden sind. Dafür sollen im Mittelfeld Dreiecke gebildet werden und die Stürmer und Verteidiger maximal 35 Meter voneinander entfernt sein. Diese taktischen Maßnahmen müssen auch erstmal verinnerlicht werden. Insgesamt bin ich aber schon sehr zufrieden damit, wie meine Jungs auftreten.

Aufrufe: 023.9.2021, 13:45 Uhr
Tim StammAutor