2024-05-17T14:19:24.476Z

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Sebastian Bönig (r.) kehrt heute zu den Bayern zurück. Als Co-Trainer von Union Berlin. imago images / Annegret Hilse / Annegret Hilse, via www.imago-images.de
Sebastian Bönig (r.) kehrt heute zu den Bayern zurück. Als Co-Trainer von Union Berlin. imago images / Annegret Hilse / Annegret Hilse, via www.imago-images.de

Herr Bönig, was heißt Wadlbeißer auf japanisch?

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Was Bayern auswärts erleben - das wissen die Bönig-Brüder und Eicke Lenz

Wie geht’s denn den Preußen in Bayern? Irgendwas zwischen sehr gut und ausgezeichnet. Das wissen wir seit vergangener Woche, als Thüringer, Sachsen und Jungs vom Ruhrpott vom bayerischen Alltag berichteten.

Aber wie ist es eigentlich andersrum? Noch besser, wagen wir zumindest zu behaupten. Da wäre zum Beispiel Sebastian Bönig, der Erdinger Fußballer, der im Jahr 2005 nach Berlin ging, wo er nur wenig später Kapitän bei der Union wurde. Inzwischen ist er Co-Trainer beim Kultverein von der Alten Försterei. Und wenn er nach Bayern zurückkommt, dann beruflich. Am Samstag spielt sein Club in der Allianz-Arena gegen den FC Bayern, bei dem Bönig in der Jugend spielte.

Letzteres trifft auch auf seinen älteren Bruder Philipp zu, der dann seine besten Jahre beim Bundesligisten VfL Bochum hatte. Im Pott mochte man den Buam aus Bayern, und manchmal durfte er sogar als Dolmetscher ran. Als Dolmetscher 2.0 wohlgemerkt. Für einen Beitrag des Fernsehsenders SPORT1 sollte er im Jahr 2011 seinen koreanischen und japanischen Mitspielern auf bayerisch erklären, wie man das Pokalspiel gegen den FC Bayern gewinnt. Die Asiaten machten große Aussagen, als er von „Wadlbeißern“ und „Blodern“ sprach und Chong Tese erklärte, dass man „sauba einihaun“ müsse.

Richtig wunderbar muss es als Bayer in den 1970ern gewesen sein, wie uns Eicke Lenz erzählt. Längst ist er Reporter unserer Zeitung, aber damals war er Betriebswirtschaftsstudent in Siegen. „Weil ich nicht mehr jede Woche die 550 Kilometer nachhause zum SV Pulling fahren wollte, habe ich mir oben einen Verein gesucht.“ Also fragte er – es war im Jahr 1972 und er war damals 28 Jahre alt – beim VfB Weidenau nach, ob er dort trainieren könnte. Er erwischte den Wirt des Sportheims, der gleichzeitig Kassier war und das Ganze irgendwie falsch verstanden hatte. „Trainieren? Haben Sie denn einen Schein?“ „Äh ja, den B-Schein.“

Und so wäre Eicke Lenz damals beinahe Trainer eines Vereins geworden, der gerade in die Landesliga aufgestiegen war. Es kam doch nicht dazu, weil der Vereinsvorstand 7:6 gegen ihn war. Unter anderem habe der Schulrat gegen ihn gestimmt, erzählt Lenz. Er wurde dann halt „nur“ Stürmer, was dem Verein auch ganz gut tat. Denn Lenz und der andere Neuzugang, ein A-Jugendlicher, schossen dann die meisten Tore im ersten Landesliga-Jahr, das der VfB als Zweiter beendete.

Geld habe es damals auch gegeben, erzählt Lenz. „Und weil ich deshalb ein schlechtes Gewissen hatte, habe ich noch das Torwarttraining gemacht.“ Sein Schützling damals: Peter Endrulat, später Torwart beim historischen 0:12-Debakel von Borussia Dortmund gegen Mönchengladbach. Aber das ist eine andere Geschichte. Bleiben wir noch kurz bei Eicke Lenz, der damals nur „Der Bayer“ genannt wurde, „obwohl ich nie Dialekt gesprochen habe“.

Der heute 74-Jährige schwärmt noch immer von seiner Zeit im Siegerland, wo er ausschließlich auf Roter Erde gespielt hat und wo die Stadien noch nicht „Arena“ hießen, sondern Glückauf-Kampfbahn. Harte Zeiten, aber verletzt habe er sich nie. Das passierte erst wieder zuhause, auf dem Rasenplatz in Moosinning: Er war in ein Loch getreten und zog sich eine Bänderverletzung zu.

Aufrufe: 026.10.2019, 12:05 Uhr
Erdinger Anzeiger / Dieter PriglmeirAutor